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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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erholen wegen unglücklicher Liebe,« sagte er. »Wohlan, wende dieses Gesicht dem Undankbaren zu; welch kräftigeren Liebeszauber könnte ich Dir geben?«
    »Oh, laß diese Artigkeiten,« bat Julia; »es ist allerdings ein Liebeszauber, den ich von Deiner Kunst erbitten wollte!«
    »Schöne Fremde,« entgegnete Arbaces etwas höhnisch, »Liebeszauber gehören nicht zu denjenigen Geheimnissen, zu deren Erlangung ich die Nächte durchwacht habe.«
    »In der That? Dann verzeih mir, großer Arbaces, und lebe wohl!«
    »Halt,« rief der Egypter, der trotz seiner leidenschaftlichen Liebe zu Ione für die Schönheit seines Gastes nicht unempfindlich war und der, wäre sein Befinden besser gewesen, wohl versucht haben dürfte, die schöne Julia durch andere Mittel als durch die einer übernatürlichen Wissenschaft zu trösten; »halt, obwohl ich, wie gesagt, die Zauberei der Liebestränke Denen überlassen habe, die ein Gewerbe aus deren Verfertigung machen, so bin ich doch keineswegs so abgestumpft für Schönheit, um in früheren Jahren nicht selbst solche Getränke angewandt zu haben. Wenn Du aufrichtig gegen mich sein willst, so kann ich Dir wenigstens einen Rath geben; sage mir also zuerst, bist Du unverheirathet, wie Deine Kleidung anzeigt?«
    »Ja,« sagte Julia.
    »Und, nicht begabt mit Reichthum, möchtest Du gerne einen vermöglichen Feier anlocken?«
    »Ich bin reicher als der, welcher mich verachtet.«
    »Sonderbar und immer sonderbarer, und Du liebst ihn, der Dich nicht liebt?«
    »Ich weiß nicht, ob ich ihn liebe,« antwortete Julia stolz, »aber ich weiß, daß ich über eine Nebenbuhlerin zu triumphiren wünsche – ich möchte sehen, wie der, welcher mich verwarf, um mich freite, sehen, wie die, welche er mir vorzog, nunmehr ihrerseits verachtet würde.«
    »Ein natürlicher und des Weibes würdiger Ehrgeiz,« sagte der Egypter in einem für Ironie zu ernsten Tone; »aber noch mehr, schöne Jungfrau, willst Du mir den Namen Deines Geliebten anvertrauen? Kann er ein Pompejaner sein und Reichthum verschmähen, selbst wenn er blind gegen Schönheit sein sollte?«
    »Er ist aus Athen,« antwortete Julia, die Blicke senkend.
    »Ha,« rief der Egypter ungestüm und das Blut trat ihm in die Wangen; »es gibt nur einen jungen Athener von edler Abkunft in Pompeji. Sollte es Glaukus sein, von dem Du sprichst?«
    »Ach, verrath' mich nicht – so heißt er in der That.«
    Der Egypter fuhr zurück, starrte gedankenlos auf das abgewandte Gesicht der Kaufmannstochter und fragte sich selbst leise, ob diese Unterredung, die er bis jetzt bloß oberflächlich behandelt hatte, indem ihm die Leichtgläubigkeit und Eitelkeit seines Besuches Spaß machte, ihm nicht für seine Rache von Nutzen sein könne.
    »Ich sehe, Du kannst mir nicht beistehen,« sprach Julia, durch sein fortgesetztes Stillschweigen beleidigt, »Bewahre wenigstens mein Geheimnis – noch einmal, lebe wohl!«
    »Jungfrau,« hub der Egypter in ernstem und feierlichen Tone an, »Deine Bitte hat mich gerührt, ich will Dir an die Hand gehen. Höre mich: Ich selbst habe mich nie mit diesen untergeordneten Mysterien befaßt, aber ich weiß Jemand, der sich damit abgibt. Am Fuße des Vesuv, keine Meile von der Stadt entfernt, wohnt eine mächtige Hexe; im üppigen Thau des Neumonds hat sie die Kräuter gesammelt, welche die Kraft besitzen, Liebe in ewige Fesseln zu legen. Ihre Kunst kann Deinen Geliebten Dir zu Füßen werfen. Suche sie und nenne ihr den Namen des Arbaces; sie fürchtet diesen Namen und wird Dir von ihrem stärksten Tranke geben.«
    »Ach,« antwortete Julia, »ich weiß den Weg zu dem Hause derjenigen, von welcher Du sprichst, nicht, und trotz seiner Kürze ist er dennoch zu lang für ein Mädchen, die das Haus ihres Vaters heimlich verläßt. Die Gegend ist mit wilden Reben verwachsen und durch abschüssige Höhlen gefährlich. Einem Fremden wage ich mich nicht zur Führung anvertrauen – der Ruf eines Weibes wird leicht befleckt – und obgleich ich meine Leidenschaft für Glaukus nicht zu verhehlen suche, so wünschte ich doch nicht, daß man erführe, ich habe seine Liebe durch einen Zaubertrank erworben.«
    »Wäre ich nur um drei Tage vorgeschritten in meiner Genesung,« entgegnete der Egypter, stand auf und ging, wie um seine Kräfte zu erproben, mit schwankenden und schwachen Schritten durchs Zimmer – »so würde ich Dich selbst begleiten. – Nun, Du mußt warten.«
    »Aber Glaukus wird diese verhaßte Neapolitanerin so bald

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