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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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war es, als wirbelten Erinnerungsbrocken und -fetzen in einem starken Sturm, einem tosenden Zyklon umher.
    Dennoch nahm er das neue Quarx weit deutlicher wahr als alle anderen zuvor – und sie schien auch weit mehr zu wissen.
    ///Wirklich schwer zu sagen,
welche Erinnerungen von meinem Vorgänger sind
und welche deine, aber … ///
    /Das ist seltsam. Sehr seltsam. Du bist nicht wie … die anderen neugeborenen Quarxe, die ich bis jetzt in mir hatte. Woher weißt du so viel?
    ///Tja, ich weiß nicht genau.///
    /Es ist, als hättest du alles mitgehört und gelernt. Oder als ob – ich weiß nicht –, als ob du schon ein bisschen von den anderen Quarxen in dir hättest. Wusste Charlie-Vier, dass du gleich nach ihm kommen würdest? Ich wette, der Hurensohn hat tatsächlich Selbstmord begangen!/
    ///Macht dich das wütend?///
    /Ja, das macht mich wütend! Weil er sich nicht dazu ›herablassen‹ wollte, den Neri zu helfen!/
    ///Vielleicht ist die Sache nicht ganz so einfach … ///
    /Wie meinst du das? Was weißt du, was ich nicht weiß? Immerhin warst du ja nicht selbst dabei./
    ///Da hast du natürlich Recht, nur …
könntest du mir ein paar Fragen beantworten?
Vielleicht verstehe ich dann alles besser.///
    Bandicut seufzte. /Was möchtest du wissen?/ Offensichtlich alles. Sie wollte einfach alles wissen. Er war verblüfft, welchen Wissensstand sie vom Augenblick ihres Erwachens an hatte – sie wusste mehr als jeder andere Charlie vor ihr. Aber sie konnte wohl kaum die Details der Situation kennen, in der Bandicut und die anderen nun steckten. Und sie musste alles darüber erfahren, weil L’Kell bald zurückkommen und Bandicut fragen würde, wie er sich entschieden hatte.
    ///Einiges davon sehe ich schon –
es schwebt über den anderen Informationen.
Aber den Rest … wenn du mich bitte
über alles ins Bild setzen würdest … ///
    In Bandicuts Kopf drehte sich alles. Aber er würde sich wohl an die neue Situation anpassen müssen; ihm blieb keine Wahl. Er musste sich daran gewöhnen, dass Charlie-Vier fort war, tot, und ein neuer Charlie seinen Platz eingenommen hatte, ein weiblicher … und außerdem lief ihm die Zeit davon. Sie mussten weitermachen, ganz gleich, wie schwer es würde. /Also gut/ flüsterte er. /Es ist so … /
    Als schließlich der Boden der Kuppel zu schimmern begann, und L’Kell auftauchte, fühlte Bandicut sich, als fahre er auf einem außer Kontrolle geratenen Karussell: Bilder umwirbelten ihn in einem endlosen Gedankenstrom. Charlene löcherte ihn mit Fragen, und er beantwortete sie im Geiste, halb benebelt, halb schlafend; und jede seiner Antworten warf wieder neue Fragen auf. Er schloss für einen Augenblick die Augen und zwang sich dazu, sich auf die zittrigen Beine zu erheben und den Neri zu begrüßen. »L’Kell«, sagte er mit heiserer Stimme.
    Der Neri beäugte zuerst ihn, dann Ik. Sein Auftreten wirkte nicht mehr so freundlich wie zuvor, reservierter, geschäftsmäßiger. Würde er ihnen jetzt mitteilen, dass sein Volk Bandicut und die anderen wieder als Feinde betrachten würden, wenn sie nicht versprächen, den Neri zu helfen – beziehungsweise: es zu versuchen?
    Ik ergriff als Erster das Wort: »Wir haben uns ausgeruht und sind gerade erst aufgewacht. Wir haben uns noch nicht beraten können.«
    L’Kell sah Bandicut an. »Ich glaube, dass du am meisten nachdenken musstest. Man hat mich hergeschickt, um dich nach deiner Entscheidung zu fragen. Wirst du uns helfen?«
    /Charlie – Charlene – ich weiß, du hattest nicht viel Zeit, das ganze Wissen in dich aufzunehmen, aber … /
    ///Ja. Sag ihm ja.///
    Er blinzelte verblüfft, als er die Gewissheit in ihrer Stimme hörte. Wie konnte sie sich so sicher sein, die Bitte der Neri erfüllen zu können?
    »John Bandicut?«, fragte der Neri.
    Langsam atmete Bandicut aus. »Wir werden es versuchen. Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht. Mein … Freund, das Quarx, hat seine Meinung geändert.« Er tippte sich an die Schläfe.
    »Dann lasst uns gehen!«, meinte L’Kell. Er hob den Gong auf und schlug ihn viermal. Dann wartete er und sah über Bandicuts Schulter ins Meer. Bandicut drehte sich um und erblickte zwei Neri, die ihnen entgegenschwammen. Sie trugen etwas zwischen sich. Es war die Verbindungsröhre.

9
Lebenszeichen
    Bandicut sah zu, wie sich das Ende der Röhre an der Kuppel festsaugte wie der Saugnapf eines Kraken. Das, was sich an Wasser im Saugnapf befand, wurde durch den Druck beiseite

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