Die leuchtende Stadt
erhöht, damit das Boot dem wachsenden Außendruck zu trotzen vermochte. Bandicut war so sehr damit beschäftigt gewesen, in Ohren und Nebenhöhlen den Druck auszugleichen, dass er das viel wichtigere Problem aus dem Blick verloren hatte: die Notwendigkeit, die Balance zwischen dem Sauerstoff und den anderen Gasen der Atemluft wiederherzustellen, als sie in immer größere Tiefen gelangten.
»L’Kell!«, schrie er nach vorne ins Cockpit. Der Neri kam sofort zu ihm, und Bandicut erklärte ihm das Problem. »Ist es möglich, den Druck in dieser Sektion des Bootes nicht weiter zu erhöhen und uns trotzdem noch sicher in eure Stadt zu bekommen?«
L’Kells große, dunkle Augen verweilten für einen Moment auf dem Festländer. »Ich denke schon. Aber wir können ihn nicht unbegrenzt auf einem niedrigeren Druckniveau halten. Für den Augenblick allerdings will ich sehen, was sich machen lässt.«
Bandicut nickte, wobei seine Hand weiter auf der Schulter des Festländers ruhte. Er spürte, dass das Quarx Kontakt mit dem Gefangenen aufzunehmen versuchte. Selbst wenn sie ihn nur etwas beruhigen könnte, wäre das schon eine Hilfe.
Ein paar Minuten später kehrte L’Kell von seiner Besprechung mit dem Piloten zurück. »Wir können tatsächlich den Druck auf dem jetzigen Niveau halten, ohne das Boot einem unnötigen Risiko auszusetzen. Nur müssen wir dann selbstverständlich Luftschleusen benutzen, um das Habitat betreten zu können. Der Druckunterschied wird dann enorm sein.«
»Gibt es eine Möglichkeit, ihm hier eine andere Mischung der Luftgase zuzuführen – sofern wir herausfinden, welche genau das sein sollte? Oder besser noch: Besteht die Möglichkeit, auch in der Stadt eine der Habitatkuppeln auf dem geringeren Druckniveau zu halten?« Es galt aber nicht nur dieses unmittelbare Problem zu lösen; schließlich würde es später für den Festländer umso schwieriger werden, an die Meeresoberfläche zurückzukehren, je tiefer sie ihn jetzt brächten. Und was die Neri eigentlich für Pläne mit dem Festländer hatten, wusste Bandicut auch nicht. Er bezweifelte, dass sie bisher viele Gedanken an ihren Gefangenen verschwendet hatten. Ik und Bandicut jedenfalls hofften, dass sie den Festländer zu seinen eigenen Leuten zurückkehren lassen könnten.
Die Reise in die Tiefe des Ozeans schien weitaus länger zu dauern als zuvor der Aufstieg zum Wrack. Vermutlich hatte Bandicut schon wieder vergessen, wie viel Zeit sie für das Auftauchen gebraucht hatten. Als der Druck in der Kabine sich stabilisiert hatte, gelang es ihm, auf dem Boden sitzend und eng an Ik, den Festländer und zwei Neri gedrängt, für kurze Zeitabschnitte einzudösen.
Als sie schließlich an der Unterwasserstadt der Neri andockten, atmete der Festländer wieder leichter – was hauptsächlich, wie Bandicut vermutete, dem beruhigenden Einfluss des Quarx zu verdanken war. Aber der Gefangene sah alles andere als gesund aus. Seine Hände mit den zangenförmigen Fingern, braun und rau strukturiert wie grobkörniges Schleifpapier, zitterten. Bandicut suchte besorgt Iks Blick. Der Hraachee’aner sah auch nicht besonders gut aus, seine Augen waren glasig, sein Blick matt und ohne die übliche Lebhaftigkeit. In Iks Fall, so hoffte Bandicut, war es wohl nur Erschöpfung. Der Hraachee’aner hatte sich schon eine ganze Weile keine einzige Minute Ruhe gönnen können – und überdies auch noch mehrere Heilungszyklen verkraften müssen … und Sauerstoffknappheit.
Sie alle brauchten dringend etwas Erholung. Aber der Festländer … Bandicut wünschte sich, er könnte mehr für ihn tun.
///Wenn wir doch nur in der Lage wären,
Tochtersteine zu übertragen!
Es wäre so schön:
Ein Stein könnte sofort eingreifen!///
/Wenn wir doch nur … /, murmelte Bandicut in Gedanken vor sich hin. /Wenn wir doch nur … /
Li-Jared arbeitete ruhelos an den Instrumenten – mehr als ruhelos. Er konnte einfach nicht still sitzen. Sie hatten versucht, die Werte in den Aufzeichnungen zu finden, mit deren Hilfe sie den nächsten Ausbruch des Todesschlundes voraussagen könnten. Doch je länger sie an der Sache arbeiteten, desto undurchsichtiger wurde sie. Li-Jared tigerte ruhelos in Kailans Labor auf und ab, was weder die Obliq noch ihre Assistentin Elbeth besonders zu stören schien. Vermutlich ging er gerade Antares auf die Nerven, aber er konnte es nicht ändern. Er war sicher, dass sie seine Gefühle verstand. Auch von ihr waren seit einiger Zeit Wellen von
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