Die leuchtende Stadt
zerstörten Datenbanken fänden sich Entwürfe für Geräte, mit denen lebende Wesen Kontakt zum Todesschlund aufnehmen könnten. »Ich weiß nicht«, berichtete Napoleon gerade, »welcher Natur diese Geräte sind oder wie präzise diese Behauptung ist. Wir haben der Angelegenheit nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt, denn sie schien zum damaligen Zeitpunkt nicht von großer Dringlichkeit zu sein.«
»Bedenkt bitte«, mischte sich L’Kell ein, diesmal um für die Roboter einzutreten, »dass die Roboter ausgeschickt wurden, um die Fabrik zu reparieren, nicht um Kontakt zum Todesschlund herzustellen.«
»Das ist wohl wahr, aber …« Askelanda hielt inne. »Erklärt mir dann aber, woher die Fabrik weiß, wie so etwas funktionieren soll!«
L’Kell blinzelte mit den großen, dunklen Augen und spreizte die durch Schwimmhäute verbundenen Finger: das Achselzucken der Neri.
Kailan, die bisher ins Meer hinausgesehen hatte und die Diskussion nicht zu verfolgen schien, wandte sich zu Askelanda und den anderen um. »Die Fabrikintelligenz wurde von unseren Urahnen erschaffen. Sie selbst entgingen der Zerstörung durch den Todesschlund zwar nicht, fochten aber zuvor einen harten, zähen Kampf gegen ihn. Das jedenfalls legen die erzählenden Quellen nahe.«
»Wenn diesen Quellen überhaupt zu trauen ist!«, hielt Askelanda entgegen.
»Ihr habt Recht. Diese Quellen sind bei weitem nicht so verlässlich wie andere historische Aufzeichnungen, auf die wir in den Datenbanken zugreifen können. Es ist mitunter schwierig, in diesen Erzählungen Erfundenes und Tatsachen voneinander zu unterscheiden.« Kailan schloss ihre großen Augen, um sich besser die Dokumente ins Gedächtnis rufen zu können, die sie vor Jahren einmal durchgegangen war. »Doch gewisse Geschichten – nicht sicher als Historien zu identifizieren: Es sind eben nur Erzählungen – gleichen überraschend den Informationen, die uns Napoleon gerade erst zugänglich gemacht hat. Diese Geschichten beschreiben ein Volk – es wird zwar nicht namentlich genannt, aber es könnten die Erzähler dieser Geschichten sein. Besagtes Volk versuchte, Kontakt mit einer großen Macht aufzunehmen, die dabei war, dieses Volk zu zerstören.«
»Und?«, fasste Askelanda nach, der wieder begann, auf- und abzugehen, während er zuhörte.
»In diesen Geschichten wird erwähnt, dass einige aus dem Volk eine Möglichkeit fanden, Kontakt zu der Macht herzustellen. Aber es war bereits zu spät. Ihre Städte, ihre ganze Zivilisation war zu schwach, zu zerbrechlich, zu sehr in Mitleidenschaft gezogen. Das Volk ging unter, bevor es seine Theorien auf ihre Richtigkeit hatte prüfen können. Oder vielleicht haben sie sie einer Prüfung unterzogen, aber das eigentliche Ziel nicht mehr erreichen können.«
»Vielleicht«, meldete sich Bandicut zu Wort, »haben sie die Fabrik darauf programmiert, die erforderlichen Mittel für die Kontaktaufnahme herzustellen, aber die Fabrik war zu diesem Zeitpunkt schon zu stark beschädigt.«
Kailan spreizte in derselben Geste wie L’Kell ihre Finger. »Die Geschichten erzählen darüber weiter nichts.«
»Ihr alle sprecht von dem Todesschlund«, unterbrach sie darauf Askelanda, »als sei er ein Wesen, das sprechen, zuhören und denken könne. Mit ihm Kontakt aufnehmen, sagt Ihr alle.«
»Ja«, erwiderte Kailan. »So liest es sich in den Erzählungen, von denen ich spreche. Können wir denn einfach behaupten, dass sie damit Unrecht hatten?«
Askelanda starrte sie an. In seinem dunklen, schroffen Gesicht stand deutlich die Unsicherheit zu lesen, die erfühlte.
»Vielleicht«, meinte Ik daraufhin, »ist es an der Zeit, dass jemand es herausfindet. Hrrrm?«
26
Reise zur Oberfläche
Ihnen allen fiel nur eine einzige Möglichkeit ein, wie sie herausfinden könnten, ob die Fabrikintelligenz die Wahrheit sagte: Sie mussten die Fabrik reparieren und sie dann die nötige Ausrüstung zur Kontaktaufnahme mit dem Todesschlund produzieren lassen. Zuallererst hieß das, die Roboter zur Fabrik zurückzuschicken, damit sie ihre Arbeit fortsetzen konnten, sobald das Tauchboot wieder einsatzfähig sein würde. Das wiederum hieß, man musste die Rohstoffe auftreiben, die die Fabrik für ihre selbsttätigen Reparaturen benötigte. Das Erste war kein Problem, aber das Zweite …
»Ihr möchtet …« – flaaaii – »… noch mehr von unserem Besitz aus dem Schiff holen?«, rief Harding gequält.
»Nun, schließlich haben wir es verlassen auf dem Meeresgrund
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