Die leuchtende Stadt
gepresst, dann verfärbte sich die kreisrunde Stelle grau, an der die Röhre ansaß. L’Kell deutete auf den grauen Kreis. »Seid ihr so weit?«
Bandicut nickte. »Lass uns gehen!«
Der Neri steckte den Kopf durch den Kreis und kletterte mühelos in die Röhre. Bandicut, der noch in der Kuppel stand, sah, wie L’Kells Schatten in der steil nach oben führenden Röhre verschwand. Er sah flüchtig zu Ik. »Folgst du mir?«
»Hrrrm.«
Vorsichtig steckte Bandicut den Kopf durch die Membran und versuchte dann, L’Kell die Röhre hinaufzufolgen. Nach wenigen Schritten rutschte er zurück. /Mist, ich hab meine guten Turnschuhe zu Hause gelassen!/
///Wie bitte?///
/Vergiss es!/ Er rief die Röhre hinauf: »L’Kell, ich schaffs nicht die Röhre hoch!«
»Warte!«
Eine halbe Minute verstrich. Dann schlängelte sich eine Leine die Röhre hinab. Er packte sie und zog sich Stück für Stück die stetig steiler werdende Röhre hoch. Als er schließlich oben ankam, war er außer Atem. /Es gab mal eine Zeit, da hat mir das Hochklettern auf Kinderrutschen keine solche Probleme gemacht!/
///Was ist denn jetzt anders?///
/Ich bin kein verdammtes Kind mehr!/
Oben angekommen, packten ihn zwei Neri-Arme bei den Schultern und zogen ihn aus der Röhre. Er wackelte mit dem Unterkiefer, als er den leichten Druckabfall spürte. L’Kell sah die Röhre hinab und hielt nach Ik Ausschau. Der Hraachee’aner schrie ihnen zu, sie sollten die Leine hochziehen. Der Neri kam der Aufforderung nach; Iks Seil war am Ende der Leine befestigt. Es zog sich zusammen, dann kam Ik in Sicht; er hielt sich am Ende seines Seils fest und glitt beinahe mühelos die Röhre hoch. Der Neri beäugte interessiert das Seil des Hraachee’aners, sagte jedoch nichts, als Ik es sich wieder an seinen Gürtel hängte.
»Hier entlang.« Während sie L’Kell durch den Gang folgten, betrachtete Bandicut durch die durchscheinende Wand die Neri-Stadt, die er jetzt mit ganz anderen Augen sah. Nun, da er aus dem Gefängnis befreit war, wirkte ihr Anblick erstaunlich heilsam auf ihn.
Sie kamen durch den Saal, in dem sie Askelanda kennen gelernt hatten; der Saal war verlassen. Sie durchquerten ihn und gelangten durch eine weitere Verbindungsröhre in eine isoliert stehende Habitatkuppel. Sie war mit Vorhängen und Trennwänden unterteilt und wirkte fast so, als würde sie von Menschen bewohnt. Die Enge und die dünnen Trennwände erinnerten Bandicut an die Triton-Station. Heimweh packte ihn, und zugleich wunderte er sich, warum er seine Heimat nicht öfter vermisste; vielleicht war er einfach zu beschäftigt. Dennoch rechnete er fast schon damit, dass sein Freund Krackey aus einem der Schatten treten würde, und ihn fragte, was mit ihm, seinem Kumpel Bandie, nicht stimmte. Du hast dich in letzter Zeil ganz schön seltsam benommen, Bandie. Bist du sicher, dass du nicht wieder unter einer von diesen komischen Fuguen leidest?
Ein Frösteln durchlief Bandicut, und er beeilte sich, L’Kell zu folgen.
Sie betraten einen mit einem Vorhang verhangenen Raum. Die Luft hier drinnen war wärmer, abgestandener, beinahe stickig. Einige Neri waren zugegen, einschließlich Askelanda, doch es war der Neri auf der Pritsche, der Bandicuts Aufmerksamkeit auf sich zog: einer der Kranken, die er hatte ankommen sehen. Er schien seitdem noch schwächer geworden zu sein. »Das ist Lako«, sagte einer der Neri, die sich um den Patienten kümmerten. Bandicut wandte sich dem Sprecher zu und stellte fest, dass er diesen Neri ebenfalls schon einmal gesehen hatte. »Ich heiße Corono. Ich bin der Heiler.« Corono deutete auf Lako. »Er wird bald sterben, wenn wir ihm nicht helfen können.«
»Ich verstehe«, sagte Bandicut.
»Und wir werden gleich sehen, ob Ihr es ernst gemeint habt, als Ihr uns Eure Freundschaft angeboten habt«, bemerkte Askelanda, und trat dann einige Schritte zurück.
Bandicut atmete tief aus. Ik berührte ihn beruhigend am Arm. »John – ich hatte nicht damit gerechnet, dass du zu dem, was du für mich getan hast, in der Lage bist.«
»Ich auch nicht.« Bandicut trat zu Lako. »Ich werde tun, was ich kann«, erklärte er in die Runde hinein. L’Kell stand dicht bei ihm, und Bandicut fragte ihn: »Ist er ein Freund von dir?«
»Ja«, murmelte L’Kell.
Bandicut schluckte schwer. »Ich muss dir sagen, dass es sehr schwierig wird. Ich weiß wirklich nicht …« Er stockte, dann verdrängte er den Gedanken.
///Ich habe Hoffnung///,
meinte Charlene mit überraschend
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