Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork
schicken können. Wenn Ihr aber, die Götter mögen es verhüten, desertiert oder den Befehl verweigert … das ist natürlich nur so dahingesagt, Hauptmann, ich weiß ganz genau, dass das auch nicht im Entferntesten in Betracht kommt, so aberwitzig und verantwortungslos könntet Ihr nicht sein, Euch selbst, Eure Männer und, nach den jüngsten Bestimmungen, auch die Familienangehörigen Eurer Männer … dem auszusetzen, was an Strafen vorgesehen ist … zu Recht vorgesehen ist … nach den jüngsten Bestimmungen …«, der Mann wurde immer langsamer. »… sollte dies geschehen, so würden die dreizehn Henker von Daligar nicht ausreichen, und man würde noch mehr beschäftigen müssen. Und wenn die Henker fertig sind, fallen die östlichen Gebiete in die Hände der Orks. Ihr werdet morgen zusammen mit Sire Argniòlo hinausziehen und werdet Euch gegenseitig unterstützen. Sieg oder Tod, Hauptmann; eine Niederlage würde als Hochverrat angesehen«, schloss der Mann sehr leise. »Es tut mir leid«, setzte er überraschend noch hinzu und schlug die Augen nieder.
Es trat ein Schweigen ein, das nicht einmal der aufgebrachte Argniòlo zu brechen wagte.
»Ich hätte noch eine Frage«, sagte der Hauptmann schließlich zu dem alten Ritter.
Der Mann hob den Kopf und sah ihn an.
»Dürfte ich Euren Namen erfahren? Wenn wir uns das nächste Mal begegnen, würde ich Euch gern begrüßen können.«
Der alte Ritter brauchte ein Weilchen, bis er verstand. Er lächelte nicht, erhob sich aber und stellte sich liebenswürdig vor. »Ich bin Follio, Graf von Daligar, mein Herr, aber mittlerweile ist das nur noch ein Ehrentitel. Er bedeutet lediglich, dass ich der letzte Nachfahr der Gründerväter der Stadt bin.«
Rankstrail antwortete mit einem Kopfnicken.
Argniòlo beschloss, dass der Zeitpunkt gekommen sei, seine Stimme wieder vernehmen zu lassen. Während er hinausging, hörte der Hauptmann sie noch munter und spöttisch hinter sich: »Morgen im Morgengrauen müsst Ihr bereit sein. Wir werden Euch mitteilen, was Ihr zu tun habt und wie. Ich bin mir sicher, schlau, wie Ihr seid, werdet Ihr Euch Pferde zu beschaffen wissen und auch damit umgehen können, alles andere wäre Desertion. Ich bin mir auch sicher, tapfer, wie ihr seid, werdet Ihr sie aufhalten. Alle, die aufgehalten werden müssen. Alles andere wäre Hochverrat.«
Im Stillen verwünschte Rankstrail ihn. Er hatte nicht begriffen, ob sie ihn benutzen wollten, um den Elfen zu vernichten, oder ob sie den Elfen benutzen wollten, um ihn und die Seinen zu vernichten. Wenigstens eines der beiden Ziele würden sie erreichen, wenn nicht beide gleichzeitig.
Zurück im Lager vor den Stadtmauern, rief er seine Soldaten zusammen und informierte sie von der Tatsache, dass sie nunmehr die Leichte Kavallerie waren. Die Auswahl der Reiter war nicht schwer. Alle, die mit ihm am Hochfels gewesen waren, denn die hatten noch den Sold, den der Geldverleiher ihnen gezahlt hatte, dazu noch das bisschen, was in den letzten zwei Jahren bezahlt und nicht angetastet worden war, da der Hauptmann ja mit den Dorfvorstehern Unterkunft und Verpflegung der Truppe vereinbart hatte. Es waren seine Getreuesten und nicht zufällig auch jene, die am Gespaltenen Berg Reiten gelernt hatten, denn alle, der eine mehr, der andere weniger, hegten bei sich den Traum, sich von dem bisschen Geld, das sie beiseitegelegt hatten, ein Pferd kaufen zu können und Kavallerist zu werden.
Giftig murmelte Siuil vor sich hin, wie immer habe der Hauptmann ja überhaupt keine Ahnung, was Leiden sei, wie immer mühelos und ohne alles Leiden werde er zum Befehlshaber der Kavallerie befördert; aufgebracht und von oben herab bat er sodann, nicht zur Kavallerie gehören zu müssen, sie könnten ohne ihn genauso gut auskommen.
Die Pferde waren in den Stallungen der Grafschaft, nicht weit von dem Eselsstall, der ihnen zwei Jahre zuvor als Unterkunft gedient hatte. Die Ställe waren gedrängt voll. Wenigstens für die Reittiere hatte Argniòlo gesorgt. Rankstrail verhandelte für alle, um zu vermeiden, dass sie sich gegenseitig Konkurrenz machten, und um den Preis für die Pferde niedrig zu halten. Er konnte einen Preis von zehn Silbertalern das Stück, einschließlich Sattel und Zaumzeug, heraushandeln. Lisentrail hatte nur acht Taler: Alles, was er dafür bekommen konnte, war Krummschwanz, eine alte Stute, launisch und unberechenbar. Der Einzige, der nichts hatte, war Rankstrail, weil er nach wie vor alles Geld seinem Vater
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