Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
Vom Netzwerk:
trug die Aufwärtsströmung das Tauchboot weiter nach oben, weg von der Sphäre.
    Das Sternentor hielt die Sphäre stabil in der Strömung, während das Tauchboot immer weiter in lichtere Tiefen des Ozeans entschwand. Ganz zuletzt sah es aus wie ein Spielzeug, das vor einem Schleier aus spektakulären Blitzen in der Nacht auf der Fontäne eines Springbrunnens in die Höhe ritt. Es stieg mit verblüffender Geschwindigkeit hinauf, und nur einen Lidschlag später war es schon nicht mehr zu sehen.
    Bandicuts Herz raste vor Aufregung, Angst und Sorge. Um ihn herum drängten sich die Freunde näher an ihn, umarmten ihn allein schon mit ihrer Anwesenheit. Er spürte Antares’ Hand auf seiner Schulter, dann Iks. Bandicut räusperte sich, ohne eigentlich zu wissen, was er seinen Freunden sagen sollte. »Sternentor!«, rief er stattdessen. »Das Tauchboot hat keine eigenen Energiereserven mehr! Kannst du es dorthin geleiten, wo es andere seiner Art gibt, in die Nähe der Stadt?«
    das
ist bereits geschehen
haltet euch jetzt bereit
    »Es wird schon alles gut gehen, glaube ich«, flüsterte Antares.
    Bandicut seufzte. »Ja. Ich wünschte nur, ich könnte …«
    »Rakh, wir verstehen schon, John Bandicut. Wir verstehen dich schon.« Ik sah hinunter in die Tiefe. »Ich frage mich nur, wohin uns das Ding da unten schicken wird!«
    Bandicut schloss die Augen, um sich zu konzentrieren. /Wohin willst du uns springen lassen? Wohin schickst du uns?/
    Der Schlund gab keine Antwort. Vielleicht hatte er selbst auch keine Ahnung, wohin ihre Reise gehen würde.
    Bong. »Überall ist es besser als hier«, meinte Li-Jared, und das elektrisierende blaue Feuer in seinen Augen glitzerte auf. Er zog es ganz offensichtlich vor, den Sprung durch das Sternentor zu wagen statt das Risiko einzugehen, als Treibgut auf dem Grund eines fremden Ozeans zu enden.
    »Capt’n, ich registriere die ersten Anzeichen dafür, dass wir unsere Reise gleich beginnen werden!«, trommelte Copernicus aufgeregt.
    Bandicut schluckte schwer und blickte der Reihe nach seine Freunde an. Er wünschte, er wüsste, ob die Sternenkoppler-Sphäre Einfluss auf das Ziel ihrer Reise würde ausüben können.
    ///Wir werden es irgendwann erfahren.///
    Als es schließlich geschah, geschah es schnell und sanft wie in einem Traum. Der Lichttunnel verdunkelte und schloss sich. All die Helligkeit aus der Tiefe schwand dahin, nichts war mehr außer Dunkelheit, tiefschwarze Nacht, und falls die Aufwärtsströmung noch immer existierte, war sie nicht mehr länger für ihre Augen sichtbar. Es umgab sie jetzt ein Kranz aus kaltem smaragdgrünem und saphirblauem Licht, der sich zusammenzog und sich verfestigte.
    Aus der Dunkelheit des Tiefseegrabens, von seinem tiefsten Punkt zuckte Energie empor …
    hochschnellende Lichtfunken, rubinrot und dann golden-buntes, pulsierendes Stroboskoplicht, das durch das ganze Farbspektrum hinauf und hinunter wanderte.
    Und schließlich die diamantenübersäte Finsternis des Weltalls, und die unvermutete Erkenntnis, dass sie gerade fielen, nein, gefallen waren. Der Lichtkranz um sie herum war fort. Der Ozean über ihren Köpfen war fort. Der Tiefseegraben … das Sternentor …
    Nichts umgab sie mehr als die Sterne, eine so großartige Vielfalt an Sternen, dass einem das Herz zerspringen wollte.

35
Grenzenloses Chaos
    Eine Zeit lang glaubte Bandicut, sein Herz sei tatsächlich stehen geblieben. Man spürte keine Bewegung, hörte keinen Laut; nicht einmal das Quarx schien sich zu rühren. Schwebte er in einem seltsamen Realitätsloch, wo alles für die Ewigkeit eingefroren bliebe? Aber nein … das konnte nicht sein, da er sich seiner Gedanken bewusst war.
    Und dann spürte er etwas, tief in ihm. Es war, als mache sein Körper einen Wandel durch. Dekompression? Renormalisation? Er wusste es nicht zu sagen, fühlte sich aber wohl bei dem Gedanken, schmiegte sich an ihn wie ein Kind an eine Decke, die ihm Geborgenheit gibt.
    Mit der Zeit bemerkte er eine Bewegung, gerade wahrnehmbar, aus dem Augenwinkel. Ik bewegte den Kopf, unendlich langsam. Und dann sah Bandicut, dass seine eigene Brust sich wie in Zeitlupe hob, als er einatmete.
    Und noch einige Zeit später registrierte er, dass die Sterne, kleine scharf umrissene Punkte diamantenen Eises, nur noch verschmierte Flecken waren. Verwischte Flecken.
    Und dann sprach Char zu ihm.
    // /Wir sind alle … hier … glaube ich … ///
    /Das ist gut. Keiner fehlt./
    Außer L’Kell. Ihr guter Freund L’Kell.

Weitere Kostenlose Bücher