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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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erwiderte S’Cali und bedeutete ihm mit einer Geste, die Tauchhaube aufzusetzen. »Dazu war unser Boot schon zu tief ins Wrack eingetaucht – keine Funkverbindung mehr möglich. Aber früher oder später werden sie nach uns sehen.«
    Ik seufzte durch die Ohren und setzte die Haube auf. Die Neri-Handwerker hatten nur sehr wenig Zeit gehabt, um die Haube seinem Kopf anzupassen, doch hatten sie ihr Bestes getan. Und tatsächlich passte sie bequem, ohne zu drücken oder ihm den Hals einzuschnüren. Allerdings sah er durch die Haube nur schattenhafte Umrisse. »Könnt ihr mich noch hören?«, fragte er, und seine Stimme hallte ihm in den Ohren.
    »Wir hören dich«, antwortete Delent’l, der damit beschäftigt war, die anderen Komponenten an die Haube anzuschließen. Seine Stimme klang gedämpft, war aber zu verstehen. »Sobald wir im Wasser sind, wird es ein bisschen schwieriger mit der Kommunikation. Unsere Technikerinnen hatten keine Zeit, um das Com-Gerät abzustimmen.« Der Neri berührte die Seite der Haube. »Wenn du uns also da draußen etwas sagen willst, musst du deutlich sprechen.«
    Ik stöhnte. »Wie gehen wir vor, nachdem wir ausgestiegen sind?«
    S’Cali deutete zur Nase des Tauchboots. Angestrengt blickte Ik durch die trübe Tauchhaube und glaubte, einige Schwimmer im dunklen Wasser zu erkennen. »Wir schwimmen zu den anderen, wir sammeln uns dort hinten«, erklärte S’Cali. »Und du zeigst uns, wie wir diese eigenartige Verstrahlung vermeiden können.«
    »Aha«, brummte Ik und fragte sich, wie er auch nur entfernt hoffen durfte, das zu schaffen, blind im Wasser schwimmend, das eiskalt und voller Pikarta war.
    »Dann werden wir zu den Verwundeten schwimmen«, plante S’Cali das weitere Vorgehen. »Ich habe gehört, ihr Sternenleute habt Heilerfähigkeiten? Ich glaube, es warten schon viele Verletzte auf dich.«
    Ik konnte ihn nur bestürzt anblicken.
    Inzwischen sprudelte ihm das Meerwasser schon um die Beine, aber S’Cali und Delent’l schienen es noch nicht sonderlich eilig damit zu haben, das Boot zu verlassen. Sie sortierten ihre Ausrüstung. Ik nahm die Tauchhaube wieder ab und nutzte die Zeit, ihnen einige Fragen über das Innenleben des Wracks zu stellen. Vorrangig bereiteten ihm zwei Dinge Kopfzerbrechen: Wie sollte er sich im Wrack zurechtfinden, und wie konnte er bestimmen, an welcher Stelle sich vermutlich der lecke Reaktor befand?
    Die Neri hatten anscheinend keine Karte vom Inneren des Wracks erstellt, jedenfalls nicht so, wie er es getan hätte. Stattdessen sprachen sie davon ›der langsamen Strömung zu folgen, bis die Wände sich öffnen‹ und ›da innezuhalten, wo die Turbulenz dich an eine ruhige Stelle bringt und das Wasser abgestandener und salziger ist‹, von wo aus man ›der schnelleren Strömung dicht über dem Boden folgen‹ müsse. Ihre Beschreibungen halfen Ik nicht im Mindesten dabei, sich ein Bild vom Inneren des Wracks zu machen. Aber dann horchte er plötzlich auf. Delent’l hatte gerade gesagt: »… in den Gang, wo die Strömung wärmer ist …«
    »Was hast du da gerade gesagt?«, unterbrach Ik den Neri.
    Delent’l wirkte verwirrt. »Was meinst du? Ich hab viel gesagt.«
    »Etwas über warmes Wasser. Ist es wärmer als in den anderen Teilen des Schiffs?«
    »Oh ja. An einer Stelle gibt es etwas im Schiff, das das Wasser erwärmt. Es fließt in einen Gang, und da warten die kranken Neri auf uns, damit du sie heilen kannst.«
    Ik wurde plötzlich ganz schwindelig. Die Kranken warteten im Gang mit dem warmen Wasser? Schrecklich, schrecklich! »Wisst ihr, woher die Wärme kommt?«, fragte er heiser.
    »Aus einer Öffnung, die mit einem Gitter versperrt ist«, antwortete Delent’l. »Dort fließt das Wasser in den Gang. Wir konnten noch nicht in den dahinter liegenden Raum vordringen, um nachzusehen, was sich darin befindet.«
    »Den Sternen sei Dank!«, rief Ik. »Wenn ihr da hineingeht, sterbt ihr wahrscheinlich! Ihr müsst die Verletzten sofort da wegschaffen!« Wenn es nicht schon zu spät ist, dachte er hilflos.
    Delent’l und S’Cali tauschten einen überraschten Blick. »Sie wegschaffen?«, fragte S’Cali. »Aber die Wärme tut ihnen gut!«
    »Bitte!« Ik atmete durch. »Ihr müsst sie wegschaffen! Es ist so gut wie sicher, dass das warme Wasser sie krank macht!« Während die beiden Neri versuchten, das Gesagte zu verstehen, verrenkte Ik sich den Hals, um aus der Sichtkanzel sehen zu können. Mehrere Neri-Schwimmer schwebten vor dem Tauchboot.

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