Die leuchtende Stadt
Hargel würde seine Frage beantworten. Aber der Neri wandte sich einfach nur ab. Dann, als sei ihm noch etwas eingefallen, holte er noch ein Objekt aus der kleineren Kiste. Es war eine nach außen gewölbte Scheibe, etwa so groß wie Bandicuts Hand; sie balancierte auf einem kleinen Sockel. Der Neri stellte sie ab, nahm einen kleinen Hammer aus dem Sockel und schlug damit auf die Scheibe. Der Klang eines Gongs erfüllte die Kuppel.
»Falls ihr Hilfe braucht«, erläuterte Hargel, »schlagt dies hier dreimal.«
»Werdet … ihr … das … hören?«, fragte Ik. Er sprach schleppend, als ob seine Translatorsteine Schwierigkeiten mit der Neri-Sprache hatten.
»Wir werden es hören«, antwortete Hargel. Er bückte sich und berührte den Boden, dann sprang er mit einer flüssigen Bewegung kopfüber durch die Membran ins Wasser. Kein Platschen war zu hören – im Gegenteil: Er tauchte fast völlig lautlos ein.
Ik und Bandicut schauten einander an.
»Ich glaube, ich probiere die Frucht«, meinte Bandicut schließlich.
»Hrachh. Ich glaube, ich probiere das tragbare …«
»Genau«, meinte Bandicut.
Die Frucht schmeckte wie eine Mischung aus Limone, Mango und einem dritten Aroma, das Bandicut nicht bestimmen konnte. Er knabberte an ihr, Ik den Rücken zugewandt, und blickte auf die Neri-Stadt hinaus. Endlich begann er sich zu entspannen und ließ die Aussicht auf sich wirken. Er sah Neri durchs Wasser schwimmen, die meisten von ihnen so weit entfernt, dass er sie gerade noch erkennen konnte. Er glaubte auch einige kleinere Gestalten zu sehen und fragte sich, ob das die Nachkommen der Neri sein mochten, ihre Frauen oder eine ganz andere Lebensform.
»Hrrrm«, machte Ik, der sich zu ihm gesellte. »Es funktioniert prima.«
Bandicut hob den Blick. »Freut mich, das zu hören. Willst du eine dieser Früchte probieren?«
Ik beäugte die Frucht, die Hargel ihm gegeben hatte.
»Sie schmecken ziemlich gut, und bis jetzt bin ich noch nicht tot umgefallen.«
»Hrachh. Das ist in der Tat ermutigend.« Ik nagte an der Frucht und biss dann rasch größere Stücke ab.
»Ik, glaubst du, wir sollten unsere Steine zusammentun und sie einen linguistischen Austausch machen lassen? Vielleicht kannst du dich dann ein bisschen leichter mit den Neri unterhalten.«
»Ja. Das ist eine gute Idee!« Er nahm noch einen Bissen von der Frucht. Er hatte sie schon fast aufgegessen.
»Du musst ganz schön hungrig gewesen sein.« Bandicut legte seine Frucht beiseite. Er würde sie später aufessen. Er hatte erst die halbe Frucht verspeist, war aber schon rundum satt.
Ik schluckte den letzten Bissen seiner Frucht herunter und setzte sich hin. Bandicut ging vor ihm in die Hocke und hob die Arme. Ik presste sich Bandicuts Handgelenke an die Schläfen. Die vier Steine pulsierten. Als sich Bandicuts Steine mit Iks verbanden und ihr Wissen übertrugen, spürte er ein inzwischen vertrautes Kribbeln in seinem Bewusstsein.
Eine Welle der Benommenheit überrollte Bandicut, und die Verbindung brach ab. Er schwankte, fühlte sich sehr schwer und sank zu Boden. Müdigkeit drohte ihn zu übermannen.
»John Bandicut, fühlst du dich gu …?«
Bandicut winkte ab. Zum Antworten fehlte ihm die Kraft. Seine Steine kribbelten stark, ein Gefühl, als arbeiteten sie hart daran, die gerade erst empfangenen Informationen anzugleichen. Sie hatten an diesem Tag schon vieles leisten müssen und wollten ihm jetzt nicht auch noch erklären, womit sie beschäftigt waren. /Haben wir gerade eine Menge Hintergrundinformationen über Hraachee’a heruntergeladen?/
///Ja, Mann. Ik spricht jetzt flüssig Neri,
und du verstehst ab jetzt, wie Ik tickt.///
Bandicut zwinkerte verblüfft. /Wirklich?/
///Na, zumindest die Steine werden’s tun.
Das reicht doch schon.///
Bandicut seufzte. Er wollte nichts lieber, als die Augen schließen und die ganze Angelegenheit eine Weile aus seinem Kopf verbannen.
»Hrachh«, murmelte Ik. »Wie sieht’s bei dir aus – ich würde jetzt gern ein Meditationsschläfchen halten. Würde dich das stören?«
»Nur in meinen Träumen, Ik! Nur in meinen Träumen!«
Während Ik reglos dasaß, streckte Bandicut sich auf dem Boden der Kuppel aus. Der Boden gab ein wenig unter seinem Gewicht nach und erwies sich sogar als recht bequem. Es dauerte nicht lange, da war Bandicut eingeschlafen.
6
Innere Mächte
Ein grollendes Bellen von der anderen Seite des Raums riss Bandicut aus dem Schlaf. Bis ihm wieder eingefallen war, wo er sich
Weitere Kostenlose Bücher