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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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selbst im Tode noch zu etwas nütze sei.«
    »Das Volk,« hub der ernste Pansa an, »ist ganz entzückt von dem Ergebnis. Die guten Leute waren außerordentlich besorgt, die Spiele im Amphitheater möchten ohne einen Verbrecher für die Thier stattfinden müssen, und jetzt zwei solche Verbrecher zu bekommen, ist in der That eine Freude für die armen Burschen! Sie arbeiten hart und müssen deshalb auch einigen Spaß haben.«
    »So spricht der Volksfreund Pansa, der nie ausgeht, ohne einen Schweif von Klienten, so lang als ein indischer Triumphzug. Er spricht immer vom Volke. Götter! am Ende wird er noch ein Grachus.«
    »Jedenfalls bin ich kein anmaßender Aristokrat,« versetzte Pansa mit hochherziger Miene.
    »Nun,« bemerkte Lepidus, »es wäre auch gewiß gefährlich, am Vorabend eines Thiergefechts den Mitleidigen zu spielen. Wenn je über mich ein hochnothpeinlicher Prozeß verhängt wird, so flehe ich zu Jupiter, daß entweder keine wilden Thiere in den öffentlichen Ställen, oder aber genug Verbrecher in den Kerkern sein mögen.«
    »Und was,« fragte einer von den Gästen, »was ist aus dem armen Mädchen geworden, das Glaukus heirathen wollte? Eine Wittwe ohne Frau gewesen zu sein – das ist hart!«
    »O,« entgegnete Klodius, »Sie ist sicher unter dem Schutz ihres Vormundes Arbaces. Es war natürlich, daß sie sich, nachdem sie Bräutigam und Bruder verloren, zu ihm begab.«
    »Bei der Venus, Glaukus hatte Glück bei den Frauen! Man sagt, die reiche Julia sei auch in ihn verliebt gewesen.«
    »Eine bloße Fabel, mein Freund,« sagte Klodius geckenhaft; »ich war heute bei ihr. Wenn sie je ein derartiges Gefühl empfand, so schmeichle ich mir, sie getröstet zu haben.«
    »Still, Ihr Herren,« rief Pansa; »wißt Ihr nicht, daß Klodius gegenwärtig damit beschäftigt ist, in Diomeds Haus tüchtig auf die Fackel zu blasen? Sie fängt an zu brennen und wird bald hell leuchten an Hymens Altar.«
    »Sieht es so aus?« fragte Lepidus; »was! Klodius ein Ehemann werden? Pfui!«
    »Sie ohne Furcht,« antwortete Klodius, »der alte Diomed ist entzückt bei dem Gedanken, seine Tochter an einen Patrizier zu verheirathen und wird mit den Sesterzen nicht im Hinterhalt bleiben; daß ich sie aber nicht im Atrium verschließe, davon werdet Ihr Euch überzeugen. Der Tag, da Klodius eine Erbin heirathet, soll ein weißer für seine heitern Freunde sein.«
    »Steht es so?« rief Lepidus, »komm, also einen vollen Becher auf das Wohl der schönen Julia!«
    Während dieses Gesprächs, das mit der gewöhnlichen Denkungsart der Schwelger jener Zeit im Einklang stund, und das vielleicht vor hundert Jahren in gewissen Cirkeln von Paris ein Echo gefunden hätte, im heitern Triklinium des Lepidus stattfand, schaute eine ganz andere Umgebung den jungen Athener an.
    Nach seiner Verurtheilung wurde Glaukus nicht mehr der milden Haft Sallusts, des einzigen Freundes in seinem Unglück, überantwortet. Man führte ihn über das Forum, bis die Wächter an einem Pförtchen neben dem Jupitertempel hielten. Die Thüre öffnete sich in der Mitte auf eine etwas sonderbare Art, indem sie sich wie ein moderner Triller um ihre Angeln drehte, so daß immer nur der halbe Raum zu einer und derselben Zeit offen stand. Durch diese enge Öffnung schoben sie den Gefangenen, setzten ein Brod und einen Krug Wasser vor ihn und überließen ihn der Finsternis und, wie er glaubte, der Einsamkeit. So plötzlich war die Umwälzung eingetreten, die ihn von der Palmenhöhe jugendlicher Freude und begünstigter Liebe in den tiefsten Abgrund der Schande und in die Schrecken eines blutigen Todes hinabgeworfen, daß er mehr als einmal glaubte, er liege in den Banden eines fürchterlichen Traumes. Seine elastische und kräftige Constitution hatte über einen Trank gesiegt, den er glücklicherweise nur zum kleineren Theile zu sich genommen. Sinne und Bewußtsein hatten sich wieder eingestellt, aber noch immer lag ein schwerer Nebel auf seinen Nerven, der seinen Geist verdunkelte. Sein natürlicher Muth und der edle griechische Stolz befähigten ihn, jede unpassende Bangigkeit zu überwinden und seinem entsetzlichen Schicksal im Gerichtssaal mit standhafter Haltung und unerschrockenem Auge entgegenzusehen. Dann aber reichte das Bewußtsein der Unschuld kaum mehr hin, ihn aufrecht zu erhalten, wenn der Blick der Menge seinen hohen Muth nicht länger erweckte und er der Stille und Einsamkeit überlassen wurde. Er fühlte, wie der Dunst des Kerkers seinen

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