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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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schämst dich gar nicht, ein Feigling zu sein?«
    »Nein«, erwiderte Rankstrail munter. »Und warum sollte ich? Ihr seid die Ritter ohne Furcht und Tadel! Ich bin ein Söldner, ich kämpfe schließlich nicht für den Ruhm, ich werde dafür bezahlt. Ein Drache macht uns Angst, und außerdem weiß ich ja, dass Ihr da seid. Zieht Ihr in diesen Kampf, Ihr seid unerschrocken und fürchtet Euch vor nichts, und ich kehre zurück zu den Orks.«
    »Du bist ein Feigling«, zischte Argniòlo.
    »Das stimmt!«, gab der Hauptmann seelenruhig zu. »Und da wir uns darüber einig sind, kann ich nun gehen?«
    Davon konnte gar keine Rede sein. Argniòlo setzte ihn davon in Kenntnis, dass von diesem Augenblick an er selbst und seine Leute die Schwere Kavallerie waren, während Rankstrail und etwa fünfzig von seinen Männern die Leichte Kavallerie bildeten. Sie hatten bis zum Abend Zeit, sich Pferde zu beschaffen. Im Morgengrauen würden sie aufbrechen, um die Flüchtenden aufzuhalten, besser gesagt um ihnen den Weg abzuschneiden.
    Kavallerist zu werden, ist der große Traum jedes Infanteristen, ein Aufstieg, der ihn fast in die Position eines achtbaren Mannes erhebt, aber nicht in diesem Augenblick, nicht nach dem, was Aurora gesagt hatte, und nicht wenn er nicht verstand, was vor sich ging. Rankstrail versuchte einzuwenden, sie könnten nicht einmal reiten, was nicht ganz stimmte, und sie verstünden nichts von Pferden, was nicht ganz falsch war, aber diesmal hatte Argniòlo das letzte Wort.
    »Hauptmann, bist du nicht der Mann der Wunder? Alles, was du anpackst, scheint dir zu gelingen. Ich bin mir sicher, du schaffst auch das.«
    »Wenn von Wunder die Rede ist, dann ist eines gemeint, Exzellenz, ein Wunder. Wenn es zwei oder drei sind, spricht man von Wundern, und das ist etwas anderes. Hier müssen wir uns etwas einfallen lassen, wie man an Pferde kommt, dann müssen wir versuchen herauszufinden, wie man auf denen sitzt und auch darauf sitzen bleibt, sodann müssen wir den Drachen ausfindig machen, und dann wird es noch ein Problem sein, ihm klarzumachen, dass er sich töten lassen soll. Ihr wollt doch wohl nicht, dass wir ihn für Euch töten, den Drachen? Wie macht man denn das?«
    »Ein Drache ist nicht schwer zu töten, am Bauch ist er sehr verwundbar. Die Schuppen sind dort so dünn wie bei einer Schlange.«
    »Wir schießen unsere selbst gebastelten Pfeile auf ihn ab, auf Pferden sitzend, auf denen wir uns gar nicht halten können? Wenn Ihr doch so gut unterrichtet seid, warum tötet Ihr ihn dann nicht selbst? Und wenn wir ihn für Euch erlegen, was ist dann mit dem Ruhm? Was wollt Ihr denn dann in fünfzig Jahren Euren Enkeln erzählen, abends beim Feuer, wenn es draußen regnet? Ihr seid da, Ihr seid die Besten, Ihr tötet den Drachen, weil Ihr die Tapfersten seid, und wir kehren zurück zum Gespaltenen Berg, um die Orks zu bekämpfen, denn Ruhm gibt es dort keinen zu holen. Wir werden ja auch keine Enkel haben, denen wir etwas erzählen. Und sollten wir doch welche haben, dann erzählen wir ihnen eben, dass wir Euch begegnet sind. Das ist immer noch besser, als ihnen zu sagen, wir hätten den Drachen getötet. Kann ich jetzt gehen?«
    Keiner sagte etwas. Rankstrail wandte sich zum Gehen.
    »Hauptmann«, rief ihn einer von den anderen zurück, der bis dahin schweigend dagesessen hatte. Es war der Mann, der Rankstrail die Landkarte übergeben hatte, der alte Ritter mit der goldenen Ordenskette. »Ihr seid zum Hauptmann der Leichten Kavallerie ernannt worden, behaltet aber gleichzeitig das Kommando über die Leichte Infanterie, der Verwaltungsrichter hat die Urkunde unterzeichnet.« Der Mann seufzte, ohne ihm ins Gesicht zu sehen, und Rankstrail begriff, dass er mit dieser Entscheidung nicht nur nicht einverstanden war, sondern sich auch schämte, dass er sie nicht hatte verhindern können. Er warf Argniòlo einen Blick zu und fuhr fort: »Auch mir ist klar, dass … dass es … wenn der Ausdruck gestattet ist«, zweiter Blick zu Argniòlo, »riskant ist, Männer gegen die Feinde der Grafschaft zu schicken …«, dritter Blick zu Argniòlo, »zweifellos tüchtige Männer, die aber nicht reiten können, vor allem wenn unter den Feinden der Grafschaft ein Drache ist. Im übrigen haben Eure Männer die Orks im Osten abgewehrt und diese Gebiete sind jetzt schutz- und wehrlos. Niemand mehr wird die Orks aufhalten, Hauptmann, außer Ihr seid morgen siegreich. Sterbt Ihr, so haben wir niemanden mehr, den wir in die Grenzlande

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