Die leuchtende Stadt
Bandicut sackte in sich zusammen, nichts mehr funkelte an seinen Handgelenken. »John?«, sprach Ik den Freund an. Bandicut war bei Bewusstsein, seine Augen waren zwar offen, hatten jedoch ihre ganze Lebhaftigkeit und Energie verloren. Der Festländer dagegen richtete sich auf, sein Atem ging röchelnd, seine Augen wanderten unstet, erregt hin und her. Er fasste sich an die Seiten seines Halses, wo sich die Steine bei ihm eingenistet hatten.
»John!«, rief Ik jetzt lauter, und registrierte, dass seine Stimme nicht mehr wie die eines Hraachee’aners klang: Iks Stimmensteine verwandelten seine Worte in menschliche Sprache.
Bandicut kniff mit einiger Mühe mehrmals die Augen zusammen, sah zu Ik hoch und dann hinüber zu dem Festländer, als sehe er ihn zum ersten Mal. Er hob eine zitternde Hand, wohl, weil er fürchtete, der Festländer könne sich selbst bei dem Versuch verletzen, sich die Steine aus dem Hals zu reißen. Ik wollte ihm schon beispringen und seinerseits den Festländer davon abhalten, das zu tun; dann aber hielt er es für besser, Bandicut eingreifen zu lassen. »Halt ihn auf!«, drängte Ik den Menschen.
Bandicut brummte, beugte sich vor und griff nach der Hand des Festländers. Eine rasche Bewegung, und der Festländer hatte Bandicuts Hand in den eigenen Zangenhänden gefangen. Bandicut schrie vor Schmerz auf, und der Festländer zuckte instinktiv zusammen und ließ die Hand los. Bandicut fluchte und krümmte sich über seiner rechten blutenden Hand zusammen, fauchte dem anderen irgendetwas zu, das Iks Stimmensteine sich zu interpretieren mühten. Der Festländer schüttelte den Kopf – so, als hätte er Bandicuts Worte nicht nur gehört, sondern auch verstanden. Oder sich zumindest irgendwie deren Inhalt zusammengereimt. Er zog die Hände an die Brust, weg von Bandicut, aber auch weg von seinem eigenen Hals. Ik konnte die Überraschung in den Augen des Festländers lesen.
»Kannst du mich verstehen?«, fragte Ik.
»Whhhham!«, antwortete der Festländer, das Gesicht in Falten gelegt. Er hatte immer noch Probleme beim Atmen. Offensichtlich kämpfte er auch immer noch gegen den Trieb an, sich die Steine herauszureißen. Doch noch während Ik ihn beobachtete, entspannte sich der Gesichtsausdruck des Landwesens, dessen Atem nun ruhiger ging. Die Steine waren wahrscheinlich zu sehr damit beschäftigt, die körperliche Verfassung ihres neuen Wirtes zu verbessern, sodass Ik entschied, mit seinem nächsten Kommunikationsversuch lieber noch etwas zu warten.
Bandicut sah nicht gut aus – auf jeden Fall verstört, weil er seine Möglichkeiten, sich den anderen mitzuteilen, verloren hatte, daran bestand kein Zweifel; aber da war vermutlich noch mehr, das ihn belastete. Der Verlust des schützenden Kraftfeldes etwa, mit dem ihn die Steine umgeben hatten, dürfte eines dieser Dinge sein. Normalisiert oder nicht, wer wusste schon, wie viel die Steine hatten leisten müssen, um Bandicut gesund, wenn nicht sogar am Leben zu erhalten. Der Mensch begann zu zittern, sah ängstlich aus. »Bist du in Ordnung, Bandie?«, erkundigte sich Ik sanft. Wieder formte sein Mund menschliche Worte.
Bandicut sah verwirrt aus, dann nickte er mit schmerzverzerrtem Gesicht.
»Whhhhammll«, brummelte der Festländer vor sich hin, während er mal zu Ik, dann wieder zu Bandicut hinüberblickte. Ik spürte, wie die Stimmensteine an seinen Schläfen prickelten und ihn kitzelten. »Aammlll. Ich … besser … warum …?«, wollte der Festländer wissen.
»Hrachh, das wird dir bald klar werden«, versprach Ik ihm, »du musst nur Geduld haben.« Denn es gibt Hoffnung. Es gibt Hoffnung, Hoffnung …
Für Bandicut war alle Hoffnung verloren gegangen. Er hatte tatsächlich geglaubt, er sei darauf vorbereitet, seine Translatorsteine zu verlieren, aber er hatte sich geirrt. Ihm war kalt; er war verängstigt; er fühlte sich, als sei er auf einen Schlag taub und stumm geworden; und nahezu tausend Meter Wasser über ihm legten sich auf sein Gemüt, als wären sie vorher nicht da gewesen. Nie zuvor hatte er ein solches Gefühl gehabt. Er spürte, wie er immer mehr Willenskraft und innere Stärke verlor. Wenigstens begriff er noch, was um ihn herum vorging, was mit den Steinen geschehen war und geschah. Er war glücklich darüber, dass der Festländer am Leben war und es ihm besser ging.
Gut, nicht allzu glücklich darüber. Seine rechte Hand, nach der der Festländer griffen hatte, brannte wie Feuer. Obwohl Iks Steine dessen Stimme
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