Die leuchtende Stadt
Genehmigung hast, dich dem Translator zu nähern.« Georgias Stimme war ruhig und plötzlich todernst.
Julie unternahm den ernsthaften Versuch, ruhig und gleichmäßig durchzuatmen. Dann machte sie einen Schritt auf den Translator zu, und noch einen und noch einen, bis sie so nah vor der Maschine stand, dass sie nur noch ihre Hand hätte ausstrecken müssen, um sie zu berühren. Sie hob schon die Hand, um es zu tun, hielt aber mitten in der Bewegung inne. Sie hatte Angst. Nur allzu deutlich erinnerte sie sich daran, was mit der Ausrüstung geschehen war, mit der man den Translator berührt hatte: Jeder einzelne Gegenstand war eingeschmolzen und verdampft worden. Also stand Julie einfach da und starrte den Translator an. Sie dachte: Was zum Teufel bist du eigentlich, und was willst du hier? Dann spürte sie am Rand ihrer bewussten Wahrnehmung ein Kribbeln. Hallo?, dachte sie. Bist du da?
*Wir sind hier.*
Verdattert, weil sie eine Reaktion erhielt, räusperte sich Julie erst einmal und versuchte, das Zittern zu unterdrücken, das irgendwo in der Mitte ihres Rückgrates begann und sich rasch von dort aus ausbreitete. Ihr seid hier. Wo? in meinem Kopf?
*Bitte konzentriere deine Gedanken auf einen einzigen Punkt!*
Meine Gedanken? Auf einen Punkt? Julie zögerte, weil sie nicht recht wusste, wie das gemeint sein könnte. Dann erinnerte sie sich an eine NeuroLink-Technik, die ihr John irgendwann einmal beschrieben hatte. Sie runzelte unsicher die Stirn, versuchte aber dennoch, ihre Gedanken nach innen zu richten, wie es die Leute taten, die ein NeuroLink benutzten. /Etwa so?/, fragte sie wortlos.
*Schon besser.*
Sie wartete darauf, ob der Translator noch etwas sagen würde.
Stattdessen griff er hinein in ihre Gedankenwelt, war in ihrem Verstand, ihrem Denken und Fühlen, und wirbelte dort ihre Gedanken auf wie ein auffrischender Herbstwind trockenes Laub. Augenblicke lang war ihr Bewusstsein mit einem Wirbelwind von Aktivität angefüllt. Stocksteif stand sie da, als dieser Wirbelwind sich zu einem Zyklon auswuchs. Sie fühlte keinen Schmerz. Sie geriet ins Wanken, verlor aber weder ihr Gleichgewicht noch ihr Bewusstsein. /Was macht ihr da?/, hauchte sie. Und sie erhielt eine Antwort.
* Wir treffen Vorbereitungen.*
Sie blinzelte. /Ja, gut … aber was bereitet ihr vor?/
*Wir bereiten dich darauf vor … die Werkzeuge zu erhalten, die du benötigen wirst.*
Und dann begann ihr Bewusstsein zu flattern wie Augenlider, bevor man ohnmächtig wird, doch nur einen Lidschlag lang, so, als ob sie eingenickt, sich aber wieder gefangen hätte. Und als sie dieses eigenartig schummrige Gefühl wegblinzelte, war ihr, als ob unzählige glitzernde Lichtpunkte in der gespenstischen Höhle um sie herumtanzten und mit ihr sprachen. Doch noch bevor sie sie fragen konnte, wer oder was sie denn seien, verschwanden sie.
»Jul’, bist du okay? Melde dich, Süße!« Georgia sprach mit besonderem Nachdruck – in ihrer Stimme lag zwar keine Panik oder Beunruhigung, doch wiederholte sie den Satz wieder und wieder, um Julies Aufmerksamkeit zu erlangen.
»Hmm? Oh. Ja. Ja klar. Mir geht’s gut«, meinte Julie leise und trat einen Schritt vom Translator zurück. Moment mal – hatte sie sich dem Ding nicht nähern sollen? Was war da eben nur passiert?
»Was machst du gerade, Julie? Erzähl uns, was du gesehen hast! Hast du irgendetwas gehört? Sprich mit mir, Julie, sprich endlich mit mir!«
»Ah, ja. Ich … habe ihn gespürt. Ihn … den Translator, seine Präsenz. Ich bin sicher, dass er mich wahrgenommen hat.« Sie war sich zudem fast sicher, dass sie gerade eben eingedöst war, nur für eine Sekunde etwa. Das schien ihr allerdings völlig unmöglich bei all dem Adrenalin, das durch ihren Körper schoss.
»Was genau hast du gespürt, Julie? Entfernst du dich jetzt gerade von der Maschine? Sprich bitte immer weiter! Bleib immer schön bei mir, okay?«
»Wie meinst du das?« Julie schüttelte den Kopf, um ihn freizubekommen. Etwas war passiert, hier, in ihrem Verstand. Sie konnte nur nicht recht bestimmen was.
»Deine Herzfrequenz ist eben nach oben geschossen und dann für mehrere Sekunden abgefallen – runter in den Keller! Jetzt steigt sie wieder. Hast du das Bewusstsein verloren?«
»Ich bin … mir nicht sicher.«
»Nun, ich glaube, du bist ohnmächtig geworden. Und ich glaube, du solltest da jetzt rauskommen!« Georgia klang nun ziemlich besorgt. »Du musst mir alles erzählen, woran du dich erinnerst. Und alles,
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