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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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untergebracht waren. Sie sind alle krank … und ja, viele von ihnen sind gestorben – an etwas, das wir Strahlenkrankheit nennen.«
    Hardings Blick bohrte sich in Bandicuts Augen.
    »Es ist schwierig zu …« Bandicut suchte nach einer Erklärung. »Ich weiß nicht, wie viel … du wirklich weißt …«
    Und dann überschwemmte eine Informationsflut Bandicuts Gehirn; ihm fiel wieder ein, dass seine Steine sehr wohl etwas von Hardings Wissensschatz übernommen hatten. Zudem waren die Festländer in einer Beziehung den Neri sehr ähnlich: Sie waren die Erben einer alten, hoch entwickelten Technologie, doch ihr Grundlagenwissen über naturwissenschaftliche Vorgänge war lediglich fragmentarisch. Viel war verloren gegangen, vieles in Unordnung geraten. Sie – beziehungsweise Harding – wussten nichts über Reaktortechnologie oder überhaupt von der naturwissenschaftlichen Seite des Umgangs mit Radioaktivität. Es war Beweis für ihre Zielstrebigkeit, dass sie trotz all dieser Wissenslücken weitermachten und benutzten, was von der Technologie ihrer Urahnen noch übrig war – mit Hilfe von einfachen technischen Lösungen, die sie selbst finden konnten. Es war daher durchaus möglich, dass sie unabsichtlich das Wasser verstrahlt hatten oder sogar die Reaktorkammer in Unkenntnis über die Gefahr geöffnet hatten, in die sie sich selbst, ihre Umwelt und die Neri damit brachten.
    ///Ich vermute, du möchtest es Harding so erklären,
dass er versteht,
wie sehr die Neri-Schwimmer leiden.///
    Bandicut bemerkte, dass er nickte, als diese Gedanken durch seinen Verstand wanderten. Und dann begann er zu erklären, in der Hoffnung, seine Translatorsteine wären in der Lage, seinen Worten für den Festländer einen Sinn zu geben. »Strahlung ist etwas, das man nicht sehen kann – außer bestimmte Art von Strahlung wie etwa Sonnenlicht oder das Licht dieser Lampen«, sagte er und zeigte auf die leuchtenden Flecken an der Wand. »Aber andere Formen der Strahlung sind unsichtbar und so tödlich, dass man stirbt, nur weil man sich eine Weile in ihrer Nähe aufgehalten hat …«
    Der Rundgang durch das Krankenareal war Li-Jareds Idee gewesen. Aber Ik war es, der unter Coronos kritischen Blicken die Arme der kranken Neri berührte, während er an ihnen vorbeiging. Bandicut ahnte, wie sich der Hraachee’aner fühlte. Es war, als kenne er jeden einzelnen dieser Neri-Schwimmer – beziehungsweise wenigstens die, deren Gefühle und Gedanken er in den vergangenen beiden Nächten berührt hatte. Auf seinem Weg durch die Reihen von improvisierten Krankenlagern war er dankbar für die Empfindung, dass es den meisten besser ging.
    Doch nicht allen ging es besser. Einige waren ihren Weg in den Tod schon zu weit gegangen.
    Ik blieb neben einem Neri stehen, dessen Gesicht vor Fieber glühte und eingefallen wirkte. Die Augen des Schwimmers waren offen, aber glasig und blicklos. Sein Atem ging rasselnd, wurde von Lungen eingesogen und ausgestoßen, die bereits mit Wasser gefüllt waren. Ik sprach leise auf den Schwerkranken ein, aber nicht lange, dann wandte er sich an Corono, um mit ihm einige Worte zu wechseln, bevor er sich zu Harding umdrehte. »Sein Name ist Ul’Kant. Er ist zu lange in der geöffneten Reaktorkammer des gesunkenen Schiffes gewesen. Jetzt zerstört die Strahlung seinen Körper. Es liegt nicht mehr in unserer Macht, ihn zu retten, fürchte ich.«
    Corono, der seine Hand auf Ul’Kants Arm gelegt hatte, sprach sanft, aber tief ergriffen: »Schon bald wird er auf seiner Seelenreise sein. Es wird nicht leicht für ihn werden. Er muss starke Schmerzen ertragen.«
    Harding hielt sich etwas abseits von dem kranken Neri. Er schien Ul’Kant mit einer Mischung aus Entsetzen, Angst und Mitgefühl zu betrachten. »Er hat wirklich starke Schmerzen«, bestätigte Harding.
    »Ja«, meinte Ik nur.
    »Wird er sterben?«
    »Ja«, antwortete Ik. »Außer jemand mit mehr Heilkraft als ich vermag ihn noch zu retten.« Er sah zu Bandicut hinüber; doch noch während Ik und Harding miteinander sprachen, berührte Bandicut bereits den Arm des schwer kranken Neri mit den Fingerspitzen. Der Neri glühte vor Fieber, und Bandicut spürte dieselbe Hitze in seinem Inneren, in seinem Denken und Fühlen. Selbst Charlene hatte Mühe, nicht vor dieser Hitze zurückzuschrecken.
    ///Er ist bereits fort … weit fort … ///,
    hauchte das Quarx, und ein Schaudern erschütterte sie.
    Bandicut schüttelte traurig den Kopf. »Ich kann nichts mehr für

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