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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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er, »bei meines Vaters Haupt, wenn seine Göttlichkeit nie besser bedient wurde, so thäte er gut daran, das göttliche Handwerk aufzugeben; ach, wären wir Priester nicht, so hätten die Götter eine böse Zeit. Doch jetzt handelt es sich von Arbaces – mein Fuß betritt einen Sandboden, aber unter diesem Flugsand liegt ein Goldlager. Ich habe des Egypters Leben in meiner Gewalt – wie hoch wird er es wohl schätzen?«
    Unter diesem Selbstgespräch schritt er durch den offenen Hof in das Peristyl, wo da und dort einige Lampen sich mit der Sternennacht um die Oberhand stritten und begegnete plötzlich dem Egypter, der aus einem der sich längs der Kolonnade hinziehenden Gemächer heraustrat.
    »Ah, Kalenus – suchst Du mich?« fragte der Egypter mit etwas verlegener Stimme.
    »Ja, weiser Arbaces – wie ich hoffe, kommt mein Besuch nicht zu ungelegener Stunde?«
    »Nein – gerade vorhin nieste mein Freigelassener Kallias dreimal zu meiner rechten Seite; ich wußte also, daß mir etwas Gutes begegnen würde – und sieh, die Götter senden mir Kalenus.«
    »Wollen wir nicht in die Zimmer hineingehen, Arbaces?«
    »Wie Du willst; aber die Nacht ist klar und balsamisch – ich bin noch immer etwas ermattet von meiner letzten Krankheit – die Luft erfrischt mich – laß uns im Garten spaziren gehen – wir sind ja dort ebenfalls allein.«
    »Von Herzen gern,« antwortete der Priester, und die zwei Freunde begaben sich langsam nach einer der Terrassen, die, von Marmorvasen und schlummernden Blumen umgeben, den Garten durchschnitten.
    »Eine liebliche Nacht,« sagte Arbaces, »blau und schön wie die, in welcher ich vor zwanzig Jahren zum erstenmal Italiens Küste erblickte. Mein Kalenus, das Alter beschleicht uns – laß uns wenigstens fühlen, daß wir gelebt haben.«
    »Du wenigstens kannst Dich dessen rühmen,« erwiederte Kalenus, nach einer Gelegenheit suchend, des Geheimnisses, das ihn drückte, sich zu entledigen, zugleich aber seine gewöhnliche Scheu vor Arbaces, durch den von dem Egypter angenommen, ruhigen und freundlichen Ton würdevoller Herablassung noch verstärkt fühlend – »Du wenigstens kannst Dich dessen rühmen. Dir fiel unermeßlicher Reichthum zu – ein Körper, durch dessen enggewobene Fibern keine Krankheit eindringen kann – glückliche Liebe – unerschöpflicher Genuß und sogar in dieser Stunde der Triumph der Rache.«
    »Ah, Du sprichst vom Athener. Nun, morgen wird sein Todesurtheil ausgesprochen werden. Der Senat läßt keine Milderung eintreten. Aber Du irrst Dich – sein Tod gibt mir keine andere Befriedigung, als daß er mich von einem Nebenbuhler in Ione's Herz befreit. Ich hege keine weitere feindliche Gesinnung gegen diesen unglücklichen Mörder.«
    »Mörder!« wiederholte Kalenus langsam und bedeutungsvoll, und heftete, während er sprach, seine Blicke auf Arbaces. Die Sterne schienen bleich und fest auf das stolze Antlitz ihres Propheten, aber sie verriethen keinen Wechsel auf demselben; enttäuscht und beschämt schlug Kalenus die Augen zu Boden, und fuhr hastig fort: »Mörder! Es ist gut, daß Du ihn dieses Verbrechens anklagst; aber Du weißt am Besten, daß er unschuldig ist.«
    »Erklär Dich näher,« sagte Arbaces kalt; denn er hatte sich für einen derartigen Auftritt, den ihm seine geheimen Befürchtungen vorausgesagt, vorbereitet.
    »Arbaces,« antwortete Kalenus, seine Stimme zu einem Flüstern herabsenkend; »ich war in dem Hain, verborgen durch die Kapelle und das umgebende Gebüsch; ich hörte, ich bemerkte Alles. Ich sah, wie Deine Waffe das Herz des Apäcides durchbohrte. Ich tadle die That nicht – sie vernichtete einen Feind und Abtrünnigen.«
    »Du sahest das Ganze!« sagte Arbaces trocken; »das dachte ich mir – Du warst allein?«
    »Allein!« antwortete Kalenus, erstaunt über des Egypters Ruhe.
    »Und weshalb verbargst Du Dich um diese Stunde hinter der Kapelle?«
    »Weil ich den Übertritt des Apäcides zum Glauben der Nazarener erfahren hatte – weil ich wußte, daß er auf dieser Stelle mit dem feurigen Olinth zusammentreffen sollte – weil sie dort einen Plan besprechen wollten, dem Volke die heiligen Mysterien unserer Gottheit zu enthüllen – ich war dort, ihr Vorhaben zu entdecken, um es zu vereiteln.«
    »Hast Du eines Menschen Ohr gesagt, was Du gesehen?«
    »Nein, mein Gebieter, das Geheimnis ist in Deines Dieners Brust verschlossen.«
    »Wie! Selbst Dein Vetter Burbo ahnt es nicht? Komm, sag' die Wahrheit!«
    »Bei den Göttern

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