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Die letzten Tage von Hongkong

Die letzten Tage von Hongkong

Titel: Die letzten Tage von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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identifiziert worden, und jede davon wiederholte sich in der DNA der zu den Köpfen gehörigen Haarfollikel. – Polly, Jekyll und Hyde waren das Hackfleisch in dem Bottich.
    Aston schickte Faxe der drei Gesichter an alle ausländischen Konsulate in Hongkong und wies immer eigens auf Polly hin, weil sie vermutlich die einzige Nichtasiatin war. Dem amerikanischen und den westeuropäischen Konsulaten legte er eine besondere Bitte bei: Sie sollten die Liste der Vermißten überprüfen, die vermutlich während eines Urlaubs im Fernen Osten verschwunden waren. Er selbst sah die verfügbaren Verzeichnisse vermißter Personen für Hongkong, Manila, Singapur, Taipeh und Bangkok, die vier nächstgelegenen Städte, die sich bei Fremden der größten Beliebtheit erfreuten, durch.
    Chan las den odontologischen Bericht, ohne viel zu verstehen, stand auf, zündete sich eine Zigarette an und knallte das Dokument auf Astons Schreibtisch. »Sie haben doch erst kürzlich den Kurs gemacht. Was bedeutet ›in sechzehn oben fehlt Amalgam‹? Welcher Zahn ist oben sechzehn?«
    Aston las laut vor. »Vorderer Backenzahn unten 28, Krone fehlt. Schneidezähne 9, 24, 25 und 8 abgebrochen. Das gleiche gilt für die Eckzähne 10, 23, 26 und 7. Haben diese Schweine sie ihr eingeschlagen?« Aston starrte Chan an.
    Chan streckte die Hand nach dem Bericht aus und blätterte darin. »Bei den andren ist’s das gleiche. Schauen Sie. Sind denen allen die Zähne eingeschlagen worden?«
    Während Aston ihm über die Schulter schaute, blätterte Chan weiter den Bericht durch und las dann die erste und die letzte Seite genauer. Er hob den Blick und sah Aston an.
    »Wahrscheinlich.« Er seufzte. »Das heißt, daß wir rüber in die Arsenal Street müssen.«
    Aston gab ein grunzendes Geräusch von sich und richtete seine Aufmerksamkeit auf ein großes Diagramm an der Wand zwischen den beiden Schreibtischen.
    Chan folgte Astons Blick. Über dem Diagramm stand »Hierarchische Struktur einer modellhaften Triade«. Darunter hatte jemand gekritzelt: »Was haben Feuerwerke, geschnürte Füße, Nudeln und organisiertes Verbrechen gemein? Antwort: Kommt alles aus China.«
    Chan hatte keine Ahnung, woher das Diagramm stammte. Es war vor Jahren aufgetaucht, und er hatte sich nie die Mühe gemacht, es abzuhängen. Es hatte die Form eines mit traditionellem Gewand bekleideten Kaisers. Die Zehen des Kaisers bildeten die Fußsohlen oder sze kau, die den Namen »49er« trugen. Die Zahlen wurden zusammen mit dem Status höher, so daß ein General namens »Roter Mast« die Nummer 426 bekam. Das ging so weiter bis zum Kopf des Kaisers.
    Aston fragte: »Stimmt es, daß das organisierte Verbrechen seinen Ursprung in China hatte?«
    »Wissen Sie das nicht?«
    Normalerweise trafen die englischen Jungpolizisten mit detailliertem Wissen über die Triaden in Hongkong ein: der Aufstand der schwarzen Mönche aus dem Shao-Lin-Kloster, die alte Triadenstadt Muk Yeung Shing und all die mittelalterlichen, blutbefleckten weißen Gewänder sowie die Initiationsfeierlichkeiten, die mehrere Tage dauerten. Die Hälfte der gweilo -Polizisten, die er ausgebildet hatte, wollte einen Roman über die Triaden und den Drogenhandel schreiben.
    »Nun, ich weiß Bescheid über den Aufstand der Mönche im Shao-Lin-Kloster und über die Fünf Tigergeneräle, ja.«
    »Natürlich. Haben Sie schon mit Ihrem Roman angefangen?«
    Aston wurde rot.
    Chan lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah Aston an.
    »Die Chinesen haben das organisierte Verbrechen nicht erfinden müssen, das ist ohne ihre Hilfe schon auf der ganzen Welt gelaufen. Unsere Triaden nehmen nur deshalb eine besondere Stellung innerhalb der Geschichte ein, weil sie chinesisch sind. Aber letztlich ist die Sache ganz einfach. Man muß nur jemanden finden, der die Geschichte kennt, und ihn zum Zeremonienmeister ernennen. Wenn’s nicht so leicht wäre, würde es nicht so viele von ihnen geben.«
    Gleich neben dem Diagramm hing eine Liste mit den bekanntesten Triadenorganisationen, die von Hongkong aus operierten: Sun Yee On; der Bambusverbund; 14K; Fei Lung …
    »Aber die Triaden gibt’s schon sehr lange, stimmt’s? Die hatten auch was mit Politik zu tun, oder?«
    »Tja, so heißt es zumindest. Bekannt ist jedenfalls, daß sie während des Bürgerkriegs die Kuo Min Tang unterstützt haben. Normalerweise hassen organisiertes Verbrechen und Kommunisten einander.«
    »Stimmt das immer noch? Daß die Roten die 14K hassen oder so?«
    Chan war sich

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