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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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dem des Apäcides nennen? Hältst Du mich für schuldig?«
    »Gott allein liest im Herzen; aber mein Verdacht ruhte nicht auf Dir.«
    »Auf wem denn?«
    »Auf Deinem Ankläger Arbaces.«
    »Ha, Du ermuthigst mich – und weshalb auf Arbaces?«
    »Weil ich des Mannes böses Herz kenne, und er Ursache hatte, den zu fürchten, der jetzt todt ist.«
    Nunmehr berichtete Olinth dem Glaukus über diejenigen Umstände, die dem Leser bereits bekannt sind – über seine Unterredung mit Apäcides, so wie über den Plan, den er mit diesem zur Enthüllung der Betrügereien der egyptischen Priesterschaft und der von Arbaces gegen die jugendliche Schwäche des Neubekehrten angewandten Verführungskünste entworfen hatte. »Ist daher,« schloß Olinth, »der Verstorbene dem Arbaces begegnet, hat er ihm seinen Verrath vorgeworfen und mit Entdeckung gedroht, so mochten Ort und Stunde den Zorn des Egypters begünstigt, und Leidenschaft und List den Todesstoß geführt haben.«
    »So muß es gewesen sein,« rief Glaukus voll Freude; »ich bin glücklich.«
    »Was hilft Dir übrigens jetzt, diese Entdeckung, o Unglücklicher? Du bist unwiderruflich verurtheilt und wirst bei all Deiner Unschuld untergehen.«
    »Aber ich selbst werde wissen , daß ich schuldlos bin, während ich bisher in meinem geheimnisvollen Wahnsinn fürchterliche, wenn auch nur augenblickliche, Zweifel hege. Aber sag' mir, Du Mann eines fremden Glaubens, denkst Du, daß wir für kleine Vergehen oder für angestammte Fehler von den Mächten da oben, wie Du sie auch heißen magst, auf immer verstoßen und verflucht sind?«
    »Gott ist gerecht und verstößt seine Geschöpfe um bloßer menschlicher Schwäche willen nicht. Gott ist gnädig und verflucht nur die Sünder, die nicht bereuen.«
    »Doch schien es mir, als ob ich im göttlichen Zorn von plötzlichem Wahnsinn – einer übernatürlichen, nicht durch menschliche Mittel bereiteten Selbstzerrüttung heimgesucht worden wäre.«
    »Es gibt,« antwortete der Nazarener, »böse Geister auf Erden, so gut es einem Gott und seinem Sohn im Himmel gibt, und da Du die letzteren nicht anerkennst, so haben vielleicht die ersteren Macht über Dich gehabt.«
    Glaukus antwortete nicht und es trat jetzt eine Stille von mehren Minuten ein. Endlich begann der Athener mit veränderter, sanfter und halb zaudernder Stimme: »Christ, glaubst Du nach den Lehren Deiner Religion, daß die Todten zu neuem Leben erstehen – – daß die, welche hier geliebt, in einer andern Welt vereinigt werden – daß jenseits des Grabes unser guter Name, befreit von dem Nebel der Sterblichkeit, der ihn vor dem groben Auge der Welt ungerechterweise verdunkelte, in seinem wahren Lichte leuchtet, und daß die durch Wüste und Felsen getrennten Ströme im heiligen Hades zusammentreffen und wieder in einem Bette fließen?«
    »Ob ich das glaube, Athener? Nein, ich glaube es nicht: ich weiß es . Und diese schöne und beseligende Gewißheit ist es, die mich jetzt aufrecht erhält. O Cyllene,« fuhr Olinth begeistert fort, »Braut meines Herzens! mir im ersten Monat unserer Ehe entrissen, werd' ich Dich nicht in wenigen Tagen schon wiedersehen? Willkommen, willkommen Tod, der mich in den Himmel und zu Dir führt!«
    In diesem plötzlichen Ausbruch menschlicher Liebe lag etwas, das eine verwandte Saite in der Seele des Griechen berührte. Zum erstenmal fühlte er eine größere Sympathie, als die bloße Gemeinschaft des Unglücks zu erwecken vermag. Er kroch näher zu Olinth hin; denn so roh auch die Italiener in einigen Punkten waren, so zeigten sie doch in andern keine unnöthige Grausamkeit; sie verschonten den Gefangenen mit abgesonderter Zelle und überflüssiger Kette, und gönnten den Opfern der Arena den traurigen Trost einer Freiheit und Gesellschaft, wie sie das Gefängnis zu bieten vermag.
    »Ja,« fuhr der Christ mit heiligem Eifer fort, »die Unsterblichkeit der Seele – die Auferstehung – die Wiedervereinigung der Todten ist die große Grundlehre unseres Glaubens – die große Wahrheit, zu deren Verkündung und Bezeugung ein Gott selbst den Tod erlitt. Kein gefabeltes Elysium – kein dichterischer Orkus; sondern eine reine und strahlendere Ererbung des Himmels selbst ist der Antheil der Guten.«
    »Sage mir also Deine Lehren und theile mir Deine Hoffnungen mit,« sprach Glaukus mit feierlicher Rührung.
    Olinth zögerte nicht, dieser Bitte zu entsprechen und wie so oft in den ersten Jahrhunderten des Christenthums, ergoß auch hier das

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