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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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heirathen.«
    »Heirathen?«
    »Ja, in den ersten Tagen des nächsten Monats.«
    »So bald; bist Du hierüber gut unterrichtet?«
    »Ich weiß es aus dem Munde ihrer eigenen Sklavin.«
    »Es soll nicht geschehen,« rief der Egypter ungestüm, »fürchte nichts, Glaukus soll Dein werden. Aber wie kannst Du ihm diesen Trank, wenn Du ihn erhältst, beibringen?«
    »Mein Vater hat ihn und, wie ich glaube, auch die Neapolitanerin auf übermorgen zu einem Gastmahl eingeladen, und da kann ich die Sache ganz gut ausführen.«
    »So geschehe es,« sprach der Egypter, dessen Augen von so wilder Freude funkelten, daß Juliens Blick sich zitternd vor ihnen beugte. »Bestellte also auf morgen Abend Deine Sänfte; Du hast wohl über eine zu verfügen?«
    »Gewiß,« erwiderte die geldstolze Julia.
    »Bestelle Deine Sänfte – in geringer Entfernung von der Stadt befindet sich ein Vergnügungsort, den die reicheren Pompejaner wegen seiner herrlichen Bäder und schönen Gärten häufig besuchen. Dorthin, kannst Du vorgeben, gehe Dein ganzer Ausflug, und dort will ich, lebend oder sterbend, bei der Statue des Silenus in dem den Garten umgebenden Wäldchen mit Dir zusammenkommen; denn ich selbst will Dich zur Hexe führen. Warten wir übrigens, bis mit dem Abendstern die Ziegen der Hirten zur Ruhe gegangen sind, bis das dunkle Zwielicht uns verbirgt und Niemand unsern Pfad durchkreuzt. Gehe heim und sei ohne Furcht. Beim Hades schwört Arbaces, der Zauberer von Egypten, daß Ione nie den Glaukus heirathen soll!«
    »Und daß Glaukus der Meinige wird?« setzte Julia hinzu, den unvollständigen Satz vollendend.
    »Du hast es gesagt,« antwortete Arbaces, und Julia, halb erschrocken über diese unheimliche Verabredung, aber durch Eifersucht noch mehr als durch Liebe angetrieben, beschloß ihr nachzukommen.
    Allein gelassen brach Arbaces in die Worte aus: »Glänzende Sterne, die ihr nie lügt, schon beginnt ihr die Erfüllung eurer Versprechungen – Glück in der Liebe und Sieg über meine Feinde für den sanften Rest meiner Lebenszeit! Gerade in der Stunde, da mein Geist keinen Pfad zum Ziel meiner Rache auffinden konnte, habt ihr mir diese schöne Thörin zur Führerin gesandt.« In tiefen Gedanken hielt er inne. »Ja,« begann er wiederum, aber mit ruhigerer Stimme, »ich selbst hätte ihr das Gift nicht geben dürfen, das allerdings der Liebestrank sein soll! – die Spur seiner Ermordung hätte ja sonst bis in mein Haus verfolgt werden können. Aber die Hexe – ja, sie ist die zweckmäßige, natürliche Vollzieherin meiner Pläne!« Er rief einen seiner Sklaven, befahl ihm, Julien auf dem Fuße nachzueilen und sich nach ihrem Namen und Stand zu erkundigen. Nachdem dies geschehen war, schritt er in den Portikus vor. Der Himmel war rein und klar – Arbaces aber, wohl vertraut mit den Zeichen seines Wechsels, erblickte in einer weit am Horizonte schwebenden Wolkenmasse, die der Wind langsam zu bewegen anfing, das Vorzeichen eines Sturmes.
    »Wie meine Rache,« sagte er emporschauend;« der Himmel ist klar, aber die Wolke rückt heran.«

Neuntes Kapitel.
Ein Sturm im Süden – Die Höhle der Hexe.
    Als die Hitze des Tages allmählig von der Erde wich, machten Glaukus und Ione eine Spazierfahrt, der gekühlten und angenehmen Luft zu genießen. Zu jener Zeit waren verschiedene Arten von Fuhrwerken unter den Römern gebräuchlich; die reicheren Bürger bedienten sich gewöhnlich, wenn sie keine Begleitung bei ihren Ausflügen wollten, der im Anfange dieses Werkes bereits beschriebenen biga . Das Gefährt für die Frauen hieß carpentum [Fußnote: Für öffentliche Feste und Spiele bediente man sich eines prachtvolleren und kostbareren Wagens, pilentum genannt, mit vier Rädern. ] und hatte gewöhnlich nur zwei Räder. Die Alten gebrauchten auch Sänften, die bequemer als die unsrigen eingerichtet waren, in sofern man sich in ihnen bequem niederlegen konnte, statt in senkrechter und steifer Stellung auf- und abgeschüttelt zu werden. [Fußnote: Sie hatten übrigens auch die Sella oder den Tragsessel, worin sie saßen wie wir. ] Zum Reisen und zu Ausflügen aufs Land wurde ein anderes Fuhrwerk benützt; es war bequem, faßte drei bis vier Personen, und hatte ein Verdeck, das nach Belieben abgenommen werden konnte; kurz es entsprach, obwohl in der äußeren Form sehr verschieden, doch dem Zwecke unserer Droschken. Ein Fuhrwerk dieser Art nun benützten die Liebenden, nur von einer einzigen Sklavin Ione's begleitet, auf ihrem Ausfluge.

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