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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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gebraucht zu werden – oder für jemand anderen bereitstehen zu müssen.« Er hob nicht den Blick zu Li-Jared.
    Doch Li-Jared wusste genau, was sein Freund dachte: Wer von uns allen hat seine Steine bis jetzt am wenigsten eingesetzt? Li-Jared konnte die Steine in seinem Brustbein prickeln fühlen.
    Allein der Gedanke ließ sein Zwillingsherz schneller schlagen, nicht gerade in völliger Synchronität miteinander. War es etwa das, was von ihm erwartet wurde? Es ergab durchaus Sinn, schien logisch zu sein. Warum also versetzte ihn schon allein der Gedanke daran in Angst und Schrecken? Es war richtig: Er hatte nie wirklich seinen Frieden mit den Steinen geschlossen und der Rolle, die sie in seinem Leben spielten; und mit Sicherheit hatte er sich nie als ihr Herr und Meister gefühlt. Dennoch beeinflussten sie sein Leben entscheidend. Falls er daran bisher Zweifel gehegt haben sollte, brauchte er sich jetzt nur John Bandicut anzusehen – und sofort waren alle Zweifel ausgeräumt. Was wäre, wenn er, Li-Jared, seine Steine darum bat, sich zu teilen … und sie verließen ihn stattdessen? Genau dieser Gedanke war es, der ihm Angst machte. Er zitterte eingedenk des vielen Wassers rings um ihn herum. Wenn seine Steine ihn verließen, würden sie ihn nicht mehr vor dem Ozean beschützen. Seine beiden Herzen gerieten nun vollends aus dem Gleichklang ihres Schlagrhythmus, dann, nach einigen Schlägen, beruhigten sie sich wieder.
    Wieder blickte Li-Jared zu Ik hinüber; bestimmt wusste sein Freund, was er, Li-Jared, dachte. Er schämte sich seiner selbst. Er wünschte sich, seine Ängste beiseite schieben und dem Festländer seine Steine anbieten zu können, damit John Bandicut seine Steine zurückbekäme. Aber das zu tun brachte er nicht übers Herz … über keines von beiden.
    Der Festländer machte eine plötzliche Bewegung und sagte etwas, versuchte mühsam, sich ihnen verständlich zu machen. »Was habt ihr …« – chomm – »… hier mit mir vor?«
    Li-Jared sah sich um auf der Suche nach jemandem, der dem Festländer diese Frage beantworten könnte. Eigentlich war L’Kell derjenige, der dafür in Frage kam. Doch der Neri war nach vorne ins Cockpit gegangen, um mit jemandem über Com zu sprechen. Schließlich war es Ik, der die Frage beantwortete. »Wir hoffen … das heißt, die Neri und wir, die wir ihnen beistehen … nun, wir hoffen, dass wir mit dir reden können. Mit deinem Volk.«
    Der Festländer verschränkte die Arme vor der Brust. »Wer …« – chroff – »… sind die Neri?«
    Ik deutete auf einen der Neri, der ihnen am nächsten saß, ein Besatzungsmitglied des Frachttauchbootes. Er kauerte ganz in der Nähe des Cockpits in einer Ecke. »Das da ist einer der Neri. Einer vom Meeresvolk.« Ik legte die Hände trichterförmig um den Mund und rief: »L’Kell, ich glaube, wir brauchen dich hier!« Dann ließ er die Hände wieder sinken und zeigte auf sich selbst. »Ich bin Ik, ein Besucher von einer anderen Welt.« Er zeigte nacheinander auf die anderen seiner Gefährten in der Kabine. »Das da ist John Bandicut, der dir seine Stimmensteine geliehen hat. Das da Antares. Und Li-Jared.«
    Als Li-Jareds Name fiel, antwortete der Karellianer mit einer kleinen Handbewegung zum Gruß.
    Der Festländer mühte sich redlich, Iks Worten zu folgen. »Ich bin …« Einen Augenblick lang schienen ihm die Worte zu fehlen. Dann holte er Luft und sagte: »Harding.«
    »Harding«, wiederholte Ik. »Sollen wir dich so ansprechen? Gut. Harding.« Er deutet auf jeden im Raum und wiederholte eines jeden Namen. »Aber … du musst dich mit L’Kell von den Neri unterhalten. L’Kell?«
    Der Anführer der Neri war fertig am Com und reckte den Kopf aus dem Cockpit in die Kabine hinein. »Spricht der Gefangene jetzt?«, erkundigte er sich. Er trat in die überfüllte Kabine, jeden einzelnen Schritt mit Bedacht wählend, bis er schließlich vor dem Festländer stand. Der saß, nachteilig für Verhandlungen dieser Art, immer noch auf dem Boden, während L’Kell über ihm stand. Nicht gut, dachte Li-Jared.
    Mit einer Geste stellte Ik den Gefangenen L’Kell vor. »Der Name des Festländers ist Harding.«
    »Harding«, wiederholte L’Kell. »Weißt du eigentlich, dass du der erste deiner Spezies bist, der unsere Unterwasserstadt betritt? Ich bin froh, dass du uns verstehst. Denn es gibt vieles, über das wir reden müssen.«
    Harding beugte sich leicht vor, nach wie vor auf dem Boden sitzend. »Du nanntest

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