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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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wies mein Traum mich an, der Fährte des Mammuts zu folgen, nicht, sein Anführer zu werden.«
    Â»Damit die Fährte nicht hier schon endet, mußt du bereit sein, die Führung zu übernehmen.«
    Â»Ich verstehe. Aber ich bin mir ziemlich sicher, daß es nicht so weit kommen wird. Du bist zäher, als du denkst. Ich war dabei, als du Adena Harpa nicht verlorengegeben hast. Du wirst auch die Wale nicht im Stich lassen.« Mit diesen Worten, die Rodraeg mehr Kraft gaben als alles, was er seit Wochen gehört hatte, eilte der Magier nach draußen.
    Das Sammeln war nicht weiter schwer. Eljazokad holte erst Bestar aus den Federn, dann klapperten sie zu zweit die Süderhafengegend ab, wobei Bestar im Tonfall eines Betrunkenen -das war seine eigene Idee, um nicht allzu großes Aufsehen zu erregen – immer wieder Hellas’ Namen rief. Der Bogenschütze tauchte schließlich, flankiert von mehreren Halbwüchsigen, zwischen ein paar abbruchreifen Gebäuden auf, und Eljazokad erklärte ihm die Situation. Hellas holte die noch fehlenden Bestandteile seiner Ausrüstung aus dem Lagerhaus, und zu dritt begaben sie sich dann zu den Fischern.
    Rodraeg hatte inzwischen leichtes Spiel bei Danahe. Er brauchte nur zu erwähnen, daß die Gezeitenfrau höchstwahrscheinlich von gedungenen Mördern bedroht wurde, da griff sie sich schon einen Ölumhang und eine Sturmhaube und drängte ihn vor sich her zur Tür hinaus. Die finsteren Blicke zweier ihrer Söhne, denen er die Mutter hinaus in die nächtliche Gefahr entführte, war das letzte, was Rodraeg vom Inneren dieses Hauses zu sehen bekam.
    Danahe erwies sich auch als unschätzbar, als es darum ging, den zopfhaarigen Fischer zur abermaligen Herausgabe seines Rudernachens zu bewegen. Denn daß Sery Talta nicht dabei war, machte ihn mißtrauisch, aber daß die Treidelmagierin für die schadlose Rückgabe seines Bootes einstehen wollte, versöhnte ihn mit Rodraegs Anliegen.
    Zu fünft stachen sie schließlich in die nächtliche See. Bestar, Hellas, Eljazokad und Rodraeg legten sich paarweise in die Riemen, Danahe kniete am Bug, hielt eine Hand ins Wasser und entspannte die Strömungen, die der Schiffskiel durchschnitt.
    Sie ließen die Klippen hinter sich zurück, die die Wandryer Bucht von der offenen Glutsee abschirmten, passierten linker Hand den zerborstenen Stumpf des ehemaligen Leuchtturmes und wandten sich dann nordwärts, so dicht an der Küste, daß sie nicht vom Brandungssog erfaßt werden konnten, aber weit genug weg vom Land, um im Dunkeln nichts mehr erkennen zu können. Rodraeg fragte sich die ganze Zeit, ob er überhaupt die brillante Idee gehabt hätte, Danahe mitzunehmen, oder ob er naiv losgerudert wäre und sich entweder schon nach einer Viertelstunde rettungslos verirrt hätte oder mit dem Boot an den vorgelagerten Klippen zerschellt wäre. Ihn schauderte bei dieser Vorstellung. Aber so, mit der Magierin als Lotsin und Wellenberuhigerin, war das Rudern angenehm, das Wetter klar und sommermild, und sie kamen unter dem Glitzern der Sterne gut voran.
    Sie brauchten keine zwei Stunden, sondern nur etwa anderthalb, bis Danahe sie anwies, die Ruder hochzunehmen und leise zu sein. »Riecht ihr das auch?« fragte sie die anderen. »Wir sind nicht mehr weit weg.«
    Alle schnupperten, doch nur Bestars breite Nase konnte die Witterung aufnehmen. »Rauch«, grollte er. »Wir kommen zu spät.«
    Â»Das ist nicht gesagt«, machte Rodraeg ihnen Mut. »Rudern wir näher heran.«
    Dann umglitten sie eine hochaufragende nachtschwarze Klippe und erblickten das winzige runde Stelzenhäuschen, dessen flachkegeliges Dach erleuchtet war vom Glimmen mehrerer kleiner Lichter.
    Â»Was ist da los?« fragte Rodraeg, der kein erfahrener Kriegshandwerker war.
    Bestar schnaubte geringschätzig. »Eine Belagerung. Die Trottel kommen nicht weiter, deshalb werfen sie Fackeln auf das Dach. Aber damit haben sie kein Glück, weil das ganze Häuschen viel zu naß ist außen. Mann, sind die dämlich! Man braucht doch nur mit einem Boot zwischen die Stelzen zu fahren und mit einer Axt zwei der Beine durchzuhauen, dann ist die Gezeitenfrau Geschichte.«
    Â»Unterschätze sie nicht«, warnte Danahe. »Zwischen den Beinen ihrer Hütte bist du genau in ihrem magischen Haupteinflußbereich. Da kann sie von oben aus dein Boot versenken, als würde

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