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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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einer von ihnen eine Warnung und zeigte nach draußen. Mehrere der kleineren Habitatkuppeln schwankten sichtlich durch das Beben, rissen an ihren Verankerungen. Schlammwolken wurden vom steil abfallenden Meeresboden aufgewirbelt. Breite, grünlich gelbe Lichtstrahlen, die sich fächerförmig ausbreiteten, tauchten die Unterseestadt in ihr gespenstisches Licht.
    Und das Licht kam weder von oben noch von einem der Gebäude, sondern aus der Dunkelheit der Tiefe.
    Interludium
JULIE STONE
    Einige Zeit nach dem Kontakt mit dem Artefakt (und nachdem der geile Doktor Switzer sie untersucht und ihre ExoArch-Vorgesetzten sie befragt hatten), konnte Julie Stone sich endlich auf ihrer Koje ausstrecken und ihr Erlebnis überdenken. Nicht dass sie es auch nur annähernd verstanden hätte; aber zumindest konnte sie sich noch einmal die Details in Erinnerung rufen … und die Worte. Vielleicht gelang es ihr ja, sie irgendwie zu interpretieren. Julie hatte Kontakt mit einer außerirdischen Präsenz gehabt, oder besser: Die Präsenz hatte den Kontakt zu ihr hergestellt. Und obwohl Julie sich nur noch verschwommen an die körperlichen Details dieser Kontaktaufnahme erinnerte, wusste sie, dass der Translator ihr einige schrecklich beunruhigende Gedanken übermittelt hatte. Über einige von diesen Gedanken hatte sie sich mit ihren Kollegen ausgetauscht. Über andere traute sie sich nicht zu sprechen – jedenfalls nicht, ohne sie noch einmal genau zu überdenken.
    Etwas ist dort draußen, das versucht, eure Welt zu zerstören …
    Julie war sich ziemlich sicher, diese Worte gehört zu haben, auch wenn sie sich nicht mehr genau erinnern konnte, wann das gewesen war. Die Botschaft wies eine beunruhigende Ähnlichkeit mit dem auf, was John Bandicut ihr in seinem Brief geschrieben hatte, dem Brief, in dem er erklärte, warum er all diese verrückten Dinge getan hatte – ein Raumschiff von der Triton-Orbitalstation zu stehlen und damit auf eine Selbstmordmission zu fliegen, durch das Sonnensystem. Aber John hatte nichts davon gesagt, dass etwas versuchte, die Erde zu zerstören; er hatte nur einen gefährlichen Kometen erwähnt. Und vielleicht, nur vielleicht, war es ihm gelungen, die Erde vor diesem Kometen zu retten.
    Vielleicht?
    Genau das war der springende Punkt: Niemand wusste es genau. Offiziell ließ die Führungsspitze der MINEXKOR-Station verlautbaren, Bandicut habe den Verstand verloren und sich umgebracht, vermutlich infolge seines bereits einige Zeit zurückliegenden NeuroLink-Unfalls. Einige Leute – Georgia Patwell, Julie, vielleicht Johns Freund Krackey und noch einige wenige andere – glaubten, was John ihnen gesagt hatte. Es stand außer Frage, dass das Schiff auf eine Weise aus dem Orbit von Triton verschwunden war, die niemand erklären konnte. Und wie hätte John seine Funkübertragung fälschen sollen – durch das halbe Sonnensystem? Und was war mit der Flamme seines Strahlantriebs – er hatte gesagt, man solle ein Teleskop darauf richten. Jemand hatte das getan – natürlich nicht offiziell; die Offiziellen waren alle viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, zu erklären, warum das, was geschah, in Wirklichkeit unmöglich sei. Aber jemand oben in der Orbitalstation hatte Bilder gemacht, sehr seltsame Bilder. Und keines davon ergab einen Sinn – es sei denn, man zog eine recht absonderliche Technologie in Betracht. Zum Beispiel eine außerirdische Tech nologie.
    Überdies hatte man auf der Erde den fraglichen Kometen gesichtet, der gerade erst hinter der Sonne aufgetaucht war. Es war durchaus möglich, dass er sich auf einem Kollisionskurs zur Erde befand – aber man hatte nicht genug Daten zur Verfügung gehabt, um seinen Orbit derart genau berechnen zu können. Doch zu jenem Zeitpunkt hätte sowieso niemand vorhersagen können, welche Auswirkungen es auf die Bahn des Kometen gehabt hätte, wenn er durch die Sonne erhitzt worden wäre; auf jeden Fall hätte das Auswirkungen gehabt, denn das Wasser auf der Kometenoberfläche wäre explosionsartig verdampft. Niemand hatte in der Nähe der grellen Sonne das gestohlene Raumschiff gesichtet – wenn es überhaupt da gewesen war. Aber mehrere Teleskope beobachteten den Blitz, die Explosion, relativ nah an der Kreisbahn des Merkurs. Und danach war kein Komet mehr zu sehen gewesen, nur noch eine Wolke aus feinem Staub und Trümmern.
    Hatte Bandie vielleicht die Erde gerettet?
    Julie sah blinzelnd zur Decke über ihrer Koje. Nein, kein Vielleicht, nicht mehr.

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