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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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sie es kaum zu ahnen, daß Glaukus verhaftet und seine gerichtliche Aburtheilung so nahe ist. Wenn die Begräbnisfeierlichkeiten vorüber sind, wird ihr klares Bewußtsein zurückkehren, und dann fürchte ich sehr, daß es ihren Freuden unangenehm sein wird, zu sehen, wie sie dem Mörder ihres Bruders auf jede Weise zu helfen sucht.«
    »Einem solchen Skandal sollte man vorbeugen.«
    »Ich hoffe zu diesem Zwecke bereits die nöthigen Maßregeln getroffen zu haben. Ich bin ihr gesetzlicher Vormund, und habe so eben die Erlaubnis erhalten, sie nach dem Begräbnis des Apäcides in mein Haus zu führen; dort, wenn es den Göttern gefällt, wird sie sicher sein.«
    »Da hast Du wohl gethan, weiser Arbaces. So, dort ist das Haus des Sallust. Die Götter mögen Dich behüten! Doch höre, Arbaces – warum so düster und ungesellig? Die Leute sagen, Du könntest heiter sein – warum erlaubst Du mir nicht, Dich in die Genüsse Pompeji's einzuweihen? Ich schmeichle mir, sie besser zu kennen als irgend Einer.«
    »Ich danke Dir, edler Klodius; unter Deiner Leitung könnte ich es wohl wagen, die Philyra zu tragen; aber in meinem Alter würde ich ein unbeholfener Lehrling sein.«
    »Oh, sei ohne Furcht; ich habe schon Burschen von sechzig Jahren bekehrt. Überdies sind die Reichen nie alt.«
    »Du schmeichelst mir. Später will ich Dich an Dein Versprechen erinnern.«
    Du kannst jeder Zeit über Markus Klodius verfügen – und jetzt lebe wohl!«
    »Ich bin,« sagte der Egypter zu sich selbst, »denn doch kein blutdürstiger Mensch; ich will gerne diesen Griechen retten, wenn er sich dazu versteht, durch ein Geständnis des Verbrechens Ione für immer zu verlieren und mich von der Möglichkeit einer Entdeckung für immer zu befreien; und ich kann ihn retten, dadurch, daß ich Julia überrede, den Liebestrank einzugestehen, der zu seiner Entschuldigung dienen wird. Wenn er aber das Verbrechen eingesteht, nun, so muß Julia von einem solchen Bekenntnis abgehalten werden und er sterben! – sterben, damit er mein Stellvertreter bei den Todten werde. Wird er ein solches Bekenntnis ablegen? – Könnte man ihn vielleicht nicht überreden, er habe in seinem Wahnsinn den tödtlichen Streich geführt? Mir würde es größere Sicherheit gewähren, als selbst sein Tod. Hm, wir müssen den Versuch wagen.«
    Durch die enge Straße hinschreitend, näherte sich Arbaces jetzt dem Hause des Sallust, als er in eine dunkle, in einen Mantel gehüllte Gestalt der Länge nach auf der Thürschwelle liegen sah.
    So still lag die Gestalt und in so trübem Lichte erschienen ihre Umrisse, daß jeder Andere als Arbaces voll Aberglauben befürchtet hätte, hier eine jener grimmigen Lemuren zu erblicken, die vor allen andern Orten auf den Thürschwellen der früher von ihnen besessenen Wohnungen sich aufhielten; für Arbaces aber waren dergleichen Träumereien nicht.
    »Steh auf,« sagte er, die Gestalt mit dem Fuß berührend, »Du versperrst den Weg.«
    »Ha, wer bist du?« rief diese mit scharfem Ton, und als sie sich vom Boden aufrichtete, fiel das Sternenlicht auf das blasse Gesicht und die starren, aber blinden Augen Nydia's, der Thessalierin. »Wer bist Du? Ich kenne den Klang Deiner Stimme.«
    »Kleine Blinde! Was thust Du hier zu so später Stunde? Pfui – paßt sich das für Dein Geschlecht und Alter? Geh nach Haus, Mädchen!«
    »Ich kenne Dich,« sagte Nydia mit leiser Stimme, »Du bist Arbaces der Egypter.« Dann warf sie sich, wie durch eine plötzliche Eingebung veranlaßt, ihm zu Füßen,. umschlang seine Kniee und rief in wildem leidenschafchtlichem Ton: »O furchtbarer und mächtiger Mann, rette ihn – rette ihn; er ist nicht schuldig – ich bins's! In diesem Hause hier liegt er krank – sterbend, und ich – ich bin die verabscheuungswürdige Ursache. Und sie wollen mich nicht zu ihm lassen – sie jagen das blinde Mädchen aus der Halle fort, o heile ihn! Du kennst gewiß ein Kraut – einen Zauber – ein Gegengift; denn es ist ein Trank, den diese Raserei hervorgebracht hat.«
    »Still, Kind! Ich weiß Alles – Du vergißt, daß ich Julia in die Höhle der Saga begleitete. Ohne Zweifel hat sie ihm den Trank beigebracht; aber ihr guter Name erheischt Dein Stillschweigen. Mach Dir keine Vorwürfe – was geschehen muß, geschieht! Unterdessen will ich den Verbrecher besuchen – vielleicht kann man ihn noch retten! Weg! –«
    Mit diesen Worten machte sich Arbaces von der Umschlingung der verzweifelten Thessalierin los und klopfte

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