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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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steinernen Herzen der Bürger zum Mitleid zu bewegen. Es sind dies alles Leute, mit denen Glaukus nicht ein Wort gesprochen haben würde, und hätte er Kaiser dadurch werden können! Denn, um gerecht gegen ihn zu sein, er war äußerst difficil in der Wahl seiner Bekannten. Diese Bemühungen übrigens werden fruchtlos sein; Isis ist gerade im gegenwärtigen Augenblick ungeheuer beliebt.«
    »Ach, da fällt mir ein, daß ich selbst noch Waaren in Alexandria liegen habe. Ja, Isis muß beschützt werden.«
    »Ganz richtig. So lebe denn wohl, alter Herr, wir treffen uns bald wieder; wo nicht, so müssen wir im Amphitheater eine Wette machen. Alle meine Berechnungen sind durch dieses verfluchte Unglück des Glaukus vereitelt. Er hatte auf Lydon den Gladiator gehalten, ich muß jetzt eine andere Wette zu machen suchen. Vale! «
    Klodius verließ eben den minder beweglichen Diomed, der seiner Villa zusteuerte, und setzte seinen Weg fort, ein griechisches Lied summend und die Nacht mit den Wohlgerüchen durchwürzend, welche seinen schneeweißen Gewändern und fließenden Locken entströmten.
    »Wenn,« dachte er, »Glaukus vom Löwen verschlungen wird, hat Julia niemand mehr, den sie inniger lieben sollte als mich; sie wird sich dann gewiß in mich verlieben, und so muß ich sie wohl heirathen. Bei den Göttern! die zwölf Linien fangen an mir ungetreu zu werden – die Leute beginnen argwöhnisch auf meine Hand zu schauen, wenn sie die Würfel schüttelt. Der höllische Sallust flüstert von Betrug, und ist es entdeckt, daß das Elfenbein mit Blei ausgegossen, dann ist's aus mit lustigem Abendessen und duftenden Billets – Klodius ist verloren! Besser also, ich heirathe, so lange ich dem Spiel noch entsagen und mein Glück, oder vielmehr das der liebenswürdigen Julia am kaiserlichen Hof verfolgen kann.«
    Also die Pläne seines Ehrgeizes besprechend, wenn nämlich die Projekte des Klodius diesen hohen Namen verdienen, wurde der Spieler plötzlich von Jemand angeredet; er wandte sich um und erblickte die dunkle Stirne des Arbaces.
    »Heil Dir, edler Klodius; verzeih, daß ich Dich störe! Sag' mir doch gefälligst, wo ist das Haus des Sallust?«
    »Es ist nur wenige Schritte von hier, weiser Arbaces. Aber gibt Sallust heute Abend ein Essen?«
    »Ich weiß es nicht,« antwortete der Egypter, »und bin auch wohl keiner von Denjenigen, die er als gute Gesellschafter auswählen würde. Aber Du weißt, daß in seinem Hause der Mörder Glaukus verwahrt wird.«
    »Ach ja, der gutherzige Epikuräer glaubt an des Griechen Unschuld! Du erinnerst mich da, daß er für ihn Bürge geworden und also bis zur gerichtlichen Verhandlung für seine Person verantwortlich ist. [Fußnote: Wenn ein Verbrecher Bürgen (in Kapitalfällen Vades genannt) stellen konnte, so durfte er erst nach gefälltem Erkenntnis ins Gefängnis wandern. ] Nun, Sallust's Haus ist immer besser als ein Gefängnis, besonders als das erbärmliche Loch auf dem Forum. Aber, was kannst Du mit Glaukus zu schaffen haben?«
    »Sieh, edler Klodius, es wäre doch gut, wenn wir ihn vom Tode retten könnten. Die Verurtheilung eines Reichen ist ein Schlag auf die ganze Gesellschaft. Ich möchte mich gerne mit ihm besprechen – denn wie ich höre, ist er wieder bei Sinnen – und mich über die Beweggründe seines Verbrechens genau erkundigen; vielleicht sind sie mildernd genug, um mich zu seiner Vertheidigung zu bestimmen.«
    »Das ist sehr wohlwollend, Arbaces.«
    »Wohlwollen ist die Pflicht dessen, der nach Weisheit strebt,« antwortete Arbaces bescheiden. »Wo ist Sallust's Wohnung?«
    »Ich will sie Dir zeigen,« entgegnete Klodius, »wenn Du mir erlaubst, Dich einige Schritte zu begleiten. Aber sage mir, was ist aus dem armen Mädchen geworden, das den Athener heirathen sollte – der Schwester des ermordeten Priesters.«
    »Ach, sie ist beinahe wahnsinnig. Bisweilen stößt sie Verwünschungen gegen den Mörder aus – dann hält sie plötzlich inne und ruft: ›Aber warum fluchen? Oh, mein Bruder, Glaukus war nicht dein Mörder, nie werde ich es glauben!‹ Dann beginnt sie von Neuem, hält wiederum an und flüstert schaudernd vor sich hin – ›ach, wenn er es doch wäre!‹
    »Unglückliche Ione!«
    »Es ist übrigens ein Glück für sie, daß die heiligen, von er Religion gebotenen Pflichten gegen den Verstorbenen bis jetzt ihre Aufmerksamkeit von Glaukus und von ihr selbst zum größten Theile abgezogen haben; in der Dunkelheit ihres Bewußtseins nämlich scheint

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