Die leuchtende Stadt
befand, hatte sich das Bellen eher in ein lautes Stöhnen verwandelt. Dann begriff Bandicut, woher es kam: von Ik. Sogleich machte er sich Sorgen. »Ik, was ist los?«, rief er heiser und blickte durch die Finsternis zu seinem Freund. In der Kuppel schien es dunkler zu sein als zuvor; viele der Neri-Habitate leuchteten matter, spendeten weniger Licht.
Es dauerte einige Sekunden, ehe Ik sprechen konnte. Seine Worte waren nahezu unverständlich. »Schmerzen … Klumpen … Mitte …«
Aber wo Worte versagten, griffen die Fähigkeiten der Translatorsteine voll und ganz: Anscheinend verstanden sie, was der Hraachee’aner sagen wollte. Sie gaben Bandicut zu verstehen, dass Ik unter schrecklichen … Kairenkroff- Schmerzen litt. Magenschmerzen.
Ist er krank?, dachte Bandicut. Hat er eine Lebensmittelvergiftung?
Bandicut spürte, wie sich sein eigener Magen vor Sorge verkrampfte. Er horchte kurz in sich hinein, um zu überprüfen, ob er selbst ebenfalls irgendwelche Krankheitssymptome aufwies. Soweit er es beurteilen konnte, fühlte er sich gut. Aber Ik hatte mehr gegessen als er – und schneller.
Das Quarx rührte sich in seinem Geist.
///Woran liegt’s? An der Frucht?///
/Das weiß ich nicht. Eigentlich sind wir doch normalisiert worden. Also sollten wir die hiesige Nahrung ohne weiteres vertragen./
///Vielleicht ist bei seiner Normalisation
was schief gelaufen.///
Bandicut ging dicht vor Ik in die Hocke. »Liegt es an dem Essen? Hast du eine Magenverstimmung?«
Iks Augen flackerten, doch war ihr inneres Licht so matt wie das von fast verglühten Kohlestücken. »Hrrrrr, ja«, brachte er schließlich über die Lippen. Er hielt sich mit beiden Händen genau die Stelle, wo beim Menschen das Zwerchfell sitzt.
/Was können wir tun? Wenn ich solche Schmerzen hätte, würde ich dich bitten, mich zu heilen./
///Wenn ich davon Ahnung hätte, meinst du wohl.///
Die Bemerkung ließ Bandicut kurz zögern. /Wenn deine Vorgänger mich heilen konnten, solltest du auch dazu in der Lage sein./
///Kann schon sein. Aber das waren die.
Ich bin ich.///
Bandicut sah Ik an, erschüttert über den gleichgültig klingenden Tonfall des Quarx. /Tja – falls es dir keine allzu großen Umstände macht: Würdest du bitte versuchen, alles zu lernen, was die anderen Charlies auch gelernt haben? Das könnte den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten – jetzt für Ik und vielleicht später für uns./
///Schon gut, ich frag dann mal die Steine.///
Bandicut wartete und berührte Ik am Arm. Der Hraachee’aner zitterte heftig. /Was sagen sie?/, fragte er ungeduldig.
Ehe Charlie antworten konnte, riss ihn etwas anderes aus den Gedanken – ein Schatten, der sich unter der Kuppel bewegte. Der Membrankreis erschien im Boden, und ein Neri steckte den Kopf hindurch. In der Dunkelheit konnte Bandicut nicht erkennen, welcher Neri es war. Dann zog sich der Neri ins Habitat, und Bandicut sah das Flackern in der Kopfseite des Meereswesens. »Störe ich eure Ruhepause?«
»L’Kell! Nein, aber meinem Freund Ik geht’s nicht gut.«
»Valll?« L’Kell drehte sich um und musterte den Hraachee’aner. »Warum hast du nicht den Gong benutzt?«
»Ich bin gerade erst aufgewacht und habe ihn so vorgefunden. Ich glaube, es liegt am Essen. Ich weiß nicht genau, was damit nicht stimmt, vermute aber, er verträgt es nicht.« Bandicut wandte sich um und sah seinen Freund mit zusammengekniffenen Augen an. Er hatte den Eindruck, dass Ik ein wenig schlechter aussah als noch einen Moment zuvor; im trüben Licht wirkte seine Haut grauer.
L’Kell murmelte verwirrt: »Wenn ihr wirklich von einer anderen Welt kommt, müsstet ihr dann nicht auch Mittel und Wege haben, solche Schwierigkeiten zu bewältigen?«
Bandicut wusste nicht, wie er es dem Neri erklären sollte. Er verstand es ja selbst nicht; alles, was er über die Normalisation wusste, war, dass sie funktionierte. Normalerweise.
Das Sprechen fiel Ik schwer. »Etwas … an eurer Welt … oder mir … hat das Transformationsfeld gestört.« Er atmete keuchend durch die Ohren aus und zuckte zusammen, wobei er sich den Unterleib hielt.
Bandicut blickte frustriert und ängstlich drein. /Charlie? Hast du irgendwas gefunden?/
///Tja, die Steine sagen,
sie haben jede Menge über ihn gelernt.
Aber
hraachee’anische Physiologie war nicht ihr Ding.///
/Können sie denn nicht mit Iks Steinen sprechen, verdammt noch mal?/
Bandicut spürte, wie Charlie sich wieder entfernte. Nach einigen
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