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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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Taugenichtse, die Alles nach der neuesten Mode haben müssen, koste es was es wolle.«
    »Du lügst, elender Sklave!« rief Diomed in großer Aufregung; »Du selbst hast mich schon genug gekostet, um sogar einen Lukull zu ruiniren. Komm hervor aus Deiner Höhle, ich habe mit Dir zu reden.«
    Mit einem schlauen Zeichen gegen seine Verbündeten gehorchte der Sklave diesem Befehl.
    »Mann der drei Buchstaben,« [Fußnote: Der gewöhnliche Schimpfname von dem dreibuchstäbigen Wort Fur (Dieb). ] begann Diomed mit feierlichem Zorne, »wie konntest Du es wagen, alle diese Schurken in mein Haus zu berufen? Ich sehe den Dieb in jede Linie ihres Gesichtes geschrieben.«
    »Dennoch versichere ich Dich, Herr, daß es Leute von höchst achtbarem Charakter sind – die besten Köche des Ortes – es ist ein großes Glück, wenn man sie bekommt – aber um meinet willen –«
    »Um Deinetwillen, unglücklicher Congrio,« unterbrach ihn Diomed – »und durch welches mir abgeführte Geld – durch welchen Unterschlag bei den Markteinkäufen – durch welche gute Speisen, die Du in Fett verwandelst und in den Vorstädten verkauftest – durch welche falsche Rechnungen für beschädigtes Kupfergeschirr und gebrochene Töpferwaare warst Du in den Stand gesetzt, sie um Deinet willen hierherzubringen?«
    »Nein, Herr, tritt meiner Ehrlichkeit nicht zu nahe. Mögen die Götter mich verlassen, wenn –«
    »Schwöre nicht,« unterbrach ihn von Neuem der jähzornige Diomed, »denn die Götter möchten Dich als einen Meineidigen zerschmettern, und ich verlöre gerade vor dem Beginn des Essens meinen Koch. Habe ein scharfes Auge auf Deine verdächtigen Gehülfen und schwatz' mir morgen nichts von zerbrochenen Vasen und wunderbar verschwundenen Bechern vor, oder Dein ganzer Rücken soll eine einzige Wunde sein – und hör' mich wohl an, Du weißt, Du hast mir für diese phrygischen Attagene [Fußnote: Der Attagen aus Phrygien oder Jonien, wurde bei den Römern besonders hochgeschätzt: Attagen carnis suavissimae. (Athen. lib. IX. cap. 8 u. 9) Er war ein wenig größer als ein Rebhuhn. ] eine Summe abgenommen, die beim Herkules groß genug wäre, um einen mäßigen Menschen ein ganzes Jahr dafür zu speisen – sieh zu, daß sie nicht um ein Jota zu stark gebraten wird. Das letztemal, o Congrio, als ich meinen Freunden ein Gastmahl gab, und Deine Eitelkeit so kühn versprach, einem Kranich aus Melos das gehörige Ansehen zu geben, da kam er, wie Du wohl weißt, wie ein Stein aus dem Aetna auf den Tisch, als ob alle Feuer des Phlegeton seinen Saft ausgebraten hätten. Sei diesmal bescheiden, Congrio – vorsichtig und bescheiden. Bescheidenheit ist die Amme großer Thaten, und wenn Du, wie in allen Dingen, so auch hier Deines Herrn Börse nicht schonen willst, so trage wenigstens für Deines Herrn Ruhm Sorge.«
    »Seit den Tagen aus Herkules soll man kein solch Essen in Pompeji erlebt haben!«
    »Still, still – schon wieder Deine verfluchte Prahlerei. Aber ich sage, Congrio, jener Homunculus – jener erbärmliche Angreifer meiner Geschirre – jener vorlaute Küchenjunge – war er nicht im höchsten Grade unverschämt, als er die Schönheit meiner Kuchenformen tadelte? Ich möchte nicht gern aus der Mode sein mit meinen Sachen, Congrio.«
    »Es ist nur der Brauch bei uns Köchen,« antwortete Congrio ernst, »unsere Geräthe herabzusetzen, um die Produkte unserer Kunst in desto glänzenderem Lichte erscheinen zu lassen. Der Kuchenmodel ist von schöner und lieblicher Form; aber ich möchte meinem Herrn anempfehlen, bei der ersten Gelegenheit einige neue zu kaufen, von –«
    »Schon gut,« rief Diomed, der entschlossen schien, seinen Sklaven keinen seiner Sätze vollenden zu lassen – »jetzt geh wieder an Dein Geschäft – glänze – übertriff Dich selbst – mach', daß die Leute den Diomed um seinen Koch beneiden – daß die Sklaven von Pompeji Dich ›Congrio den Großen‹ nennen! Geh – doch Halt – Du hast noch nicht all das Geld ausgegeben, das ich Dir für den Markt gab?«
    »Alles! – Ach, die Nachtigallenzungen und die römische Tomakula [Fußnote: »– – Candiculi divina timacula porci. « Juvenal X. 355. Eine reiche und feine Wurst. ] und die brittischen Austern und verschiedene andere Dinge, zu zahlreich, um hier aufgeführt zu werden, sind noch unbezahlt; aber was liegt daran – Jedermann borgt dem Archimagirus[Archimagirus war der stolze Titel des ersten Kochs] des reichen Diomed!«
    »O gewissenloser

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