Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten Städte der Erde

Die letzten Städte der Erde

Titel: Die letzten Städte der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
gefragt – gefragt, ob irgend jemand im Team vielleicht Hintergedanken haben könnte. Hat jemand von euch geredet?«
    Alle schüttelten den Kopf, einer nach dem anderen. »In Ordnung dann.« Jino stieg in den Anzug, zog den Reißverschluß hoch, und die anderen zogen sich die Kapuzen über und hängten sich die Masken zurecht. »Alles klar«, meinte Jino. Er gurtete sich das Geschirr um die Brust und zwischen den Beinen hindurch, nahm das Clipbrett und hakte es sich an den Gürtel. »Die Sache ist sowieso schon in Gang. Ich habe die Zahlen bekommen. Alles, was wir tun müssen, ist, diese Daten zu entwickeln; alles ist durchgerechnet; sie haben mir den Entwurf für das gegeben, was wir einreichen müssen. Ist das schwierig?«
    Wieder schüttelten sie die Köpfe. Johnny hatte einen bitteren Geschmack im Mund. Er wand sich mit den Schultern in das eigene Geschirr, zog es hoch und hakte es fest, überprüfte das kostbare Seil, in seinem Behälter zusammengerollt, um sicherzugehen, daß es sich glatt aufrollte und die Bremse auch so stoppte, wie sie sollte.
    »Also los!« sagte Jino. »Raus jetzt mit uns!«
    Sie setzten sich in Bewegung. Sam öffnete die Zugangstür, eine runde Luke; der Wind heulte herein, zwar nicht mit der Kraft wie in dem Fall, wenn auch die hintere Tür offenstand, aber sie mußten sich festhalten, sonst hätte er sie umgerissen. Poll fluchte und hüpfte etwas, war nervös. So war es immer beim Hinausgehen. Sam ging als erster, hakte sein erstes Seil an das Zugangsöhr, schwang sich hinaus und war sofort außer Sicht. In den Wind gebeugt, blickte er für einen Moment nach unten und drehte sich erst dann zum Gebäude um. Sarah stieg als nächste hinauf, sobald das Uhr wieder frei war.
    Dann war Johnny an der Reihe. Er hakte sich ein, blickte hinaus in den schmetternden Wind, in den Ausblick, den die Einwohner nie ungeschützt sahen. Er zog sich die getönte Maske über das Gesicht, und das Gleißen der Sonne löste sich im fernen, schwindelerregenden Horizont auf. Er trat auf den Sims, ruckte, um sicherzugehen, daß seine Seilbremse auch stoppte, bevor er diesem sein Gewicht anvertraute. Das war es, was die Bodenmenschen niemals auf sich nehmen konnten, diese erste vertrauende Bewegung, mit der er sich hinausschwang, die schwindelerregende Krümmung des Stadtberges unter sich, Fenster und Simse... abgeschirmte Simse weiter unten, wo die Krümmung stärker wurde, und schließlich nur noch Glasplatten, dick und solide, die Fenster des Grundes, die als Oberlichter funktionierten, die so dick waren, weil stets die Möglichkeit bestand, daß etwas durch eines hindurchfiel... Eis im Winter, das sich aufbaute und dann wie Speere hinunterkrachte, Speere mit einem Gewicht von mehreren Zentnern – oder der stürzende Körper eines Liners, was auch schon passiert war, oder etwas, was ein Liner fallenließ – wenn das vorkam, reichte es, um diese Person für einen Moment auf den Grund zu schicken: selbst ein Bolzen, der aus dieser Höhe herabstürzte, wurde zu einem tödlichen Geschoß.
    Neunzig Stockwerke hinunter.
    Die isolierten Anzüge schützten kaum vor der Kälte. Die Masken taten es, andernfalls wären ihre Augen in dem schneidenden Wind im Nu zugefroren, ebenso die Membranen der Atemgeräte, was Ersticken bedeutet hätte. Jeder Quadratzentimeter ihrer Körper war bedeckt. Johnny hakte sein Seil an einen weiteren Bolzen, zog den anderen heraus und schwang sich in einem weiten Bogen abwärts, so daß die Steine, an denen er vorbeiflog, sich verwischten, fing sich am nächstgünstigen Sims mit einem Griff ab, der Übung verhieß und von Verachtung für die Methoden von Neulingen kündete, die geradlinig an ihrem Seil hinabkletterten und sich mühsam wieder hocharbeiteten. Er hatte seine Aufstiegslinie jetzt über sich, die Nummer Zehn; Sarah hatte die elfte, Sam die zwölfte; Poll, die hinter ihm kam, die neunte; Jino die achte in der Nähe des Eingangs. Klettern und Kartographieren und nach Rissen Ausschau halten, nach wirklichen Rissen, das war ihr eigentlicher Job; und Fluch auf jede Lüge. Er versuchte, nicht daran zu denken. Sie hatten trotzdem noch einen Job zu verrichten, die Routine der Reparatur des Bauwerks. Und hier draußen zumindest war die Luft klar, hatte das Bewußtsein eine fortlaufende Aufgabe, die stetig alle Konzentration erforderte... eine kleine Bewegung nach der anderen, die Augen geradeaus gerichtet und den Verstand beisammen.
    Sie prüften und kletterten, eine gleichmäßige

Weitere Kostenlose Bücher