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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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ich gegen Deine Schwester Gewalt versucht habe – ruhig, ruhig, nur einen Augenblick, ich bitte Dich. Du hast Recht, es war die Raserei der Leidenschaft und der Eifersucht – ich habe meine Verrücktheit bitter bereut. Vergib mir; ich, der ich nie einen Menschen auf Erden um Verzeihung bat, flehe Dich jetzt an, mir zu vergeben. Noch mehr, ich will die Schmach wieder gut machen, ich fordere Deine Schwester zur Ehe. Erschrick nicht, bedenke wohl; was ist die Verbindung mit jenem obscuren Griechen im Vergleich zu der mit mir? Unbeschränkter Reichthum – eine Abstammung, die durch ihr hohes Alter Eure griechischen und römischen Namen zu denen von gestern macht – ein Wissen – doch das weißt Du ja. Gib mir Deine Schwester, und mein ganzes Leben soll die Verirrung eines Augenblicks gut machen.«
    »Wollte ich auch meine Zustimmung geben, Egypter, so ist doch die Luft sogar, die Du einathmest, meiner Schwester ein Abscheu; aber auch ich habe Dir manches, mir persönlich widerfahrenes Unrecht zu vergeben – daß Du mich zu einem Werkzeuge Deiner Betrügereien gemacht hast, kann ich Dir verzeihen, nie jedoch, daß Du mich verleitet, ein Genosse Deiner Laster zu werden – ein befleckter und meineidiger Mensch. Zittere, denn gerade jetzt bereite ich die Stunde vor, in welcher Du und Deine falschen Götter enthüllt werden sollen. Das Tageslicht wird kommen Dein ausschweifendes und circeisisches Leben – bloßgestellt die Mumerei Deiner Orakel; der Tempel der abgöttischen Isis soll zum Sprüchwort des Spottes und der königliche Name des Arbaces zur Zielscheibe für das Hohngezisch der Verwünschung werden. Zittere!«
    Der Röthe auf der Stirn des Egypters folgte die Leichenfarbe des Todes. Er spähte nach allen Seiten, um sich zu versichern, daß Niemand in der Nähe sei, und richtete dann sein dunkles und großes Auge so zornig und drohend auf den Priester, das vielleicht nur ein Mensch, der wie Apäcides von dem glühenden Muth eines göttlichen Eifers beseelt war, diesen finsteren Blick mit fester Stirne ertragen konnte. Unter diesen Umständen jedoch hielt ihn der junge Neubekehrte nicht nur aus, sondern erwiderte ihn sogar mit einem Auge, worin stolze Herausforderung lag.
    »Apäcides,« sprach der Egypter mit zitternder und leiser Stimme, »nimm Dich in Acht! Was hast Du im Sinn? Sprachst Du – bedenke wohl, ehe Du antwortest – sprachst Du von augenblicklichem Zorn angetrieben, ohne damit einen bestimmten Entschluß anzudeuten, oder hast Du Dir etwa schon einen Plan ausgedacht?«
    »Ich spreche unter der Eingebung des wahren Gottes, dessen Diener ich nun bin,« sprach der Christ kühn, »und im Bewußtsein, daß durch seine Gnade menschlicher Muth Deiner Heuchelei und Deinem Götzendienst ein Ziel gesteckt hat; noch ehe die Sonne dreimal aufgegangen, wirst Du Alles erfahren! Dunkler Zauberer, zittere und lebe wohl!«
    All die wilden und düsteren Leidenschaften, die er von seinem Volk und Land geerbt und jederzeit unter listiger Sanftmuth und philosophischer Kälte nur schlecht verbarg, waren jetzt in des Egypters Brust entfesselt. Hastig, jagte ein Gedanke den andern; vor sich sah er in Apäcides eine hartnäckige Schranke, die selbst eine gesetzliche Verbindung mit Ione verhinderte – den Bundesgenossen des Glaukus in dem Kampfe, der seine Pläne vereitelt hatte – den Schmäher seines Namens – den drohenden Entweiher der Göttin, der er, obgleich er nicht an sie glaube, diente – den geständigen und nahen Enthüller seiner eigenen Betrügereien und Laster. Seine Liebe, sein Ruf, ja selbst sein Leben konnte in Gefahr schweben – Tag und Stunde sogar zu einem Anschlag gegen ihn schienen bereits festgesetzt. Aus den Worten des Neubekehrten entnahm er, daß Apäcides zum christlichen Glauben übergegangen war; den unbezähmbaren Eifer aber, der die Proselyten dieses Glaubens antrieb, kannte er. So war sein Feind beschaffen; er griff nach seinem Stylus – dieser Feind war in seiner Gewalt! Jetzt stunden sie vor der Kapelle; noch einmal blickte er hastig umher; Niemand war in der Nähe zu sehen, Stille und Einsamkeit führten ihn in Versuchung.
    »Stirb also in Deiner Tollkühnheit,« murmelte er; »hinweg Du Hindernis meines Geschickes!«
    Und gerade als der junge Christ sich umgewandt hatte, um fortzugehen, erhob Arbaces seine Hand hoch über die linke Schulter des Apäcides und stieß die scharfe Waffe zweimal in seine Brust.
    Mit durchbohrtem Herzen stürzte Apäcides nieder, stumm, ohne einen

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