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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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begegneten sich und mehre Sekunden lang hatte Keiner die Macht, seinen Blick zurückzuziehen. Eine fliegende Röthe überzog das Gesicht des Atheners und die dunkle Wange des Egypters wurde noch tiefer. Endlich wandte sich Glaukus mit einem Seufzer ab, fuhr mit der Hand über die Stirne und sank zurück mit dem Ausruf: »Träume ich immer noch?«
    »Nein, Glaukus, Du wachst. Bei dieser rechten Hand und meines Vaters Haupt, Du siehst einen Mann vor Dir, der Dein Leben retten kann. Höre, ich weiß, was Du gethan hast, aber ich kenn auch die Milderungsgründe Deiner That, die Du selbst nicht kennst. Du hast zwar einen Mord begangen – einen gotteslästerlichen Mord; runzle die Stirn nicht – fahre nicht zurück – diese Augen sahen es. Aber ich kann Dich retten – kann beweisen, wie Du Deiner Sinne beraubt und in die Unmöglichkeit, frei zu denken und frei zu handeln, versetzt wurdest. Damit ich Dich aber retten kann, mußt Du Dein Verbrechen eingestehen. Unterzeichne nur dieses Papier, bekenne durch Deine eigenhändige Unterschrift, daß Du am Tod des Apäcides schuldig bist und Du sollst der verhängnisvollen Urne entgehen!«
    »Was sind das für Worte? – Mord und Apäcides! – Sah ich ihn nicht, blutend und eine Leiche auf dem Boden hingestreckt? Und Du möchtest mich überreden, daß ich die That begangen habe? Mann, Du lügst! – Hinweg von mir!«
    »Nicht so rasch, Glaukus – übereile Dich nicht; die That ist erwiesen. Es ist allerdings durchaus nicht befremdend, daß Du Dich an eine Handlung nicht mehr erinnerst, die Du im Wahnsinn begangen hast, und die Du bei voller Besinnung selbst nicht mit anzusehen im Stande gewesen wärest. Aber ich will versuchen, Dein erschöpftes und ermattetes Gedächtnis aufzufrischen. Du weißt, Du gingst mit dem Priester, in lebhaftem Gespräch über seine Schwester begriffen, auf und ab; Du weißt, er war unduldsam und suchte als ein halber Nazarener Dich zu bekehren und so kam es zwischen Euch zu einem Wortwechsel; er schmähte Deine Lebensweise und schwur, er werde in die Verbindung Ione's mit Dir nie einwilligen, und dann in Deinem Zorn und Wahnsinn brachtest Du ihm den tödtlichen Stoß bei. Dessen wirst Du Dich doch erinnern? Lies dieses Papier, es enthält diese Erklärung – unterzeichne und Du bist gerettet.«
    »Barbar, gib mir die Lüge geschrieben, damit ich sie zerreiße! Ich der Mörder von Ione's Bruder! Ich bekennen, ein Haar auf dem Haupte dessen gekrümmt zu haben, den sie liebte! Lieber will ich tausendmal zu Grunde gehen.«
    »Sieh Dich wohl vor,« sagte Arbaces mit leiser, zischender Stimme; »hier ist bloß eine Wahl – Dein Bekenntnis und die Unterschrift – oder das Ampthitheater und der Löwenrachen!«
    Seine Blicke auf den Leidenden heftend, begrüßte der Egypter mit Freuden die Merkmale der sichtbaren Bewegung, welche den Letztern bei diesen Worten ergriff. Ein leichter Schauder zuckte über den Körper des Atheners hin – seine Lippe sank herab – ein Ausdruck plötzlicher Furcht und Verwunderung verrieth sich auf Stirn und Auge.
    »Große Götter!« rief er mit leiser Stimme, »welch ein Umsturz! Kaum ein Tag, däucht es mir, daß mir das Leben noch aus Rosen entgegenlachte – Jugend, Gesundheit und Liebe ihre Schätze über mich ergießend, und jetzt Schmerz, Wahnsinn, Schande, Tod! Und wofür? Was habe ich gethan? Oh, ich bin noch immer wahnsinnig!«
    »Unterzeichne und Du bist gerettet,« ließ sich der Egypter mit sanfter, einschmeichelnder Stimme vernehmen.
    »Nun und nimmermehr, Versucher!« rief Glaukus in einem neuen Anfall von Wuth. »Du kennst mich nicht; kennst nicht die stolze Seele eines Atheners. Das plötzlich auftauchende Antlitz des Todes konnte mich auf einen Augenblick erschrecken, aber die Furcht ist vorüber. Die Schrecken der Entehrung hingegen währen ewig! Wer wird seinen Namen beschimpfen, um sein Leben zu retten? Wer ein reines Bewußtsein gegen befleckte Tage hingeben? Wer sich selbst in die Schande hineinlügen und beschimpft in den Augen der Ehre und Liebe dastehen? Gibt es einen so elenden Feigling, der um einige Jahre eines befleckten Lebens zu gewinnen, dies thut, so laß Dir nicht einfallen, schwachköpfiger Barbar des Ostens, ihn in einem Manne zu suchen, der denselben Boden betreten hat wie Harmodius, dieselbe Luft eingeathmet hat wie Sokrates. Geh, laß mich ohne Selbstverachtung leben – aber ohne Furcht untergehen.«
    »Bedenk es wohl! die Klauen des Löwen, das Hohngeschrei des rohen Pöbels, das

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