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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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Verschwender – welche Vergeudung! welcher Luxus! Ich bin ruinirt – aber geh, eile, sieh' nach, koste, schaff' – übertriff Dich selbst! Sorg', daß der römische Senator den armen Pompejaner nicht verachtet – fort Sklave – und gedenke der phrygischen Attagene.«
    Der Küchentyrann verschwand in sein natürliches Gebiet und Diomed wälzte seine stattliche Persönlichkeit in die vornehmeren Gemächer zurück. Alles war nach seinem Wunsch. Die Blumen waren frisch, die Springbrunnen spielten munter, die Mosaikböden waren blank wie Spiegel.
    »Wo ist meine Tochter Julia?« fragte er.
    »Im Bad.«
    »Ach, das erinnert mich – die Zeit verstreicht und ich muß auch noch baden.«
     
    Unsere Geschichte kehrt zu Apäcides zurück. Als er heute aus dem unterbrochenen und fieberhaften Schlafe erwachte, der auf seine Annahme eines Glaubens gefolgt war, welcher mit dem seiner Jugend in so scharfem und strengem Widerspruch stund, konnte sich der junge Priester kaum überzeugen, daß er nicht noch träume; er hatte den verhängnisvollen Strom überschritten – die Vergangenheit sollte hinfort keine Verwandtschaft mit der Zukunft haben; die zwei Welten – das was geschehen war, und das was da kommen sollte – waren gänzlich von einander getrennt. Welch kühnem und gewagtem Unternehmen hatte er sein Leben gewidmet – die Geheimnisse wollte er enthüllen, an denen er selbst Theil genommen, die Altäre entheiligen, deren Diener er gewesen – die Göttin anklagen, deren priesterliches Gewand er trug! Allmählig fühlte er, welchen Haß und welches Grauen er, selbst im Falle des Gelingens, unter den Frommen erwecken würde; schlug ihm dagegen sein kühner Plan fehl, – welchen Strafen setzte er sich nicht für ein bisher unerhörtes Verbrechen aus, für welches kein bestimmtes, aus der Erfahrung abgeleitetes Gesetz vorhanden war, und auf welches gerade aus diesem Grunde gewaltsam herbeigezogene Vorgänge aus der grausamsten Rüstkammer einer veralteten und unbrauchbaren Gesetzgebung wahrscheinlich angewendet wurden? Seine Freunde – seine Schwester – konnte er Gerechtigkeit von ihnen erwarten, obwohl sie ihn vielleicht bemitleideten? – Ihre heidnischen Augen mochten diese tapfere und heilige That vielleicht als eine gehässige Apostasie, im günstigsten Falle als eine bejammernswerthe Verrücktheit ansehen.
    Er wagte Alles und entsagte Allem in dieser Welt, in der Hoffnung, sich in der andern jene Ewigkeit zu erwerben, die ihm so plötzlich enthüllt worden war. Während diese Gedanken von der einen Seite in seine Brust einzogen, verbanden sich auf der andern sein Stolz, sein Muth und seine Tugend, vereint mit dem nicht entschwundenen Rachedurst für erlittene Täuschung und einem gewaltigen Ekel an dem bisher selbst verübten Betrug, um ihn zu erheben und zu stützen.
    Der Kampf war scharf und hitzig. Aber seine neuen Gefühle siegten über seine alten, und ein mächtiger Beweis zu Gunsten des Streiters gegen die Heiligkeit alter Meinungen und hergebrachter Formen liegt in dem Siege, den dieser geringe Priester über Beide davontrug. Hätten sich die ersten Christen mehr von den Rücksichten für das Herkommen leiten lassen, wären sie weniger Demokraten, in der reinen und erhabenen Bedeutung dieses mißbrauchten Wortes, gewesen – das Christenthum wäre schon in der Wiege gestorben!
    Da jeder Priester der Reihe nach mehre Nächte hintereinander in den Gemächern des Tempels schlafen mußte, so war die dem Apäcides bestimmte Zeit noch nicht abgelaufen, und als er sich von seinem Lager erhoben, wie gewöhnlich sein Priestergewand angelegt und sein Zimmerchen verlassen hatte, fand er sich wieder vor den Altären des Tempels.
    Erschöpft von der Aufregung der letzten Tage, hatte er weit in den Morgen hineingeschlafen und schon sandte die Sonne ihre glühenden Strahlen senkrecht auf die heilige Stätte.
    » Salve , Apäcides,« sprach eine Stimme, deren natürliche Rauheit durch lange Kunst in eine fast unangenehme Milde verwandelt worden war, »Du kömmst spät heraus; hat sich die Göttin Dir im Traume enthüllt?«
    »Könnten sie ihr wahres Selbst dem Volke enthüllen, Kalenus, kein Weihrauch würde auf diesen Altären gebrannt werden.«
    »Das möchte wohl wahr sein,« antwortete Kalenus, »aber die Göttin ist weise genug, um nur mit Priestern zu verkehren.«
    »Die Zeit dürfte kommen, wo sie ohne ihre Einwilligung enthüllt wird.«
    »Das ist nicht wahrscheinlich,« versetzte Kalenus; »sie hat zahllose

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