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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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nicht unserem Volk gehören.« Er machte eine Bewegung, die Bandicut als Achselzucken interpretierte.
    Li-Jared hörte dem Wortgefecht aufmerksam, aber mit finsterer Miene zu.
    Antares neigte ihren Kopf ein wenig, und Bandicut spürte, wie sich seine Stimmung änderte, fühlte Antares’ beruhigenden Einfluss. In diesem Moment sagte Ik: »Darf ich eine Bemerkung machen?«
    Der Neri und der Festländer wandten sich ihm zu.
    »Hrrrm, ich habe selbstverständlich nicht das Recht, Urteile zu fällen. Ich bin nur Gast hier und weiß so gut wie gar nichts über die Neri und die Astari. Aber mir scheint …«, vorsichtig sah Ik vom einen zum anderen, »… jedes Volk hat Brauchbares aus zerstörten, verlassenen Siedlungspunkten der Urahnen des anderen Volkes geborgen. Keine Seite hat dies in böser Absicht getan. Und nun fühlen beide Völker sich als die Bestohlenen.«
    Askelanda und Harding fixierten Ik mit ihren Blicken.
    »Es ist nicht einfach, wenn man von der anderen Seite so wenig weiß, nicht wahr? Wenn es gar keinen Weg gibt, miteinander zu reden, zu streiten oder sich in Freundschaft auszutauschen.« Ik streckte Askelanda eine Hand entgegen. »Askelanda, Ihr und Euer Volk konntet nicht wissen, dass Hardings Volk von den Sternen stammt – und offenbar nicht einmal hier hat landen wollten. Und Harding …«, Ik streckte die andere Hand dem Festländer entgegen, »… hättest du erwartet, hier unten eine solche Zivilisation wie die der Neri vorzufinden?«
    »Nein«, gab der Festländer mit leiser Stimme zu. Seine Überraschung war nahezu greifbar.
    »Sieh dich hier draußen einmal um – mit Eurer Erlaubnis, Askelanda? Ich glaube, dass du vom Tauchboot aus kaum einen Blick auf das Habitat werfen konntest!«
    Askelanda machte eine wegwischende Handbewegung. »Lasst ihn sich ruhig die Stadt ansehen! Wenn er nicht glauben mag, dass wir eine reiche, hohe Kultur besitzen, soll er sich selbst ein Bild davon machen!«
    Ik führte Harding zur durchsichtigen Kuppelwand, von wo aus er einen Blick auf etwa ein Dutzend anderer Habitatkuppeln werfen konnte, die mit ihrem Licht die Dunkelheit durchdrangen. Harding starrte schweigend hinaus in den Ozean. Dann wandte er sich Askelanda zu und meinte mit belegter Stimme: »Ich habe mir nie etwas vorgestellt wie das hier … auch nur annähernd so wie das hier! Und so tief unten im Ozean!« Ihn schauderte, vielleicht weil er eingeschüchtert war, vielleicht hatte er aber auch nur Angst. »Aber bist du … Verzeihung: Seid Ihr je … hinauf zur Meeresoberfläche gekommen? Ihr sprecht, als wärt Ihr oder zumindest Euer Volk schon einmal an Land gewesen. Aber wir sind dort den Neri nie begegnet. Oder doch, da gibt es einige Geschichten, die erzählt werden – nie aber wurde ein Beweis für den Wahrheitsgehalt dieser Geschichten gefunden! Es hat uns völlig überrascht, dass Neri am Raumschiff erschienen.«
    »Wir gehen an Land – selten, zu besonderen Gelegenheiten«, erklärte Askelanda. »Aber mehr will ich darüber zu diesem Zeitpunkt nicht sagen.«
    Bandicut fragte sich, was Askelanda da nicht preisgeben wollte. Dann erinnerte er sich daran, dass die Neri regelrechte Felder aus Sonnenkollektoren besaßen, große Areale mit Solarzellen, die, miteinander verbunden, nahe der Wasseroberfläche Sonnenenergie in Elektrizität umwandelten. Askelanda hoffte zweifellos, dass diese Kollektorphalanx von den Schiffen der Festländer noch nicht entdeckt worden war.
    Harding gab einen rauen Laut von sich, der ein Grunzen hätte sein können. Er sah wieder in den Ozean hinaus, während Askelanda sagte: »Du hast bisher meine Frage noch nicht beantwortet: Wieso vergiftet ihr das Meer? Glaubt ihr, uns so von den gesunkenen Schiffen fern halten zu können?«
    »Gift! Ihr sprecht dauernd von Gift!«, meinte Harding aufgebracht. »Aber: Was meint Ihr denn nur damit? Welches Gift?«
    »Das Gift, durch das meine Leute sterben!«, ereiferte sich Askelanda, seine Verwirrung und sein Erstaunen wuchsen. »Du kamst hierher mit einem Tauchboot voller sterbender Schwimmer meines Volkes! Wenn wir nicht die Hilfe dieser beiden gehabt hätten …«, mit einer Handbewegung schloss er Ik und Bandicut mit ein, »… wären die meisten von ihnen schon tot!«
    »Aber ich habe niemanden in diesem Tauchboot sterben sehen! Außer als der Mensch John Bandicut …«
    »Er spricht aber nicht von mir«, mischte sich Bandicut jetzt ein. »Er spricht von den Neri, die in einer tieferen Sektion des Tauchbootes

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