Die leuchtende Stadt
versucht aber, dich da rauszuhalten, John,
mit aller Macht.///
Bandicut kam nicht dazu, über eine Antwort nachzudenken, denn plötzlich wurde ihm bewusst, dass etwas mit seiner Atmung nicht stimmte. Flach und keuchend – das war gar nicht in Ordnung. Aber er war nicht in der Lage, es zu ändern. Stimmte irgendetwas mit der Luft nicht …?
Neben ihm hatte der Festländer aufgehört mit Ik oder L’Kell oder wem auch immer zu sprechen, wandte den Kopf und sah zu ihm hinüber. Erkannte er, wie schlecht es diesem Bandicut ging? Oder hatten vielleicht die Steine es bemerkt, die Gefahr erkannt …?
Dann bewegte sich noch jemand, Li-Jared. Er trat vor und kauerte sich neben Antares hin. Starrte Harding an. Starrte Bandicut an.
Ik hatte seine Aufmerksamkeit teilen müssen zwischen seiner Besorgnis um John Bandicut und der Notwendigkeit, das Gespräch zwischen dem Festländer und den Neri anzukurbeln. Seit Antares’ und Li-Jareds Ankunft hatte er sich mehr auf Letzteres konzentriert. Während sie miteinander sprachen, schien L’Kell den Gedanken, Harding sei nicht lediglich ein Kriegsgefangener, sondern auch ein möglicher Unterhändler, immer mehr zu akzeptieren. Aber was ging wirklich in L’Kells Kopf vor – und was würde Askelanda denken? Es gab so viele erkrankte und vor allem wütende Neri, die es gewiss begrüßen würden, wenn man den Festländer an die Pikarta verfütterte.
»L’Kell«, sagte Ik, »wenn du und Harding es den Steinen erlauben würdet, euch gegenseitig zu verstehen …«
Der Neri reagierte auf Iks Anregung nur mit einem Blick, der Festländer hingegen wandte sich L’Kell zu und fragte: »Bist du der Anführer dieses Volkes?«
L’Kell machte eine Handbewegung, die Ik nicht zu deuten wusste. »Ich bin ein Anführer. Möglicherweise wirst du später mit jemandem reden, der unser ganzes Volk führt.«
Der Festländer erschauerte kurz. »Wenn ich es überlebe, dass ihr mich auf den Grund des Ozeans bringt.«
L’Kell antwortete mit einem schnarrenden Laut. »Meine größere Sorge gilt meinen Leuten, die krank sind und sterben, durch die Hand deines Volkes!«
Hardings Kopf ruckte ein klein wenig nach oben. »Das ist nicht unsere …«
Er brach mitten im Satz ab, als ein weiterer Neri durch die Luftschleuse in die enge, überfüllte Kabine des Frachttauchbootes trat. Es war Hargel, der sich in der Stadt so aufmerksam um die Gäste von den Sternen gekümmert hatte. »L’Kell«, begann Hargel nachdrücklich, »wir brauchen sofort die Hilfe von Ik und Bandicut!«, L’Kell warf ihm einen scharfen Blick zu.
»Den Kranken geht es schlechter! Corono kämpft noch um ihr Leben, aber ohne die Hilfe der Fremdweltler werden viele bald sterben.«
Als der Neri-Anführer sich wieder zu ihnen umwandte, konnte Ik ihm die Anspannung am Gesicht ablesen. »Kannst du ihnen helfen?«, stellte er Ik die für ihn alles entscheidende Frage.
»Ich will alles versuchen, was in meiner Macht steht. Aber John Bandicut, hrrrm«, er blickte zu seinem Freund hinüber. »John … bist du in der Lage zu …?« Er hielt inne, völlig niedergeschmettert davon, wieviel Schmerz er sah und wie schwer es Bandicut fiel zu atmen. »Ich fürchte«, meinte er zu L’Kell, »John Bandicut gehört jetzt auch zu den Kranken. Ich weiß nicht einmal, ob er am Leben bleiben wird – ohne seine Steine.«
Ik drehte sich wieder zu Bandicut um und sah bestürzt, wie Li-Jared seine Hand ausstreckte und zunächst Bandicut und dann den Festländer berührte.
Es hatte Li-Jared überfallen wie ein unvorsehbares Unwetter: Der Schmerz und die Verwirrung auf dem Gesicht des Menschen, die Unruhe, die in Wellen von der Thespi-Frau ausging, und nun auch noch die Nöte der Neri. Nicht die Nöte der Neri-Anführer, nein, sondern die der Neri, die unten im Frachtraum oder später im Habitat sterben würden.
Ehe er sich’s versah, fand sich Li-Jared vor Bandicut kniend wieder und lauschte seinem röchelnden Atem. »Bandie«, murmelte er, »kannst du …« Er sprach nicht weiter, denn ihm wurde klar, dass der Mensch seine Worte nicht verstand. Li-Jared wandte sich an den Festländer, der ihn mit einem nicht zu entschlüsselnden Gesichtsausdruck beobachtete. Harding hatte Bandicuts Tochtersteine erhalten und würde daher gewiss verstehen, was Li-Jared zu sagen hatte. »Erlaubst du mir«, setzte der Karellianer mit vor Aufregung vibrierender Stimme an, »das Leben dieses Mannes zu retten, der dir dein Leben gerettet hat?«
24
Klarheit im
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