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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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hatte. Vier menschliche Gestalten waren hinter diesem Jungtier her. Einer von ihnen hatte ein Rohr wie das, das der Blauhaarige benutzte.«
    Â»Hatte er im Traum auch blaue Haare?« fragte Bestar.
    Â»Ich weiß es nicht. Sie trugen Kapuzen, deshalb waren keine Haare zu sehen. Es herrschte Schneetreiben in dem Traum, Winter, alles war weiß und blendend.«
    Â»Du hast in Warchaim erzählt, der Traum endete an einem Abgrund?« hakte Eljazokad nach.
    Â»Ja. An einer bodenlosen Schlucht am Ende der Welt. Ich weiß nicht, ob die Jäger das Mammut erlegt haben oder nicht. Hoffentlich nicht.«
    Der junge Magier erhob sich. Seine Augen waren schattig wie sein gesamtes Gesicht. »Das ist das, was ich euch die ganze Zeit erzähle: Man muß seinen Träumen folgen. Ihr habt euch nach Rodraegs Traum benannt: Das Mammut. Und nun tauchen die Feinde des Traummammuts leibhaftig vor uns auf. Aber sie töten nicht das Mammut, also euch, sondern den Wolf. Sie beachten das Mammut gar nicht. Warum? Weil es bereits tot ist? Weil es seit dem Traum ausgestorben ist? Das ist fürwahr ein Rätsel. Ich bin ein Traum, verborgen in einem Irrgarten, verdunkelt durch ein Rätsel, entfernt durch einen Abgrund. Folge der Fährte des Mammuts, um mich zu finden. Ich bin sicherlich auf der richtigen Fährte. Aber es fühlt sich nicht gut an. Zäh und undurchdringlich wie ein Alptraum, in dem man nicht eingreifen kann, wenn etwas Schreckliches geschieht. Das Schicksal dieses Werwolfs stimmt mich traurig. Ich werde ihn begraben. Die Kutsche hat gewiß einen Spaten im Gepäck.«
    Â»Die Kutsche«, ächzte Bestar. »Wo ist eigentlich Alins abgeblieben?«
    Â»Er hat das Umkippen gut überstanden, soviel habe ich noch mitbekommen«, antwortete Rodraeg. »Aber wir sollten uns zu ihm gesellen. Der arme Kerl versucht wahrscheinlich, sein geliebtes Gefährt ganz alleine wieder aufzurichten.«
    Zu viert kehrten sie zur Straße zurück, wo Alins Haldemuel damit beschäftigt war, das wie ein erlegtes Großwild auf der Seite liegende Fahrzeug abzuklopfen und auf Strukturschäden zu untersuchen.
    Â»Den Göttern sei Dank – ihr seid noch am Leben!« rief er freudig aus, als die vier zerzausten und schmutzigen Kämpen auf ihn zukamen. »Die Geräusche aus dem Wald waren ja furchtbar! Mord und Totschlag und Gebrüll! Was ist denn bloß geschehen?«
    Rodraeg erklärte es ihm in knappen Worten, während Eljazokad einen Spaten aus einem Ausrüstungskasten kramte und mit dem Werkzeug über der Schulter wieder zurückging in den Wald.
    Â»Vier große Kerle mit seltsamen Haaren und Waffen und Winterkleidung mitten im Wiesenmond?« Der Kutscher schürzte die Lippen. »Und ihr seid sicher, daß es nicht diese Heugabelmänner waren, die in der Gegend von Furbus ihr Unwesen treiben?«
    Â»Da sie keine Heugabeln hatten, waren es wahrscheinlich nicht die Heugabelmänner«, sagte Rodraeg. Von dieser Bande durchgedrehter Bauersknechte hatten sie schon in Terrek gehört. Eine Gruppe Reisender hatte das Mammut als Begleitschutz anheuern wollen, weil sie sich vor den Heugabelmännern fürchtete. »Was für ein Unwesen treiben die denn in der Gegend von Furbus?«
    Â»Die Heugabelmänner? Sie brandschatzen und räubern herum und haben schon eine ganze Kompanie Gardisten zurückgeschlagen. Gerüchten zufolge sind es mittlerweile mehr als dreißig Mann, und es werden wohl immer mehr.«
    Â»Wie kann das sein? Ich dachte, es sind nur ein paar Knechte, die ihre Herren erschlagen haben?«
    Alins rieb sich den Hals. »Es scheint mittlerweile eher so etwas wie eine Bewegung geworden zu sein. Sie machen den Raum zwischen Wildbart und Nekeru unsicher wie die Bande von Malk Falanko früher die Klippen des Kjeer. Und genauso wie vor zwanzig Jahren bei Falanko wird auch hier wohl nur ein größerer Gardeaufmarsch Einhalt gebieten können. Rodraeg, können wir jetzt bitte versuchen, die Kutsche wieder auf ihre Räder zu stellen?«
    Â»Klar. Du hast damit am meisten Erfahrung. Sag uns, wie wir vorgehen müssen.«
    Sie benutzten lange Äste als Hebel, Holzstücke als Keile und Stützen, Baumstümpfe am Waldrand als Umlenkrollen für Zugseile, und hievten mit Hilfe der Pferde und Bestars unterstützender Kraftanstrengung auf der anderen Seite den schweren Kutschenkörper wieder in seine aufrechte Stellung

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