Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
können«, sagte Eljazokad ruhig. »Warum hast du wegen dieses Kindes unser Abkommen gebrochen?«
    Â»Kein Kind soll leben müssen, das so wird wie ich! KEIN Kind soll LEBEN müssen, das so wird wie ICH!« Rodraeg und Eljazokad wichen unwillkürlich einen Schritt zurück, als Dasco wieder lauter, wütender und tierhafter wurde. Bestar hielt stand und schraubte nur seinen Griff ums Schwert fester.
    Â»Es ist ein ganz normales Menschenkind«, behauptete Eljazokad. »Ich habe es auf dem Arm getragen. Ich konnte keinerlei Magie spüren, wie sie von dir ausgeht. Dieses Kind wird niemals werden wie du. Warum irrst du dich so?«
    Â»Ich irre mich nicht. Habt ihr die Eltern nicht gesehen?«
    Â» Die Harpas sind anständige Leute, die ihr Kind sehr lieben.«
    Â»Es gibt keine anständigen Leute. Die Harpas sind sogar Mörder. Er auch.« Er deutete wild auf Hellas, der noch immer auf dem Boden lag. »Du auch!« Er stieß vor in Richtung Bestar. »Denkt ihr, eure Kinder bemerken das nicht? Wenn ihr ihnen Blut zu trinken gebt und Schläge zu essen? Müssen die Kinder von Mördern nicht zu Monstern werden, um verkraften zu können, womit ihr sie nachts zudeckt?« Er schaute zum Mond hinauf. »Manchmal bringe ich Erlösung. Kein Kind soll leben müssen, das so wird wie ich. Viele, viele sind da draußen, einsam in der Dunkelheit verstrickt. Der Mond weint keine Tränen. Aber ich, ich weine viel zuviel, ihr Bestien!«
    Mit einem Aufheulen stürzte er sich auf Bestar, warf ihn zu Boden und verbiß sich in der Klinge. Rodraeg wußte sich nicht anders zu helfen: Er zog das Schwert wieder aus dem Gurt und umrundete den Kampf, um dem sich wie rasend gebärdenden Werwolf die Waffe in den Rücken stoßen zu können.
    Â»Nicht, Rodraeg«, flehte Eljazokad. »Auch er ist ein Opfer, hast du das nicht begriffen?«
    Â»Dieses Opfer tötet gerade Bestar. Das werde ich nicht zulassen!« Rodraeg schrie den Magier an, ohne es zu wollen. Eljazokad hatte wahrscheinlich recht. Aber Bestar war kein Mörder, sondern ein Krieger, das war ein gewichtiger Unterschied. Ein Krieger und ein Freund. Genau wie Hellas, der womöglich tot war, getötet von einem unmenschlichen Kindsmörder, der Gnade nur behauptete, aber nicht kannte.
    Und dennoch brachte Rodraeg es nicht fertig. Er stand hinter den entfesselt miteinander Ringenden, das Schwert hoch erhoben, er hörte Bestars rasselndes Keuchen und das brodelnde Grollen Dascos und fühlte eine Schwäche und Verzweiflung in sich wie noch nie zuvor in seinem Leben.
    Beinahe war er froh, als ihm sämtliche Entscheidungen aus der Hand genommen wurden.
    Der Werwolf brachte Bestars Gegenwehr zum Erliegen, richtete sich auf und schlug dem viel zu langsamen Rodraeg das Schwert aus der Hand. Dieser Schlag war dermaßen heftig, daß Rodraeg zu Boden gehen wollte, um sich den zertrümmerten Unterarm zu halten, doch Dasco hielt ihn auf, hielt ihn fest, zog ihn am Kragen nah heran an sein unmenschliches Gesicht mit den wie grinsend gefletschten Reißzähnen.
    Â»Ihr wolltet ans Meer, um die lebendigen singenden Schiffe zu schützen«, grollte die Stimme des Tieres. »Das ist wohlgemeint, wirklich. Nur wart ihr nicht einmal in der Lage, meine Wölfe und mich zu schützen.«
    Â»Dich … schützen?« gurgelte Rodraeg.
    Dann rasselte hinter Dasco etwas durchs Dunkel. Eine Kette, mit einer Widerhakenklinge daran. Die Klinge bohrte sich in Dascos Rücken, so unerbittlich, daß Rodraeg beinahe von einem Segment der vorne herausquellenden Klingenspitze ebenfalls verletzt worden wäre. Anschließend zog sich die Kette straff. Der riesige Werwolf wurde von einer unfaßbaren Kraft nach hinten gerissen, schräg aufwärts, vom Boden weg, denn die Kette führte zwischen die Äste von Bäumen. Er zog Rodraeg nur einen Schritt weit mit sich, dann ließ er den Stürzenden los und ergab sich. Sein wölfischer Gesichtsausdruck zeigte Traurigkeit und Qual.
    Rodraeg fiel auf Handballen und Knie und starrte fassungslos aufwärts. Neben ihm wurde Eljazokad nichtig wirkend beiseite gestoßen von einem großen Mann, der aus den Schatten glitt. Zwei weitere Hünen schwebten, an der Kette hängend und den Werwolf dadurch emporreißend, aus dem Baum herab. Ein vierter tauchte hinter Rodraeg auf und ging an ihm vorbei. Rodraegs rechter Arm knickte ein, er schlug mit dem

Weitere Kostenlose Bücher