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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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seine Unterthanen.«
    Unter solchen Sprüchen schritt der Egypter langsam weiter; er kehrte in die Stadt zurück und seine über die auf dem Forum versammelte Menge emporragende Gestalt wandte sich nach dem kleinen, aber anmuthigen, der Isis geheiligten Tempel. [Fußnote: Sylla soll den Gottesdienst der egyptischen Isis nach Italien verpflanzt haben. In den kampanischen Städten jedoch war vermuthlich der Handel mit Alexandrien wirksamer, die Verehrung der Liebesgöttin in Egypten einzuführen, als die Frömmigkeit Sylla's, die vielleicht kein populäres Beispiel gewesen wäre. Bald wurde dieser Gottesdienst Mode, und zwar besonders bei den römischen Damen. Seine Priester legten das Gelübde der Keuschheit ab, waren aber, wie alle solche Brüderschaften, wegen ihrer Zügellosigkeit berüchtigt. Juvenal nennt die Priesterinnen bei einem Namen ( Isiacae lenae ), der besagt, wie bequem sie für Liebende waren, und manche Liebesintrigue wurde unter dem Mantel der Nacht in dem Bezirke der heiligen Tempel ausgeführt. Gelobte eine Dame z.B. so und so viele Nächte am Altare der Isis zu wachen, so war dies ein Opfer der Enthaltsamkeit gegenüber von ihrem Gemahl, das in der Regel ihrem Liebhaber zu Statten kam. Während so die eine Leidenschaft der menschlichen Natur in Anspruch genommen wurde, zog man auch eine andere, kaum minder starke, in den Dienst der Gottheit – nämlich Leichtgläubigkeit. Die Priester der Isis behaupteten, die Magie zu verstehen und die Zukunft zu kennen. Frauen aus allen Ständen – und sogar manche aus dem stärkeren Geschlecht – befragten die egyptischen Zauberkünste und verehrten sie als Orakel. Voltaire sucht sehr sinnreich zu beweisen, daß die Zigeuner ein Ueberbleibsel der alten Priester und Priesterinnen der Isis, vermischt mit denen der syrischen Göttin, seien. Zur Zeit des Apulejus hatten diese heiligen Betrüger ihre Würde und Geltung verloren – verachtet und arm irrten sie von Ort zu Ort, ihre Prophezeihungen verkaufend und Krankheiten heilend. Voltaire macht uns mit Scharfsinn darauf aufmerksam, daß Apulejus ihre besondere Gewandtheit im Ausplündern von Nebengebäuden und Hofräumen nicht vergessen habe – später sagten sie aus der Hand wahr und führten eigenthümliche Tänze – vielleicht Zigeunertänze? – auf. »Dies,« sagt der in seinen Schlüssen voreilige Franzose, »war das Ende der alten Religion der Isis und des Osiris, deren bloße Namen uns heute noch mit Ehrfurcht erfüllen!« – Zu der Zeit übrigens, wo meine Geschichte spielt, war der Gottesdienst der Isis noch im Ansehen. Die reicheren Verehrer derselben ließen sich sogar von dem geheimnisvollen Wasser des Nils holen, um die Altäre der Göttin damit zu besprengen. Ich habe den Ibis in den Tempel der Isis eingeführt, obgleich man glaubt, daß dieser Vogel, wenn man ihn aus Egypten fortnehme, verschmachte und sterbe. Aus verschiedenen Gründen jedoch, deren Aufzählung hier zu weitläufig wäre, glaube ich, daß der Ibis in den italienischen Tempeln der Isis keineswegs selten war, obgleich er gewöhnlich nicht lange lebte und unter einem fremden Klima sich durchaus nicht fortpflanzte. ]
    Dieses Gebäude war damals erst seit kurzer Zeit errichtet; der alte Tempel wurde durch das sechszehn Jahre vorher stattgefundene Erdbeben zerstört, und der neue Bau kam bei den unbeständigen Pompejanern so bald in die Mode, wie bei uns eine neue Kirche oder ein neuer Prediger. Die Orakel der Göttin zu Pompeji waren durch die geheimnisvolle Sprache, in der sie ertheilt wurden, ebenso ausgezeichnet, als durch das Zutrauen, das ihre Befehle und Vorhersagungen genossen. Waren sie auch nicht von einer Gottheit diktirt, so zeugten sie wenigstens von tiefer Menschenkenntnis; sie entsprachen mit der größten Genauigkeit den Verhältnissen jedes Individuums und boten in dieser Beziehung einen merkwürdigen Gegensatz zu den allgemeinen Aussprüchen der mit ihnen rivalisirenden Tempel.
    Als Arbaces an das Gitter gelangte, das die Personen von dem geheiligten Raume ausschloß, war eine Menge Menschen aus allen Ständen, hauptsächlich aber Kaufleute, ehrfurchtsvoll vor den zahlreichen Altären, die sich im offenen Hofe befanden, in athemloser Stille versammelt. Nischen, die in den Mauern der Cella angebracht waren, zu der sieben Stufen von parischem Marmor hinanführten, enthielten mehr Statuen, und sogar die Wände waren mit dem der Isis geheiligten Granatapfel geschmückt. Im Innern des Gebäudes befand sich ein

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