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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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Helm des Soldaten; aber selbst der Schrecken hatte seine scharfen, strengen Züge unverändert gelassen. Aufrecht und bewegungslos stund er auf seinem Posten. Sogar eine solche Stunde hatte die Maschine der unerschütterlichen Majestät Roms zu keinem selbstdenkenden und selbsthandelnden Wesen umgeschaffen. Da stand er unter dem Wüthen und Toben der Elemente, denn er hatte ja von seinem Centurio noch nicht die Erlaubnis erhalten, den Posten aufzugeben und sich zu retten! [Fußnote: Die Skelette von mehr als einer Schildwache wurden auf ihren Posten gefunden. ]
    Diomed und sein Gefährte eilten herbei, als plötzlich eine weibliche Gestalt ihnen den Weg vertrat. Es war das Mädchen, dessen Stimme schon so oft und in so heiterer Weise, »das lustige Spiel der Arena« gepriesen hatte.
    »O Diomed,« rief sie, »ich flehe Dich um Schutz an! Sieh'« (hiebei zeigte sie auf ein, an ihrer Brust geschlossenes, Kind), »sieh', diesen Kleinen! Er ist mein! Das Kind der Schande! Ich habe es bis zu dieser Stunde verheimlicht! Aber jetzt erinnere ich mich, daß ich Mutter bin! Ich habe es aus der Wiege seiner Amme gerissen; sie war entflohen. Wer konnte zu solcher Zeit an das arme Kind denken, als die, welche es geboren hat! – Rette es! rette es!«
    »Verdammtes Gekreisch! Hinweg, Dirne!« murmelte Klodius zwischen den Zähnen.
    »Nein, Mädchen,« tröstete der menschlicher gesinnte Diomed; »folge uns, wenn Du willst! Hieher! Hieher in die Gewölbe!«
    Sie eilten weiter, kamen im Hause des Diomed an und lachten laut, als sie die Thürschwelle überschritten, denn sie hielten sich nun gegen jede Gefahr geborgen.
    Diomed befahl seinen Sklaven, eine Menge Lebensmittel und Lampenöl in die unterirdischen Gewölbe zu schaffen, wohin sich sodann Julia, Klodius, die Mutter mit dem Kinde, die meisten Sklaven und einige erschrockene Bekannte und Klienten aus der Nachbarschaft begaben.

Siebentes Kapitel.
Der weitere Verlauf der Verheerung.
    Die Wolke, welche eine so tiefe Finsternis über die Stadt verbreitete, hatte sich jetzt in eine undringliche Masse verwandelt. Es war nicht das rabenschwarze Dunkel einer sternlosen Nacht, sondern die dichte Finsternis eines engen, des Lichts entbehrenden Zimmers. [Fußnote: Plinius. ] Je dunkler es wurde, desto schrecklicher leuchteten die Blitze rings um den Vesuv. Ihre schauerliche Schönheit war übrigens nicht auf die gewöhnliche Farbe des Feuers beschränkt, sondern spielte in all den zaubervollen Nüancen des Regenbogens. Bald leuchteten sie glänzend blau, wie das tiefste Azur des südlichen Himmels, bald schossen sie blaßgrün, wie eine ungeheure Schlange durch die Lüfte; jetzt war es wieder ein trübes Roth, das aus den Rauchwolken hervorbrach und einen blutigen Schein über die Stadt ausgoß – dann aber plötzlich, wie der Geist ihres eigenen Lebens, in einer Todtenblässe erstarb.
    In den Pausen zwischen dem Aschenregen hörte man ein unterirdisches Rollen, so wie das Toben der aufgeregten Wellen; etwas leiser und nur dem Ohre der Furcht vernehmlich war das Zischen der durch die Spalten des Vulkans entweichenden Gasarten. Manchmal schien die Wolke ihre feste Masse zu zertheilen und bei dem Scheine des Blitzes höchst drollige und wunderbare Menschen- und Thiergestalten anzunehmen, die gegeneinander losstürzten und dann schnell wieder in einem wirren Nebel verschwanden, so daß die Phantasie den Augen der erschrockenen Flüchtlinge grimmige Riesengestalten, gleichsam als die Werkzeuge des Schreckens und des Todes, vorspiegelte. [Fußnote: Dio Cassius. ]
    An manchen Stellen lag die Asche bereits knietief, und die heißen Regengüsse, welche der dampfende Athem des Vulkans nach allen Seiten hinsendete, drangen in die Häuser und verbreiteten einen scharfen, erstickenden Dunst. An mehren Orten hatten ungeheure, auf die Dächer der Häuser geschleuderte Felsenstücke durch ihre zerstörende Gewalt die Straßen mit Schutt angefüllt, der mit jeder Stunde zunahm und den Weg ganz versperrte; ferner wurde das Erdbeben immer stärker, jeder Schritt, den man thun wollte, war unsicher und weder ein Wagen, noch eine Sänfte konnte selbst auf dem ebensten Grunde im Gleichgewicht erhalten werden.
    Hie und da zerbrachen die größeren Steine, wenn sie beim Niederfallen aneinander stießen, in zahllose Stücke, welche Funken umhersprühten, die alles Brennbare in ihrem Bereiche ergriffen. Auf einmal wich die Finsternis über dem Weichbilde der Stadt einer furchtbaren Helle; denn mehre Häuser und

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