Die letzten Worte des Wolfs
sie einen Felsbrocken auf dich herabwerfen.«
»Was machen wir?« fragte Hellas. »Wir dürfen nicht zwischen die Fronten geraten und von beiden Parteien angegriffen werden.«
»Kennt sie dich?« fragte Rodraeg die Treidelmagierin.
»Sie kennt mich, aber sie schätzt mich nicht besonders. In ihren Augen bin ich eine, die in Pfützen planscht, während die Gezeitenfrau dem groÃen Ozean die Hand reicht.«
»Kannst du sie mit deiner Magie auf dich aufmerksam machen?«
Danahe überlegte, dann nickte sie. »Ich könnte versuchen, auf die Strömungen direkt unter ihrer Hütte einzuwirken. Die Richtung zu verändern, wie das Wasser um die Stelzen bricht. Aber wir müÃten noch näher heran.«
»Ich sehe keine andere Möglichkeit. Hellas, kannst du die Angreifer erkennen?«
Der Bogenschütze schüttelte den Kopf. »Zu dunkel die Klippen. Sie können überall stecken. Aber wenn sich etwas bewegt« â er nahm seinen Bogen und legte einen Pfeil auf- »habe ich vielleicht eine Chance.«
»Gut.« Rodraeg blickte allen in die gischtfeuchten Gesichter. »Wir rudern leise näher. Durch den Schein der Brandfackeln können die Belagerer uns womöglich sehen, also Vorsicht: Wir könnten beworfen und beschossen werden. Danahe, du kommst in die Mitte, wir schirmen dich ab, so gut es geht. Und denkt daran, daà wir nicht wissen, mit wie vielen Gegnern wir es zu tun haben. Es könnten nur drei sein, aber wenn Geywans ganze Bande mitmacht, sind es über zehn.«
»Zehn Kinder«, höhnte Bestar. »Kein Vergleich mit den Kruhnskriegern.«
»Trotzdem keinen Leichtsinn jetzt. Hellas, wenn es dir irgendwie möglich ist: Versuche sie nicht zu erschieÃen. Ein Pfeil in die Schulter oder ins Bein müÃte genügen, einen Halbwüchsigen zur Aufgabe zu bewegen.«
»Keine Sorge. Ich bin nicht scharf darauf, Kinder umzulegen. Aber wenn ich diesen Helmwitzbold sehe, nagele ich ihm seinen Deckel an den Schädel.«
Sie ruderten näher heran. Eljazokad war bleich und ernst. Er sah sich nach allen Richtungen um. Rodraeg achtete auf die Klippen und die Stelzen. Er fühlte sich müde und ausgelaugt, aber dennoch kampfbereit. Ryots riesiges Schwert würde ihm bei einem Gefecht zwischen Wasser und Klippen abermals nichts nützen, aber es lag dennoch griffbereit über seinen Knien.
Danahe summte ein Schlaflied für die Strudel und Wirbel der Bucht.
Hellas zeichnete mit seiner Pfeilspitze sämtliche Felskonturen nach, ein Künstler auf der Lauer. Bestar ruderte und grinste vor freudiger Erwartung.
Als sie nur noch zehn Schritte von den Stelzen entfernt waren, rief eine krächzende Stimme aus der Hütte: »Danahe, bist du das, mein Mädchen? Du hast dir eine ungeschickte Zeit ausgesucht, mich zu besuchen.«
»Wir kommen, um dir beizustehen, Gezeitenfrau!« erwiderte Danahe.
»Wen hast du da bei dir? Das Boot wiegt schwer!«
»Wir sind vier Mann«, antwortete Rodraeg. »Man nennt uns das Mammut. Konntet Ihr die Angreifer erkennen?« Erst jetzt fiel ihm auf, daà die Hütte keinerlei Fenster besaÃ. Auch eine Tür war nirgends zu sehen.
»Sie hocken in den Klippen«, antwortete die krächzende Stimme. »Drei frierende Gestalten. Mein Wellensprüh hat sie schon längst durchwirkt und abgetastet. Ich weià nicht, was sie dort treiben. Sie können mir mit Feuer nicht und nicht mit Pfeilen schaden. Aber für euch ist es gefährlich dort unten. Kommt herauf zu mir. Wiewohl: vier Mann, sagtet ihr? Es wird ein Deut zu eng in meiner kleinen Stube werden. Kommt zu dritt, wie die drei in den Klippen. Danahe, mein Mädchen. Der, der sich Mammut nennt. Und der, den das Stadtschiff ruft!«
Eljazokad zuckte zusammen. Rodraeg legte ihm die Hand auf die Schulter. Hellas nickte Rodraeg zu. »Also sind es nur die drei. Mit denen werden Bestar und ich spielend fertig.«
»Wie wollt ihr vorgehen?« fragte ihn Rodraeg.
»Wir fahren näher an die Klippen heran. Bestar springt ins Wasser und zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Ich pflücke die, die dumm genug sind, sich zu bewegen.«
»Keine unnötigen Risiken. Unterschätzt den mit dem Helm nicht. Wir wissen nichts über ihn.« Rodraeg war nicht wohl bei dem Gedanken, Hellas und Bestar von der Leine zu lassen. Zu deutlich stand ihm die Erinnerung an das BlutvergieÃen im Terreker
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