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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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wie einst im Osten die jubelnde Rotte
Der Mädchen in ihre krystallene Grotte
Die Schönheit trug des mystischen Hylas,
So ziehen, so ziehen
Den Gott wir, den jungen, im lachenden Chore
In heißer Umschlingung durch unsere Thore;
Wir ziehen ihn vorwärts mit lautem Gesang
Die dunkelnden Ströme der Nacht entlang –
Hoho – hoho, wir haben dich, Psilas!
     
     
    Die Gäste zollten rauschenden Beifall. Wenn der Dichter zugleich der Wirth ist, so sind seine Verse unstreitig immer bezaubernd.
    »Ganz griechisch,« bemerkte Lepidus; »in der römischen Dichtkunst kann man die Wildheit, Stärke und Kraft dieser Sprache unmöglich nachahmen.«
    »Man muß gestehen,« fiel Klodius mit einer Ironie ein, die er indessen zu verbergen suchte, »daß dieses Lied gegen die alterthümliche und schmucklose Einfachheit der Ode des Horaz sehr absticht, die wir vorhin hörten. Die Melodie ist ganz jonisch; dieses Wort erinnert mich daran, eine Gesundheit auszubringen. Meine Freunde, auf das Wohl der schönen Ione!«
    »Ione! ... Der Name ist griechisch,« sagte Glaukus mit sanfter Stimme; »ich stimme mit Vergnügen ein. Aber wer ist Ione?«
    »Ach! Du bist erst kürzlich wieder in Pompeji angekommen, sonst verdientest Du den Ostrazismus für Deine Unwissenheit,« antwortete Lepidus geziert; »Ione nicht kennen, heißt den ersten Reiz in unserer Stadt nicht kennen.«
    »Sie ist die seltenste Schönheit,« sagte Pansa, »und welche Stimme!«
    »Sie kann sich gewiß nur von Nachtigallenzungen nähren,« entgegnete Klodius.
    »Nachtigallenzungen! Welch herrlicher Gedanke,« seufzte der Schatten.
    »Gib mir Aufschluß, ich beschwöre Dich!« versetzte Glaukus.
    »Wisse denn,« begann Lepidus ...
    »Laß mich reden,« fiel ihm Klodius ins Wort; »Du dehnst Deine Worte, als ob Du Schildkröten sprächest.«
    »Und Du sprichst Steine,« sprach das Süßherrchen ganz leise, indem er mit verächtlicher Miene auf sein Ruhebett zurücksank.
    »Wisse also, mein Glaukus,« sagte Klodius, »daß Ione eine erst kürzlich in Pompeji angekommene Fremde ist. Sie singt wie Sappho, und ihre Gesänge sind eigene Dichtung; Tibia, Cythara und Lyra spielt sie so schön, daß es schwer zu sagen ist, auf welchem von diesen Instrumenten sie die Musen am meisten übertreffe. Ihre Schönheit ist überaus blendend, ihr Haus vollkommen gut eingerichtet. Solcher Geschmack! solche Juwelen! solche Bronzen! Sie ist reich und ebenso freigebig als reich.«
    »Ihre Liebhaber,« meinte Glaukus, »sind ohne Zweifel dafür besorgt, daß sie nicht Hungers stirbt; leicht gewonnenes Geld wird eben so leicht wieder ausgegeben.«
    »Ihre Liebhaber – Ach, das ist gerade das Räthsel. Ione hat nur einen Fehler ... sie ist keusch; ganz Pompeji liegt zu ihren Füßen und sie hat keinen Geliebten. Sie will nicht einmal heirathen.«
    »Keinen Geliebten!« wiederholte Glaukus.
    »Nein; sie hat die Seele der Vesta, mit dem Gürtel der Venus.«
    »Welche gewählte Ausdrücke,« sagte der Schatten.
    »Ein Wunder!« rief Glaukus. »Könnten wir sie nicht sehen?«
    »Ich will Dich diesen Abend dort einführen,« versetzte Klodius. »Indessen ...« fügte er hinzu, noch einmal die Würfel schüttelnd ...
    »Ich stehe zu Deinen Diensten,« sagte der gefällige Glaukus, »Pansa! wende Dein Gesicht ab.«
    Lepidus und Sallust spielten Gerade und Ungerade, und der Schatten sah dem Spiele zu, während Glaukus und Klodius sich allmählig in die Wechselfälle des Würfelspiels vertieften.
    »Beim Jupiter!« rief Glaukus, »da werfe ich die Caniculae schon zum zweitenmale.«
    »Sei mir jetzt günstig, Venus!« sprach Klodius, indem er den Würfelbecher lange schüttelte ..., » o alma Venus – es ist Venus selbst,« setzte er hinzu, indem er den höchsten Wurf that, den man nach jener Göttin benannte, die allerdings gewöhnlich denjenigen, der Geld gewinnt, begünstigt.
    »Venus ist undankbar gegen mich,« sagte Glaukus scherzend, »und doch habe ich stets auf ihrem Altare geopfert.«
    »Wer mit Klodius spielt,« sagte Lepidus ganz leise, »wird, wie der Kurkulio des Plautus, im Spiele bald sein Pollium einsetzen müssen.«
    »Armer Glaukus! Er ist so blind als Fortuna selbst,« erwiderte Sallust in demselben Tone.
    »Ich spiele nicht weiter,« sagte Glaukus, »ich habe dreißig Sestertien verloren.«
    »Ich bedaure ...« sagte Klodius.
    »Liebenswürdiger Mann!« murmelte der Schatten.
    »Nicht doch,« versetzte Glaukus, »das Vergnügen über Deinen Gewinn wiegt den Kummer über meinen Verlust

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