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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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mochte.
    »Auf der nächsten Ebene gibt es einen netten, kleinen Raum mit einer Kuppel, wo wir ganz unter uns sein können, wenn du dich gerne ein bisschen unterhalten möchtest.« Antares hielt einen Korb mit Früchten hoch. »Ich komme gerade aus einer der Vorratskammern. Wir könnten – wie würdest du das doch gleich nennen? – ein Picknick veranstalten.«
    Bandicut sah sie entgeistert an, verblüfft von der Idee eines Picknicks auf dem Meeresgrund. Es war so absurd, dass er in Lachen ausbrach.
    »Ist das keine gute Idee?«, erkundigte sich Antares und verzog den Mund zu einem unsicheren Thespi-Lächeln.
    »Nein, nein – ich meine, ja, doch klar, es ist eine gute Idee!«, lachte er. »Eine ganz wunderbare Idee! Danke!« Er lächelte ein Menschenlächeln, dann bedeutete er ihr mit einer Geste, voranzugehen und ihm den Weg zu weisen.
    Es war ein kleiner Aufenthaltsraum mit einer Halbkuppel, durch die man nach draußen sehen konnte. »Hier übernachte ich immer, wenn ich nicht in die andere Habitatkuppel zurückkehre. Bitte, nimm doch Platz!« Antares zog ein großes Kissen in die Mitte des Raumes, Bandicut nahm sich ein anderes und tat es ihr gleich. Und dort saßen sie, den Korb mit den Früchten und anderen Dingen zwischen sich, und teilten, was sie im Korb fanden: kleine, nach Hefe und bitterem Brot schmeckende Brotfrüchte und orangefarbene, wachsweiche Früchte in Birnenform sowie Zöpfe aus getrockneten Algen. Sie aßen in freundschaftlichem Schweigen.
    Nach einer Weile meinte Antares: »Meinst du, wir wurden absichtlich hierher geschickt, um den Leuten hier zu helfen? Konnte jemand auf dem Weltenschiff von dem Kampf der Neri mit den Astari, dem Todesschlund und der stillgelegten Fabrik wissen?«
    Bandicut musterte ein Brotfruchtstück und dachte über die Normalisation nach, die es ihm möglich machte, hier unter – wie viel war es wohl? – zwanzig oder dreißig Atmosphären Druck zu sitzen, die ihm nicht völlig bekannte Atemluftmischung zu atmen und fremdartige Pflanzen zu essen, deren Genuss ihn unter anderen Umständen wahrscheinlich umgebracht hätte. »Mir fällt es schwer, eine andere Erklärung zu akzeptieren«, beantwortete er Antares’ Frage. »Mich beschäftigt es nicht sosehr, ob sie uns absichtlich hergebracht haben, meines Erachtens haben sie nämlich genau das getan – wer immer ›sie‹ sind. Vielmehr wüsste ich gern, ob sie vorhaben, uns auch wieder von hier fortzubringen. Oder sollen wir den Rest unseres Lebens hier auf dieser Welt, in den Tiefen dieses Ozeans verbringen?«
    »Oder vielleicht oben auf dem Land bei den Astari«, sinnierte Antares.
    »Oder oben bei den Astari«, stimmte er zu. »Es ist keine üble Welt. Es ist recht hübsch hier, in mancherlei Beziehung. Und unsere Freunde … L’Kell, Kailan und die anderen alle. Aber es ist nicht wie Zuhause, oder?«
    Sie schürzte die Lippen und atmete langsam aus. »Nein, es ist nicht wie Zuhause.« Sie kaute nachdenklich auf einer Brotfrucht herum und fuhr fort: »Du vermisst deine Heimat sehr, nicht wahr? Und deine Lieben. Ich kann es in dir spüren.«
    Er brummte. Er hatte nicht viel Zeit gehabt, um bewusst über den Verlust seines bisherigen Lebens zu trauern, doch als Antares es jetzt ansprach, weckte es in ihm den alten, tiefen Schmerz.
    »Habe ich Recht?«, forschte sie nach.
    Er nickte. »Bisher ist einfach so viel los gewesen, dass ich nicht großartig darüber nachdenken konnte. Aber ja. Ja, ich vermisse sie: meine Heimat, mein Zuhause, die Menschen, die ich liebe.« Er richtete den Blick auf Antares und gestand sich ein verwirrtes Lächeln zu, während er unvermittelt an Julie Stone dachte – und dann, übergangslos, an Antares. Die Thespi-Frau beobachtete ihn eingehend. »Aber da gibt es so viel, dass ich gerne über dich und deine Heimat wissen würde.«
    »Wie zum Beispiel …«
    »Ich weiß nicht so genau. Wie bist von deiner Welt nach Schiffwelt gekommen? Ist deine Welt vor dem Untergang gerettet worden wie meine? Anders als Iks Welt, die unterging? Was möchtest du mir von deiner Heimat erzählen?«
    Sie verzog die Lippen zu einer Art Lächeln, wie Bandicut meinte. »Ich habe keine Ahnung, was aus meiner Welt geworden ist. Soweit ich weiß, war sie nie in irgendeiner Gefahr.«
    »Nicht in Gefahr?«
    »Nein. Ich war dagegen in großer Gefahr. Ich war im Gefängnis und wartete auf meine Hinrichtung.«
    Er erinnerte sich plötzlich an ein Bild, das bei der Verbindung ihrer Steine zu ihm hinübergeflossen

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