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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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»möchte ich glauben, daß der Egypter selbst der Mörder ist.«
    Hier brach sich ein Centurio mit einem Wesen von Autorität durch die immer zunehmende Menge Bahn.
    »Wie, Blut vergossen? Wer ist der Mörder?«
    Die Umstehenden deuteten auf Glaukus.
    »Der – beim Mars, der sieht eher aus, als ob er das Opfer wäre! Wer klagt ihn an?«
    »Ich,« sagte Arbaces, sich stolz emporrichtend, und die Juwelen, die sein Kleid schmückten und den Augen des Soldaten entgegenfunkelten, überführten diesen würdigen Krieger sofort von der Achtungswürdigkeit des Zeugen.
    »Verzeihe mir – Dein Name?« fragte er.
    »Arbaces. Er ist, glaube ich, in Pompeji wohl bekannt. Als ich durch den Hain ging, erblickte ich den Griechen und den Priester in eifrigem Gespräche vor mir. Die wankenden Bewegungen des ersten, seine heftigen Geberden und seine laute Stimme machten mich aufmerksam; er schien mir entweder betrunken, oder wahnsinnig zu sein. Plötzlich sah ich ihn seinen Stylus schwingen – ich sprang vor, jedoch zu spät, den Stoß aufzuhalten. Zweimal hat er sein Opfer durchbohrt und beugte sich gerade über dasselbe, als ich in Abscheu und Entrückung den Mörder zu Boden schlug. Er fiel ohne Widerstand, was mich noch mehr in der Vermuthung bestärkt, daß er bei Begehung des Verbrechens nicht ganz bei Sinnen war; denn da ich kaum erst von einer schweren Krankheit wieder genesen bin, war mein Streich natürlich nur schwach, Glaukus aber ist, wie Du siehst, jung und kräftig.«
    »Seine Augen sind jetzt offen – seine Lippen bewegen sich,« sagte der Soldat; »sprich, Gefangener, was erwiderst Du auf die Anklage?«
    »Die Anklage, ha, ha! Nun, es war eine lustige Geschichte – als die alte Hexe ihre Schlange auf mich losließ und Hekate daneben stund, von einem Ohr zum andern lachend – was konnte ich thun? Aber ich bin krank – mir wird übel – der Schlange feurige Zunge hat mich gestochen. Bringt mich zu Bett und schickt nach dem Arzt; der alte Äskulap selbst wird mich pflegen, wenn Ihr ihm sagt, daß ich ein Grieche bin. O Erbarmen, Erbarmen, ich brenne – in Mark und Gehirn tobt die Flamme!«
    Und mit durchdringendem und wildem Gestöhn sank der Athener in die Arme der Umstehenden zurück.
    »Er rast,« sagte der Krieger mitleidig, »und in seiner Wuth hat er den Priester erschlagen. Hat ihn Jemand unter Euch heute gesehen?«
    »Ich,« antwortete einer der Zuschauer, »erblickte ihn diesen Morgen. Er ging an meiner Bude vorbei und redete mich an. Er schien so wohl und gesund, wie der Kräftigste von uns.«
    »Und ich,« fiel ein Anderer ein, »sah ihn vor einer halben Stunde; er lief durch die Straßen und sprach unter seltsamen Geberden mit sich selbst, ganz wie es der Egypter beschrieben hat.«
    »Dies bestärkt also sein Zeugnis; es muß richtig sein. Glaukus muß auf jeden Fall vor den Prätor; es ist Schade, so jung und reich; aber das Verbrechen ist fürchterlich; einen Priester der Isis in seinem Gewande, und dicht an unserer ältesten Kapelle sogar, zu ermorden!
    Bei diesen Worten wurde die Menge kräftiger, als sie es in ihrer Aufregung und Neugierde bis daher gewesen war, an die Abscheulichkeit einer Tempelschändung erinnert. In frommem Abscheu schauderten Alle.
    »Kein Wunder, daß die Erde bebte,« rief Einer, »als sie ein solches Ungeheuer trug.«
    »Fort mit ihm, ins Gefängnis – fort!« schrien Alle. Eine einzige Stimme aber tönte scharf und freudig aus den übrigen heraus: »Die wilden Thiere haben jetzt keinen Gladiator nöthig!«
Tripp, trapp, sie schreiten mit stolzem Gefühl
Juchheißa, zum lustigen, lustigen Spiel!
     
    Es war die Stimme des jungen Mädchens, deren Gespräch mit Medon wir bereits berichteten.
    »Ja, ja – das kommt gerade recht für die Spiele,« – riefen verschiedene, und bei diesen Gedanken schien alles Mitleid für den Angeklagten zu verschwinden. Seine Jugend, seine Schönheit machten ihn nur um so geeigneter für die Arena.
    »Bringt einige Bretter her, oder eine Sänfte, wenn sie bei der Hand ist, um den Todten zu tragen,« sagte Arbaces; »ein Priester der Isis darf nicht wie ein geschlachteter Gladiator von gemeinen Händen in seinen Tempel gebracht werden.«
    Bei diesen Worten legten die Anwesenden den Leichnam des Apäcides ehrerbietig, mit dem Gesicht nach oben, auf den Boden und einige eilten fort, irgend einen Apparat aufzusuchen, um den Ermordeten, unberührt von profanen Händen, forttragen zu können.
    Gerade in diesem Augenblicke machte die Menge einer

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