Die leuchtende Stadt
was dir auch nur durch den Kopf gegangen ist, bevor du bewusstlos geworden bist!«
»Okay.«
»Was ist passiert, als du dieses Gefühl von Präsenz zum ersten Mal gespürt hast?«
Julie musste mehrmals heftig die Augen zusammenkneifen. Wenn sie jetzt zum Translator hinübersah, hatte sie das Gefühl, zwischen ihr und der außerirdischen Maschine sei eine Barriere. Er wollte nicht mehr, dass sie sich ihm näherte.
*Nimm dir Zeil zur Eingewöhnung!*, forderte eine sanfte Stimme sie auf – irgendwo ganz tief in ihrem Denken und Fühlen.
»Okay«, murmelte sie, halb zu der Stimme, halb zu Georgia. »Er hat mit mir gesprochen. Aber es ist nicht so, dass ich genau verstanden hätte, was …« Ihre Stimme schwankte. Da war doch noch immer diese Stimme in ihrem Kopf! Dabei hatte sie doch die Verbindung zu dem Translator abgebrochen! John hatte in seinem Brief von einer außerirdischen Intelligenz gesprochen, die sich irgendwie in ihm eingenistet hatte, in seinem Verstand wohnte. War das auch bei ihr so, wohnte jetzt in ihrem Kopf ein außerirdisches Wesen?
* Wir sind kein Quarx. Es gibt nur ein Quarx, und es lebt mit John zusammen.*
Lebt mit John? Sie musste erneut blinzeln, fragte sich, ob sie das tatsächlich richtig verstanden hatte. Lebt? Sie schüttelte den Kopf. /Wenn ihr kein … Quarx seid, was seid ihr dann? Wenn ihr nicht der Translator seid … /
* Wir sind Tochtersteine. Wir sind Teil des Translators.*
/Tochtersteine?/ Wieder konnte sie nur den Kopf schütteln. Sie starrte durch ihr Helmvisier hinaus auf all die blendend hellen Lichter, die sich in den durchscheinenden Eiswänden der Höhle spiegelten. Bildete sie sich das alles nur ein? Plötzlich fühlte sie einen leichten Schlag wie von einer elektrischen Entladung in ihren beiden Handgelenken. Sie hob die behandschuhten Hände – und ihre Arme gleich mit, die von dem robusten, isolierenden Gewebe des Raumanzugs umhüllt waren. Ganz kurz hatte sie die Illusion, sie könne durch die Ärmel des Raumanzugs auf ihre bloßen Handgelenke sehen – und was sie sah, eingebettet in ihr Fleisch, waren pulsierende Perlen aus Licht. Tochtersteine …
Die Stimme sprach erneut zu ihr, als Julie verängstigt nach Luft rang.
*Es gibt keinen Grund, uns zu fürchten. Es gibt viel, das wir dir mitzuteilen haben.*
/Mir mitzuteilen …?/
»Julie?«, rief Georgia. »Red doch weiter, Mädchen! Kim, ich glaube, es war besser, du gehst rein und …«
*Du musst ganz allein entscheiden, ob du uns vertraust. Doch wir müssen gemeinsam eine Reise unternehmen. Zuerst müssen wir auf deinen Heimatplaneten reisen … *
31
Das härteste Stück Arbeit
Bandicut konnte die ihm aufgezwungene Wartezeit kaum ertragen. Als Antares ihn fragte, ob er sie in Kailans Labor begleiten wolle, sagte er gleich zu. Er hatte bereits zwei ganze Tage mit Warten verbracht, und wusste ehrlich nicht mehr, wie lange er es noch aushalten würde, nichts weiter zu tun, als in die düstere Welt der ewigen Ozeannacht hinauszustarren. Jedweder Bericht, der einging, war vielversprechend … aber auch nicht mehr. Die Roboter berichteten über Fortschritte in der Fabrik; S’Cali berichtete über Fortschritte, die sie im Wrack der Astari bei der Versorgung der Verletzten und Kranken machten, bei der Reparatur des beschädigten Tauchbootes und beim Sammeln der benötigten Rohstoffe für die Fabrik. Zurzeit warteten sie auf ein Überwasserfahrzeug der Astari, das weitere Hilfslieferungen bringen sollte. Alles zusammenaddiert, hieß das für Bandicut einfach nur, dass er noch länger würde warten müssen.
»Was macht Li-Jared so?«, fragte Bandicut Antares, als sie in der hinteren Sektion eines kleinen Tauchbootes saßen, das sie zu Kailans Habitatkuppel bringen sollte.
»Er trauert um Harding«, meinte Antares leise, »und arbeitet deshalb umso härter daran, sich von diesen Gedanken abzulenken. Er wollte letzte Nacht nicht einmal mehr in unser Quartier zurückkehren. Ich glaube, er wollte die ganze Nacht durcharbeiten.«
»Er ist ein sehr leidenschaftlicher …«, Bandicut wollte schon ›Mensch‹ sagen, sagte aber stattdessen: »… Gefährte.«
Antares legte die feingliedrigen, langen Finger auf Bandicuts Hand. »Ja, und er ist jemand, der sich sehr um seine Freunde sorgt.«
Sie sah ihm einen langen Moment in die Augen. »Vielleicht hast du es nicht bemerkt, weil es dir selbst so schlecht ging – aber er hat Harding seine Tochtersteine vor allem deshalb gegeben, weil er Angst um dich
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