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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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längliches Piedestal mit zwei Statuen, deren eine die Isis selbst, die andere aber den schweigsamen und geheimnisvollen Orus vorstellte. Noch mehrere andere Gottheiten schienen hier zur Bildung des Hofstaats der egyptischen Göttin vereinigt zu sein, – der ihr verwandte und vielnamige Bacchus, die cyprische Venus (eine griechische Nachahmung der Isis), wie sie aus dem Bade steigt, Anubis mit dem Hundskopfe, der Ochse Apis und eine Menge egyptischer Götzenbilder von wundersamer Gestalt und unbekannten Namen.
    Wir dürfen jedoch keineswegs vermuthen, daß die Isis in den Städten Großgriechenlands unter den Formen und Ceremonien verehrt worden sei, auf die sie gerechten Anspruch haben durfte; die gemischten und neueren Nationen des Südens vermengten theils aus Stolz, theils aus Unwissenheit die Culte aller Zeiten und Länder. Auch die tiefen Geheimnisse des Nils waren durch hunderterlei ausgeartete, leichtsinnige Neuerungen, die den Glaubensbekenntnissen am Cephissus und der Tiber entnommen waren, entstellt. Der Isistempel zu Pompeji wurde von römischen und griechischen Priestern bedient, die der Sprache und der Gebräuche der alten Verehrer dieser Göttin gleichmäßig unkundig waren, und der Nachkömmling jener mächtigen egyptischen Könige lachte unter dem Scheine der tiefsten Ehrfurcht heimlich über die kleinlichen Mummereien, durch die man den feierlichen und deutungsreichen Gottesdienst seines heißen Himmelsstriches nachzuahmen suchte.
    In weißen Gewändern hatte sich die Opferschaar zu beiden Seiten der Außentreppe in Reihen aufgestellt, während oben zwei Unterpriester standen, deren einer einen Palmzweig, der andere einen kleinen Ährenbüschel hielt. Der enge Durchgang des Vordergrundes war von Zuschauern umlagert.
    »Und welcher Beweggrund,« fragte Arbaces leise einen Kaufmann, der beim Handel mit Alexandrien – ein Verkehr, der vor Allem zur Einführung des Cultus der egyptischen Göttin in Pompeji beigetragen haben mochte – betheiligt war, »welcher Beweggrund versammelt Euch in diesem Augenblicke vor den Altären der ehrwürdigen Isis? Nach den weißen Gewändern der Gruppe vor mir scheint es, daß ein Opfer gebracht werden soll, und nach der Versammlung von Priestern, daß Ihr auf ein Orakel harret. Auf welche Frage soll es antworten?«
    »Wir sind Kaufleute,« antwortete der Gefragte (der kein Anderer war als Diomed) in demselben Tone; »wir suchen das Schicksal zu erfahren, das unsern Schiffen vorbehalten ist, die morgen nach Alexandrien segeln sollen. Wir wollen der Göttin ein Opfer bringen und sie um eine Antwort anflehen. Du kannst an meiner Kleidung sehen, daß ich nicht zur Zahl derer gehöre, die das Opfer veranstalten, aber es liegt mir doch Etwas an der guten Fahrt der Flotte ... ja, beim Jupiter! ich habe einen kleinen Handel; wie könnte ich sonst in diesen schwierigen Zeiten leben?«
    Der Egypter erwiderte mit Würde, obgleich die Isis eigentlich die Göttin des Ackerbaues sei, so sei sie doch nicht weniger die Beschützerin des Handels. Dann wandet er sein Haupt gegen Morgen und schien in tiefe Andacht versunken.
    In diesem Augenblicke erschien auf der Mitte der Treppe ein von Kopf bis Fuß weiß gekleideter Priester. Zwei andere Priester, die bis auf die Mitte ihrer Brust entblößt, am übrigen Körper aber mit weißen, wallenden Gewändern bedeckt waren, lösten diejenigen ab, die bis jetzt an den beiden Ecken gestanden hatten. Zu gleicher Zeit stimmte ein unten an der Treppe sitzender Priester auf einem langen Blasinstrumente eine feierliche Weise an; auf der halben Höhe der Treppe befand sich ein zweiter Flamen, mit einem Votivkranze in der einen, und einem weißen Stabe in der andern Hand, während endlich, um den malerischen Eindruck dieser morgenländischen Feierlichkeit zu vervollständigen, der stattliche Ibis (ein dem egyptischen Cultus geheiligter Vogel), von der Höhe der Mauer still den gottesdienstlichen Gebräuchen zuschaute, oder am Fuße der Stufen um den Altar umherschritt.
    An diesem Altare stund jetzt der Opferpriester. [Fußnote: Man zeigt im Museum zu Neapel ein Gemälde, das ein egyptisches Opfer vorstellt. ]
    Das Gesicht des Arbaces schien, während die Opferschauer die Eingeweide untersuchten, seine ganze strenge Ruhe zu verlieren und in frommer Besorgnis zu schweben – dann aber freudig sich aufzuhellen, als die Zeichen für günstig erklärt wurden und die glühenden Flammen die heiligen Theile des Opferthieres unter dem Wohlgeruche der Myrrhen

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