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Die letzten Tage von Hongkong

Die letzten Tage von Hongkong

Titel: Die letzten Tage von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Kopie des Berichts heraus und las vor: »31, 32, 16, 17 – bei allen fehlt Amalgam.«
    Lam ließ den Blick von Aston zu Chan wandern. »Sie haben noch nie etwas mit forensischer Odontologie zu tun gehabt?«
    Chan räusperte sich und hätte fast wieder nach einer Zigarette gegriffen. »Nein, nicht so richtig. Jedenfalls nicht in Mongkok. Hier beißen sich die Leute nur selten gegenseitig. Zur Identifizierung dienen uns im allgemeinen Ausweise und Fingerabdrücke. Über Fingerabdrücke kann ich Ihnen alles sagen. Schlingen, Deltas, Furchen, Gabelungen, Inseln, Bogen. Normalerweise wissen wir, wer das Opfer ist, wir wissen nur nicht immer, wer es ermordet hat.«
    Lam schob seine Brille hoch. Sie war so dick, daß sie seine Augen verzerrte. Es war, als sehe man zwei ovale Fische in einem Aquarium an.
    »Verstehe. Schauen Sie.«
    Aus einer Aktentasche holte er das Diagramm eines menschlichen Mundes. »Es ist einfach. Einfacher als Fingerabdrücke. Der Mensch hat zweiunddreißig Zähne. Die Hälfte davon wächst aus dem Oberkiefer, die andere aus dem Unterkiefer. Die eine Hälfte befindet sich auf der rechten Seite, die andere auf der linken. Bis jetzt alles klar? Gezählt wird von oben rechts nach oben links und dann von unten links nach unten rechts. So trifft der obere Backenzahn mit der Nummer drei auf den unteren Backenzahn mit der Nummer zweiunddreißig. Bei der Nichtasiatin fehlen in den meisten Backenzähnen die Füllungen.«
    »Deutet das auf Gewalteinwirkung hin?«
    »Nein, nein. Eher auf Nachlässigkeit. In der Jugend waren ihre Zähne erstklassig versorgt, aber später ist sie nicht mehr zum Zahnarzt gegangen. Wenn Sie nach Hinweisen auf Gewalteinwirkung suchen, müssen Sie sich anderswo umsehen.« Er nahm den größten der drei Kiefer in die Hand. »Hier.«
    Er legte den Kiefer in seine linke Hand, klappte ihn auf und deutete mit dem Zeigefinger auf die oberen und unteren Schneidezähne. »Ich habe die Zähne der Verstorbenen aus Kunststoff nachformen lassen. Sehen Sie, alle vier Schneidezähne waren abgebrochen.« Er kratzte mit dem Finger an den Zähnen herum. »In den echten Kiefern sind die Überreste von allen vier Schneidezähnen scharf, noch nicht abgenutzt vom Kauen. Folglich sind sie erst vor kurzem abgebrochen. Sehen Sie noch mal her.«
    Er legte den Kiefer auf dem Tisch ab. Er klappte grinsend auseinander. Dann nahm er den zweiten, zeigte Chan und Aston die gleichen Schäden und wiederholte die Prozedur beim dritten Kiefer. Alle drei Opfer hatten abgebrochene Schneidezähne.
    Chan kratzte sich am Kopf. »Macht’s Ihnen was aus, wenn ich rauche? Es ist ja sonst niemand da.«
    Lam zuckte mit den Achseln. »Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Aber es ist schlecht für die Zähne. Sie bekommen Zahnstein vom Rauchen, und Zahnstein fördert Karies.«
    Chan zündete sich dankbar eine Zigarette an. Von allen Drogen gelangte Nikotin am schnellsten ins Gehirn. Das hatte er irgendwo gelesen.
    »Viel Sinn ergibt das aber nicht, oder? Ich meine, wenn man jemanden zusammenschlagen möchte, na schön. Frauen sind besonders empfindlich am Mund und im Gesicht. Aber wenn man jemanden durch den Fleischwolf drehen will, warum schlägt man ihm dann vorher die Zähne aus?«
    Lam lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und faltete die kleinen Hände über dem Bauch. Hinter der dicken Brille blitzten Eitelkeit und beruflicher Stolz auf.
    »Ich glaube nicht, daß irgend jemand ihnen die Zähne eingeschlagen hat.«
    »Wieso das?« Chan nahm einen weiteren Zug aus der Zigarette.
    »Schauen Sie.«
    Lam nahm wieder den größten der drei Kiefer in die Hand und öffnete ihn weit. Dann ging er durchs Labor zu einem kleinen Bücherregal mit Glastüren. Er schob eine der Türen zurück und nahm ein Buch heraus. Er legte es in den geöffneten Kiefer und ließ ihn zuklappen.
    »Abgebrochene Zähne ergeben einen ziemlich gleichmäßigen Biß. Die Schneidezähne ragen nicht über die anderen Zähne hinaus.«
    »Und? Wollen Sie damit sagen, daß alle drei Opfer beim Essen auf denselben Stein gebissen haben?«
    Lam setzte sich, Buch und Kiefer noch immer in der Hand.
    »Denken Sie nach. Soweit wir wissen, sind sie durch den Fleischwolf gedreht worden. Lebendig.« Noch einmal ließ er den Kiefer mit dem Buch zuklappen. »Bei lebendigem Leib durch den Fleischwolf gedreht.« Der Zahnarzt sah Chan und Aston an, um festzustellen, ob sie begriffen hatten, was er sagen wollte.
    Chan bemerkte, daß Aston zitterte. Der junge Mann, der die

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