Die leuchtende Stadt
ließ sich von den Neri ziehen. Sie glitten durch den leeren Frachtraum, in dem ihr Tauchboot verunglückt war. Mattes Sonnenlicht fiel durch den klaffenden Riss im Rumpf hinein. Mehrere andere Neri stießen zu ihnen, als sie abdrehten, um das Tauchboot in Augenschein zu nehmen.
Das kleine Fahrzeug hatte sich in der unteren Ecke des Frachtraums verklemmt, zwischen einigen merkwürdig geformten Streben, offenbar Schiffsspanten. Von außen war ihr Tauchboot beinahe unbeschädigt, dafür würde der Schaden im Inneren umso größer ausfallen, je mehr Wasser eindrang. Ik hoffte, dass die Neri die erforderlichen Kenntnisse und Mittel hatten, das Boot zu reparieren.
Er spürte einen Ruck, dann glitt er wieder durchs Wasser. S’Cali und Delent’l schleppten ihn fort, in erstaunlich hohem Tempo. Ik japste nach Luft und war froh, dass er sich nicht aus eigener Kraft durchs Wasser bewegen musste. Durch eine Öffnung in der recht mächtigen, breiten wie hohen Schottwand gelangten sie in einen dunkleren Raum. Vor ihnen waren einige matte Lichter zu erkennen, die an Tiefseefische erinnerten, in Wirklichkeit aber Handleuchten von Neri-Schwimmern sein mussten. Nach wenigen Augenblicken hatten sich Iks Augen ein wenig an das Zwielicht gewöhnt, und er erkannte, dass sie durch einen breiten Gang schwammen, der sie tief ins Schiffswrack führen würde.
Das Atmen fiel ihm immer schwerer. Vielleicht lag es daran, dass er seinen Körper waagerecht zu halten versuchte, damit die Neri ihn leichter durchs Wasser schleppen konnten.
Er versuchte, sich zu beruhigen und sich das Innenleben des Schiffs möglichst genau einzuprägen. Je mehr er herausfände, desto besser. Und er würde auf jeden Fingerzeig, jeden Hinweis achten müssen, der ihm etwas über die Ursache der Verstrahlung verriet.
Doch leider fiel es ihm ausgesprochen schwer, sich zu konzentrieren. Das lag an seiner Atmung. Er holte tief Luft und spürte, dass ihm die Lungen brannten. Das lag nicht an der körperlichen Anstrengung. Nein, etwas stimmte nicht mit der Atemluft.
*Atemprobleme … sofortiger Eingriff erforderlich.*
Mond und Sterne! Was sollte er jetzt tun? Versuchen, zum Tauchboot zurückzuschwimmen? Er wollte S’Cali und Delent’l auf sich aufmerksam machen, bekam jedoch nicht genug Luft, um einen Schrei ausstoßen zu können. Ik kämpfte gegen die aufsteigende Panik an, dann schloss er klackend den Mund und riss fest am Seil.
S’Cali drehte sich zuerst zu ihm um. Ik winkte ihm wild zu und geriet dadurch ins Trudeln, sodass er plötzlich keinen der beiden Neri mehr sah. Er versuchte, sich wieder umzudrehen, aber seine Hände verfingen sich im Seil, und es kostete ihn kostbare Sekunden, sich zu befreien und wieder umzudrehen. Unterdessen waren S’Cali und Delent’l zu ihm geschwommen.
»Kann nicht … atmen«, keuchte er und packte die Tauchhaube mit beiden Händen. Das Wasser schien immer mehr auf sein Gesicht zuzurücken.
Er hörte S’Calis und Delent’ls Stimmen, verstand sie aber unter der Tauchhaube nicht. Trotzdem hatten sie anscheinend begriffen, was ihm fehlte, denn sie drehten ihn um und schleppten ihn eilig Richtung Tauchboot zurück.
Gut!, dachte er. Gut! Wir können es schaffen …
Zwei Neri-Schwimmer glitten ihnen durch die Öffnung in der Schottwand entgegen. Sie gestikulierten wild, schrien ihnen etwas zu – und diesmal verstand Ik, was sie sagten.
»Ins Schiff! Die Festländer kommen! Ihr könnt nicht zurück!«
Und während Ik um Atem rang, rissen S’Cali und Delent’l ihn in engem Bogen herum und schossen zurück ins Schiff, fort von der einzigen Luftquelle, die Ik hier unten kannte.
18
Rettung aus Seenot
Während L’Kell stumm und konzentriert das Tauchboot steuerte, schaute Bandicut durch das Seitenfenster der Sichtkanzel zurück, um zu ergründen, ob das gespenstische Licht aus dem Tiefseegraben noch immer hinter ihnen zu sehen war. Er fand es entnervend, etwas derart Unheimliches im Rücken zu wissen. Zudem ließ er die Roboter nur äußerst ungern in der Gefahr zurück.
///Du betrachtest sie wirklich als Freunde, nicht?
Als lebende, denkende Wesen.///
/Tja, stimmt. Ich meine, ist der Translator für dich nicht auch ein Wesen?/ Bandicut wusste nicht mehr genau, wann er die Roboter zuletzt als fast empfindungsfähige Wesen betrachtet und wann er begonnen hatte, sie als vollwertige Mitglieder der menschlichen Gemeinschaft zu sehen.
///Ich habe nicht viele Erinnerungen an den Translator
– schon gar keine eigenen.
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