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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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erklärte ihr Ik. »Die Umgewöhnung scheint sehr schwer für ihn zu sein.«
    »Das ist mehr, als nur eine schwierige Umgewöhnung.« Angst und Verwirrung brandeten aus der Seele des Menschen auf; jede einzelne seiner Emotionen ging Antares unter die Haut. »Er reagiert unerwartet heftig, eine Reaktion, die ich nicht einschätzen kann.«
    Antares legte ihre Hand wieder auf Bandicuts Arm, ihre drei langen, schmalen Finger zeigten hinauf zu seiner Schulter. »Bandie, kannst du mich verstehen … hören?«, erkundigte sie sich mit leiser, sanfter Stimme. »John?«
    Seine Augenlider flatterten. Er stöhnte.
    »Er hat mir mal erzählt«, fiel es jetzt Ik wieder ein, »dass ihn manchmal …« – schnarr – »… etwas überfällt, das er eine ›Fugue‹ nennt, ein neurologisches Problem – es sucht ihn eben von Zeit zu Zeit heim. Ich könnte mir vorstellen, dass das gerade geschieht.«
    Antares gab zur Antwort nur einen brummenden Laut von sich. Die Übersetzung des Wortes ›Fugue‹ war ihr unklar. Eines jedoch war klar: Was immer gerade im Kopf ihres menschlichen Freundes vorging, drohte ihn wie eine Flutwelle mit sich fortzureißen. Vielleicht gab es doch etwas, das sie tun konnte. »Bandie«, flüsterte sie, »vermutlich kannst du mich wirklich nicht verstehen. Aber ich hoffe, ich kann dazu beitragen, dass du dich beruhigst, damit du dann die Herrschaft über dein Selbst zurückzugewinnen kannst. Ich werde tun, was in meiner Macht steht.«
    Sie schloss die Augen halb und griff mit dem Teil ihrer Persönlichkeit nach ihm, der für andere unsichtbar blieb; sie berührte die Gefühlswelt des Menschen, beschwichtigte seine aufgewühlten Emotionen, die sich mehr und mehr in Angst wandelten.

23
Steine aus Feuer
    Bandicuts Verstand brannte in der Fugue. Die Halluzinationen erschufen Bilder allein aus seinem Inneren, seinem Selbst – es waren nicht mehr Außerirdische, die seinen Körper, ihn von außen angriffen. Jetzt krochen fremdartige Kreaturen und Phantomgestalten durch die Windungen seines Gehirns. Es gab keinen Ort, an den er fliehen konnte, nirgends konnte er sich verstecken. Er zitterte am ganzen Leib, in seinem Inneren loderte Panik. Charlie hätte eigentlich hier sein und ihm helfen sollen. Jemand musste ihr den Stecker rausgezogen haben. Nein, nicht Charlie. Char. Wo war sie nur? In weiter Ferne vernahm er ein Echo, und fragte sich schon, ob das vielleicht Char war. Er wollte sie zurückhaben, er brauchte sie doch.
    ///Ich bin hier, John. Aber ich … ///
    Nur eine Stimme aus großer Ferne. /Bitte, komm zurück/, wisperte er. /Wo auch immer du bist./ Er wünschte, er könnte sie sehen in Fleisch und Blut. Sie beschützen vor den Stimmen, den Kreaturen. Was für eine Frau wäre sie, wenn sie ein Mensch wäre?
    ///John, ich finde einfach mein Gleichgewicht nicht
wied … ///
    Die Kreaturen rückten näher heran; er versuchte, sich kleiner zu machen, sich vor ihnen zu verbergen. /Ich versuche es/, wisperte er Char zu. /Ich versuche, uns in Sicherheit zu bringen. Aber kannst du nicht … /
    ///Ich wirble herum, John. Ich trudele.
Ich hob die Orientierung verloren, mich …
Ich habe Angst!///
    /Du musst keine Angst haben!/ flüsterte er ihr in einem kurzen Moment der Klarheit zu. /Das ist nur die Fugue; es muss einen Weg geben … einen Weg irgendwo … /
    In der Mitte des Aufruhrs spürte er plötzlich, ganz unerwartet, eine Berührung; es war, als laufe eine elektrische Ladung seinen Arm hinauf. Dann wurde die Empfindung diffuser, verteilte sich, wurde zu einem warmen Fluss: Er lag in einer mit herrlich warmem Wasser gefüllten Badewanne, entspannte sich in warmer Strömung … so fühlte es sich jedenfalls an. Er kam nicht ganz dahinter, doch angesichts des Stromes von Wärme, der sich in ihn ergoss, wandten sich die nebelhaften Kreaturen und Phantome im Dunst eiligst zur Flucht. Er öffnete die Augen, schloss sie, öffnete sie, schloss sie erneut, um sie wieder zu öffnen. Plötzlich erkannte er Antares – wann war sie hierher gekommen? –, und sie schien ihm etwas sagen zu wollen. Aber er verstand sie nicht.
    ///Keine Steine … ///
    /Keine Steine? Ach ja, stimmt ja … /
    Und dann begriff er, dass das Gefühl von Wärme etwas mit Antares zu tun hatte. Nur: Wie konnte das sein? /Kannst du mich hören?/ hauchte er. /Antares?/ Ihn schauderte, so sehr sehnte er sich nach Kontakt. Er fühlte sich so einsam. Isoliert. Nur die fremde warme Strömung war da. Ging sie doch von Antares aus?

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