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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Gesicht ins Gras, kämpfte sich wieder hoch, versuchte gleichzeitig, den lädierten Waffenarm zu schützen, nicht ohnmächtig zu werden und immer noch im Blickfeld zu behalten, was dort am Baum Unfaßliches geschah.
    Die vier umringten den an der Kette hängenden und nur noch leicht zappelnden Werwolf, zogen stählerne Waffen und rammten sie in den felligen Leib. Dann zog einer von ihnen ein Rohr aus seinem Gurt und legte das eine Ende an seinen Mund. Ein merkwürdiges Geräusch ertönte, ein rauschender, gedämpfter Donner. Glitzernde Teilchen wurden aus dem vorderen Ende des Rohres gespien, wie tanzendes, fein gemahlenes Glas. Das Glitzern hüllte den Werwolf ein und brachte ihn zum Stillstand.
    Zuletzt rissen die vier den nackten, schmalen, nun wieder vollends menschlichen Leichnam Dascos aus dem Widerhaken und ließen ihn zu Boden fallen. Die Kette mit der wie eine Klauenhand aufgefächerten Klinge zog einer ein, rollte sie auf und hängte sie sich über die Schulter. Dann tauchten sie wieder im nächtlichen Larnwald unter, ohne Rodraeg, Eljazokad, Bestar und Hellas noch eines Blickes zu würdigen.
    Eljazokad ging langsam zu Dasco hin, dann zu Bestar, dann zu Hellas.
    Â»Bestar ist munter und Hellas ist nur bewußtlos«, berichtete er Rodraeg mit hohl klingender Stimme. »Für Dasco können wir nichts mehr tun, als ein Grab auszuheben.«
    Rodraeg rollte sich auf den Rücken und starrte durch die ziehenden Wolken zum Mond hinauf.
    Es war eigentlich unmöglich, aber er hatte die vier Männer, die den Werwolf zur Strecke gebracht hatten, schon einmal gesehen.
    Sie hatten die Felle von Mammuts getragen.

8

Die andere Seite
    Zu zweit kümmerten sie sich um Bestar und Hellas. Rodraegs Arm fühlte sich schlimm an, war aber nur geprellt und würde sich in den nächsten Tagen wahrscheinlich blau und grün verfärben.
    Der Klippenwälder wehrte sich zwar gegen jeden Versuch, ihm aufzuhelfen, aber seine wieder aufgeplatzte Bauchwunde mußte versorgt werden. Rodraeg kümmerte sich darum, so weit es im Dunkeln und ohne sauberes Verbandszeug möglich war.
    Den Bogenschützen hatte es schlimmer erwischt. Er war maßlos schmutzig, seine Kleidung zerrissen, sein Körper zerschunden und zerschrammt, wenngleich ohne Knochenbrüche. Sein schöner neuer Bogen lag neben ihm im Gras und sah unversehrt aus. Ihn hatte Hellas mehr beschützt als seinen eigenen Leib.
    Als er wieder zu sich kam, erzählte er den anderen, wie er dank des vom Regen noch weichen Bodens den Sturz vom Kutschendach überstanden hatte und dann einfach den Kampfgeräuschen in den Wald gefolgt war, um seinen Mitstreitern beizustehen. »Konnte aber nicht viel ausrichten gegen das verfluchte Vieh«, haderte er abschließend. »Wenn jetzt noch die Wölfe auftauchen, haben wir keine Pfeile mehr.«
    Â»Hier wird kein Wolf mehr auftauchen«, sagte Eljazokad. »Vielleicht später mal, an Dascos Grab, aber nicht in dieser Nacht. Die vier Mörder sind noch nahe genug, um verfolgt zu werden.«
    Â»Die vier Mörder?« Bestar blinzelte verwirrt. »Also wir? Ihr habt ihn also doch noch fertiggemacht?«
    Â»Wir haben gar nichts«, erläuterte der Magier. »Es waren vier Fremde. Groß wie Klippenwälder, aber noch eigentümlicher. Einer von ihnen hatte blaue Haare.«
    Â»Bist du sicher?« fragte ihn Rodraeg. »Ich hatte auch den Eindruck, aber in dem Mondlicht…«
    Â»Ich bin mir sicher. Sie waren blau. Und er hatte eine Waffe, die ich noch nie gesehen und von der ich auch noch nie gehört oder gelesen habe. Ein Blasrohr, das Glasstaub versprüht und dabei dröhnt wie ein fernes Gewitter. Auch die Waffen der anderen waren äußerst fremdartig.«
    Â»Mist«, fluchte Bestar. »Das hätte ich zu gerne gesehen. Haben sie was gesagt?«
    Â»Keinen Ton.« Eljazokad blickte ins Dunkel. »Aber das waren die, von denen Dasco erzählt hat. Die Jäger von der anderen Seite. Was auch immer das bedeutet.«
    Â»Die andere Seite«, sagte Rodraeg zögerlich, »das ist wahrscheinlich die andere Seite der Wirklichkeit, die Seite der Träume. Irgendwo habe ich einmal so etwas gelesen. Ich habe diese vier in einem Traum gesehen, zu Beginn dieses Jahres, in der Nacht, als ich zum ersten Mal Naenn begegnete. Ich träumte von einem Mammut, einem Jungtier, das als einziges ein großes Abschlachten überlebt

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