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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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schickte. Im Quersack hatte er ein paar Kupfergroschen, die er aufgehoben hatte, um mit seinem kleinen Bruder Sesamkringel mit Honig essen zu können, wenn er im nächsten Urlaub nach Hause kam.
    Er suchte sich ein Pferd für sich selbst aus, einen schönen Fuchs, und ließ ihn beim Verkäufer, während er in Begleitung von Lisentrail, der den Weg kannte, in den unteren Teil der Stadt ging, in eine dunkle Gasse, die ganz im Schatten lag und wenig originell Wucherergasse hieß.
    Die Häuser waren hoch und schmal und standen so dicht beieinander, dass man sich teils seitlich zwischen ihnen hindurchzwängen musste. Die Gasse war steil und an vielen Stellen von Treppen unterbrochen.
    »He, Hauptmann«, sagte Lisentrail, »pass auf, wer hier durchkommt, landet früher oder später beim Henker.«
    Der Hauptmann nickte. Er würde aufpassen. Er wusste, was in der Grafschaft Daligar mit denen geschah, die ihre Schulden nicht beglichen.
    Er fragte den einzigen Menschen, den sie trafen, einen Mann, der in einem langen Gewand in völlig verblichenem Schwarz auf einer Türschwelle saß, wo sie einen Geldverleiher finden könnten.
    Der Alte sah ihn verwundert an.
    »Mann!«, sagte er. »Wir hier sagen Wucherer dazu. Siehst du, Mann, jetzt erklär ich es dir. Jedes Jahr verdoppelt sich der Zins, so kann ich sicher sein, dass du dir Mühe gibst. Wenn du nicht zahlst, dann ist da der Henker, so kann ich mir immer sicher sein, dass du dir Mühe gibst; aber ich bin gutmütig, den Henker rufe ich nur, wenn ich mich geprellt fühle, wenn einer mir nichts gibt oder zu wenig. Das kommt, weil ich gutmütig bin. Stell dir vor, ich habe einen Freund, dem habe ich vor acht Jahren einen Taler geliehen, als sein Töchterchen zur Welt kam, und er kann mir jedes Jahr nur einen Taler zurückgeben statt zwei, aber ich rufe nicht den Henker.«
    »Sicher, warum solltest du?«, überlegte Rankstrail. »Bis auf den heutigen Tag hat er dir acht Taler gegeben und er schuldet dir immer noch einen. Ihn zum Henker zu schicken, das würde bedeuten, die Henne mit den goldenen Eiern zu schlachten.«
    »Auch, aber außerdem bin ich gutmütig.«
    »Sozusagen ein Heiliger«, bestätigte der Hauptmann.
    Damit das Ganze bloß eine Verrücktheit und kein regelrechter Selbstmord würde, lieh Rankstrail sich nur fünf Taler, eine Summe, die er theoretisch wieder hereinbekommen konnte, da sein Sold als Hauptmann der Leichten Kavallerie ja höher war. Einen sechsten Taler bekam er, indem er dem Wucherer schweren Herzens den Dolch mit dem Olivenholzgriff verkaufte, den man ihm in Scannuruzzu geschenkt hatte. Einen siebten Taler hätte er bekommen können, wenn er den Wolf verkaufte, der ihm überallhin folgte, aber da weigerte er sich.
    Der Pferdehändler war unnachgiebig. Für den Fuchs wollte er zehn Täler und da war nichts zu machen. Aber um den Hauptmann nicht unbefriedigt zu lassen, um ihn nicht ohne Pferd wegzuschicken, konnte er ihm für sechs Täler Zecca geben, das war ein Geschäft, denn in gewissem Sinn war das ein Prachtstück für seinen Preis. Sicher durfte man nicht nur nach dem Äußeren gehen. Der Hauptmann wollte schon fragen, warum das Pferd Zecca hieß, aber dann sah er es und die Frage erübrigte sich.
    »Ein Pferd ist es allemal, wenn es darum geht«, sagte der Verkäufer, und der Hauptmann musste ihm beipflichten.
    Ein Pferd war es, wenn es darum ging.
    »Mit Sattel«, versicherte der Verkäufer.
    Der Hauptmann zögerte einen Augenblick, bevor er das Geschäft endgültig abschloss. Er wusste wohl, dass er keine andere Wahl hatte, als Zecca zu kaufen. Er wollte nur so lang wie möglich, und sei es auch nur für einen Augenblick, den Zeitpunkt hinauszögern, da er der Besitzer von Zecca wurde.

Kapitel 17
    Am nächsten Morgen wurden sie nach Arstrid geschickt, zu der tiefen Schlucht mit den steilen Wänden, die der Dogon sich durch das Massiv der Dunklen Berge gegraben hatte. Der Auftrag lautete zu warten, man wusste nicht genau, auf wen, und auch nicht, was genau mit ihm zu machen sei.
    Die Grundkenntnisse im Reiten, die sie sich auf den gutmütigen Tieren am Gespaltenen Berg erworben hatten, reichten Rankstrail und seinen Männern aus, um neben Argniòlos Kavalleristen eine passable Figur zu machen; ein feiner Nebel lag an diesem Herbstmorgen über dem Dogon und seinen schilfbewachsenen Ufern.
    Sie waren lang vor Morgengrauen aufgebrochen, und als sie am Ziel ankamen, stand die Sonne schon hoch.
    Die Schlucht war ein tiefer, dunkler Einschnitt im

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