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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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gäbe es nichts Dringliches zu erledigen. Der Kontinent wurde weiterhin von rätselhaften Begebenheiten heimgesucht. Der Kreis würde in seinem Brief mit Sicherheit von einem weiteren solchen Ereignis zu berichten wissen.
    Eine der wohlschmeckenden Pastillen lutschend, kehrte er nach Hause zurück.
    Die anderen waren schon dort. Bestar lachte immer noch über die letzten turbulenten Purzeleien auf der wackeligen Bühne. Hellas hatte sich für den längsten aller Bögen entschieden und trug ihn selbst hier im Haus über die Schulter gespannt.
    Â»Alles in Ordnung?« fragte Naenn.
    Rodraeg zeigte ihr die Pastillen. »Hilft.«
    Â»Wann öffnen wir endlich den zweiten Auftragsbrief?« wiederholte Cajin seine Frage vom Frühstückstisch.
    Â»Jetzt, Cajin«, antwortete Rodraeg. »Genau jetzt.«

2

Der zweite Brief
    Sie waren alle im großen Raum um den Tisch versammelt. Das Tageslicht schwächelte schon sehr. Deshalb hatte Cajin den großen Wagenradkerzenleuchter entzündet, der unter der Decke hing.
    Rodraeg öffnete den mit einem nicht ganz geschlossenen Kreis bemalten Umschlag mit bedeutungsvoller Miene und sah dann jeden einzelnen von ihnen prüfend an.
    An das Haus des Mammuts
Rodraeg T. Delbane
    Ein gutes Leben allen Teilen des Kontinents!
    Nach Auskunft zweier Seemagier der Glutsee wird am vierten oder fünften Tag des Sonnenmondes eine große Herde Buckelwale im Sund von Wandry stranden. Es ist nicht auszuschließen, daß von Wandry aus Magie wirksam wurde, um die Tiere in den Tod zu locken. Ihr müßt dieses Massaker unter allen Umständen verhindern – wenn die Informationen der beiden Seemagier richtig sind, ist dies die letzte Herde von Buckelwalen, die es überhaupt noch gibt!
    Für einen bequemen und zügigen Transport haben wir diesmal Sorge getragen: In Rigurds Stall steht eine Kutsche für Euch bereit, deren Kutscher Alins Haldemuel in der Lage ist, Euch binnen zwölf Tagen nach Wandry zu bringen.
    Tut Euer Bestes, mehr kann niemand von Euch verlangen.
    Viel Erfolg!
    Â»Unterzeichnet mit dem Kreis«, beendete Rodraeg die kurze Lesung.
    Cajin pfiff anerkennend durch die Zähne. »In zwölf Tagen nach Wandry – das ist wirklich schnell. Zu Fuß von hier aus am Larnwald entlang und über die Kjeerklippen … das wären gut dreißig Tage, würde ich mal schätzen. Ein voller Mond.«
    Â»Es geht in deine Heimat«, sagte Rodraeg zu Bestar. »Die Klippenwälder.«
    Â»Ja, aber nicht meine Gegend. Wandry liegt an der Küste, nicht drin in den Wäldern. Das ist Laichgebiet, wie wir aus den Wäldern sagen. Dort wohnen nur Schwächlinge.«
    Â»Na, dann wird das alles ja wieder ganz einfach«, bemerkte Hellas. »Diesmal haben wir zwar nicht nur die Bemannung einer Mine gegen uns, sondern eine ganze Stadt, weil die ganze Stadt sich am Abschlachten einer gestrandeten Walherde gesundstoßen kann. Aber da das alles nur Schwächlinge sind, legen wir die gefürchteten Freibeuter von Wandry einfach ein bißchen übers Knie, und dann werden sie schon ablassen von ihrem unrechten Tun.«
    Â»Ganz genau!« bestärkte ihn Bestar.
    Â»Fängermagie ist von den Göttern verboten worden«, sagte Naenn leise.
    Rodraeg beugte sich vor. »Fängermagie?«
    Naenn räusperte sich. Ihr Blick irrte im Raum umher wie ein verirrter Käfer, der nach einem Fenster sucht. »Am Anfang, als die Götter noch unter den Menschen wandelten, um sie anzuleiten und ihnen Rat und Trost zu spenden, bildeten sich die ersten magisch begabten Menschen heraus. Die Götter waren erfreut über diese Entwicklung, zeigte dies doch, daß die Menschen den Göttern ähnlicher waren als den Tieren. Die Schmetterlingsmenschen gingen sorgfältig um mit ihrer Magie, verschlossen sie in Zeichen, Gegenständen und komplizierten Ritualen und benutzten sie nur selten. Die Riesen gingen sorgfältig um mit ihrer Magie, langsam, bedächtig und stabil wie die Felsen, zwischen denen sie lebten. Die Untergrundmenschen gingen sorgfältig um mit ihrer Magie, denn sie fürchteten sich vor ihr und wollten sie am liebsten überhaupt nicht mehr einsetzen. Doch die gewöhnlichen Menschen, die Menschen der Küsten und Ebenen – sie merkten, daß sie sich die Magie zunutze machen konnten. Daß sie sich dadurch Vorteile verschaffen konnten, die nicht natürlich waren. So bildeten

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