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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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sie zum Beispiel Fängermagier aus, deren Aufgabe es war, das Wild in ganzen Herden zum Jäger zu locken. Mit Hilfe dieser Fängermagie richteten die Menschen schon in der Frühzeit des Kontinents großen Schaden an. Ganze Tierarten wurden ausgerottet. Ich glaube, auch die Mammuts sind den Fängermagiern zum Opfer gefallen.«
    Rodraeg biß die Zähne aufeinander. In seinem Mammut-Traum hatte er Jäger gesehen, die dem letzten überlebenden Jungmammut erbarmungslos nachgestellt hatten. Sie hatten nicht wie Magier ausgesehen, eher wie Barbaren, wie Wilde, aber etwas an ihnen war dennoch seltsam und fremd gewesen. Rodraeg hatte sich nie einen Reim darauf machen können.
    Das Schmetterlingsmädchen fuhr fort: »Als die Götter des Schadens gewahr wurden, legten sie einen Bann über Fängermagie jeglicher Art. Alle, die diese Art der Zauberei praktizierten, wurden wahnsinnig und starben. Wenn ihr jagen müßt, so sprachen die Götter, dann geht dorthin, wo die Beute ist. Vergießt euer Blut und euren Schweiß, um Beute zu machen. Andernfalls habt ihr sie euch nicht verdient. Das Verbot wirkte fort. Seitdem gibt es keine Fängermagier mehr. Es kamen das Zeitalter der Städte, das Zeitalter der Verdrängung, das Zeitalter der Kriege und das Zeitalter der Vereinigung, doch niemals mehr wurde Fängermagie gewirkt. Dieses Geschehen in Wandry jedoch, von dem der Brief uns berichtet, sieht mir sehr danach aus. Jemand bricht die uralten Gesetze.« Sie schüttelte sich, und auch Rodraeg fühlte einen kalten Schauder seinen Rücken hinabrinnen.
    Â»Das sieht mir jedenfalls nach einer lohnenden Aufgabe aus«, faßte er zusammen. »Und ich glaube nicht, Hellas, daß wir uns mit der ganzen Stadt anlegen müssen. Diese … Fängermagie wird doch höchstwahrscheinlich nur von einer einzigen Person ausgehen – und die müssen wir ausschalten. Wir müssen sie nicht einmal umbringen. Es genügt, daß wir sie betäuben und daran hindern, die Magie wirken zu lassen, bis die Wale in Sicherheit sind.«
    Â»Eines verstehe ich trotzdem nicht«, sagte Hellas mit einem weiterhin unzufriedenen Gesichtsausdruck. »Kann es sein, daß das Mammut - im Auftrag des Kreises – die Aufgabe hat, darüber zu wachen, daß die heiligen Gesetze der Götter eingehalten werden? Wir sind doch keine Kleriker! Ehrlich gesagt kann ich diese frommschwatzenden Kuttenträger nicht ausstehen.«
    Â»Die Priesterschaften und Tempel sind doch nur das, was den Menschen von den Göttern geblieben ist, Hellas«, versuchte Naenn ihm zu erläutern. »Eigentlich vertreten sie die Götter gar nicht, sondern in erster Linie sich selbst. Aber sie nähren sich von überliefertem Wissen, das bis in Wahrheiten zurückreicht. Deshalb plädiere ich dafür, daß wir langfristig Kontakt mit den Tempeln aufnehmen und halten – was nicht unbedingt bedeutet, daß ich gutheiße, was sie den anderen Völkern im Namen der Menschheit angetan haben.«
    Â»Ich höre immer Wahrheit«, hielt der Bogenschütze dagegen. »Jeder hält sich für im Besitz der Wahrheit. Der Kreis weiß und bewahrt die Wahrheit, die Schmetterlingsmenschen stehen für Wahrheit, die Priester mit ihren Göttern predigen die Wahrheit. Aber die Königin steht auch für Wahrheit. Das Heer streitet für die Wahrheit. Batis und Deterio und die Kruhnskrieger schürften in Terrek nach der Wahrheit. Und wahrscheinlich kämpfen sogar die verdammten Affenmenschen für ihre eigene Wahrheit. Der Witz an der ganzen Sache ist: Es gibt viel zu viele Wahrheiten, um wahr zu sein.«
    Â»Weshalb machst du es dir so schwer?« fragte Rodraeg schmunzelnd. »Du kannst es doch auch ganz einfach folgendermaßen sehen: Jemand bezahlt dir Geld dafür, daß du nach Wandry gehst und dort verhinderst, daß die Buckelwale ausgerottet werden. Das kann doch eigentlich nichts Schlechtes sein.«
    Â»Ich habe noch nie einen Buckelwal gesehen«, entgegnete Hellas unbeeindruckt.
    Â»Aber ich«, mischte sich erstmals Bestar ein. »Nicht in echt, aber der alte Selt Fremmender hat Schnitzereien von ihnen gehabt, an seiner Hütte und innen drin auch. Riesige Tiere, dick und drollig, mit unglaublich klugen Augen. Sie müssen so ziemlich das Größte sein, was in den Meeren rumschwimmt. Ich finde es toll, daß wir sie retten. Ich fand auch die Sache mit dem

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