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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Bestar noch einmal, daß er nichts beisteuern könne, weil in Wandry doch sowieso nur »Schwächlinge und Spinner« rumliefen. Eljazokad berichtete, daß er zwar eine Klangzauberin und ihre ungewöhnliche Spielmannstruppe kennengelernt habe, aber in bezug auf Wandry bislang noch nicht weitergekommen war.
    Â»Könnte diese … Klangzauberin etwas mit der Walanlokkung zu tun haben?« fragte Rodraeg nach.
    Â»Ausgeschlossen«, verneinte der Magier. »Um zu zaubern, und sei es auch nur einen Lockruf, muß man sich konzentrieren. Ronith aber ist voll und ganz mit ihrer Musik beschäftigt, und dasselbe gilt auch für ihre Musikanten.«
    Â»Entschuldige mein mangelndes Fachwissen«, ließ Rodraeg nicht locker, »aber wäre es nicht theoretisch möglich, einen Zauber auszulegen wie einen Köder, um ein Raubtier zu fangen? Würde es nicht eventuell genügen, einen solchen Zauber -sagen wir – für eine Stunde am Tag neu aufzuladen und zu verstärken, während man sich in den verbleibenden dreiundzwanzig Stunden völlig frei bewegt?«
    Â»Das kann ich nicht ausschließen«, gab Eljazokad zu. »Ich weiß nicht alles über Magie, was man theoretisch wissen könnte.«
    Â»Keiner von uns weiß alles«, lenkte Rodraeg ein. »Aber du siehst, daß wir niemanden, der irgend etwas mit Magie zu tun hat, von der Liste der Verdächtigen streichen können. Leider. Übrigens ist es unerheblich, ob der Kreis uns in die falsche Richtung geschickt hat oder nicht. Wir sind jetzt hier, und wir können Skerb oder irgendeine andere Stadt nicht mehr rechtzeitig erreichen. Wir müssen also hier vor Ort Maßnahmen gegen das Massensterben ergreifen. Wenn wir die Quelle der Anlockungsmagie nicht ausschalten können, müssen wir eben von hier aus eine Art Gegenmagie aufbauen. Vielleicht könnten die Klangmagierin und ihre Musikanten uns helfen, die Wale mit Hilfe von Lärm zu vertreiben. Ich weiß es nicht. Wir müssen offen sein für alles.«
    Â»Ich verstehe«, nickte Eljazokad.
    Â»Aber wenn die Wale nicht als hilflose und irregeleitete Opfer ankommen, sondern als rasende Zerstörer – wie sollen wir sie dann überhaupt noch retten?« fragte Hellas aufgebracht. »Welchen Sinn soll das haben? Müßten wir nicht vielmehr das völlig ahnungslose Wandry warnen und möglichst viele von den Seeräuberschiffen mobilisieren, um die Herde möglichst noch auf See abzufangen und zu zerschlagen? Wir können doch nicht Tierleben über Menschenleben stellen!«
    Â»Ich verstehe nicht«, meldete auch Bestar sich zu Wort, »wie Wale eine Stadt zerstören sollen. Du tust ja so, als können sie an Land spazieren und alles kurz und klein schlagen. Das sind Fische, Hellas, Fische!«
    Â»Es sind, habe ich in der Encyclica gelesen, genaugenommen keine Fische, sondern Luftatmer«, erläuterte Rodraeg. »Trotzdem können sie nicht an Land kommen. Aber sie können Wandrys Pfahlbauviertel und die weit vorgelagerten Hängebrückenkonstruktionen einreißen und versenken und mit ihnen das Sturmhaus, dessen Verlust Wandry sicherlich einen herben Schlag versetzen würde. In dieser Hinsicht ist Wandry verwundbarer als andere Städte, weil die Wandryer in seemännischer Dickköpfigkeit unbedingt beweisen mußten, daß sie selbst ihr Land dem Meer abtrotzen können. Aber von all dem abgesehen glaube ich nicht, daß Teoch recht hat. Nur weil ein einzelner offensichtlich wirrer Mensch vor den Walen Angst hat, heißt das noch lange nicht, daß Wandry tatsächlich Gefahr droht.«
    Â»Teoch ist aber nicht einfach nur irgendein Schwätzer«, widersprach Hellas. »Er hat eine Bemerkung gemacht über mich und wie ich nicht am Affenmenschenfeldzug teilgenommen habe. Wie hätte er das denn wissen sollen, wenn nicht mit echten hellseherischen Fähigkeiten?«
    Rodraeg dachte nach, die Fingerspitzen auf den Nasenrücken gelegt. Schließlich sagte er: »Womöglich haben alle recht. Die Seemagier, die den Kreis informiert haben, schon vor Wochen. Der Kreis, der uns hierherschickt, weil die Magie von hier ausgeht. Teoch, der spüren kann, daß die Wale unter der Magie Schmerzen leiden und deshalb aggressiv sind. Und Hellas, weil tatsächlich nicht Wandry dahintersteckt, sondern Skerb, aber eben von hier aus, nicht aus Richtung Skerb. Weshalb soll Skerb nicht Magier

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