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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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Kreaturen zu Gesicht bekommen hat“, meinte Lucthen schließlich.
    „ Dann wäre also alles geklärt. Wir reisen gemeinsam weiter, wenn es dir besser geht.“ Dawn erhob sich schwungvoll. Crystal richtete einen flehenden Blick auf Lucthen, doch auch der war nicht bereit ihrer Bitte nachzugeben.
    „ Ich werde in die östlichen Wälder reisen“, meinte er. Sein Tonfall machte klar, wie sinnlos es wäre ihm zu widersprechen. „Und ich werde dich jetzt ganz bestimmt nicht alleine lassen.“ Crystal nickte, obwohl sie offensichtlich immer noch nicht ganz überzeugt war.
    „ In ein paar Tagen sind wir sowieso nicht mehr in den Mittellanden, dann sollte die Gefahr ohnehin vorüber sein“, meinte Dawn leichthin. Corus bedeutete ihr, ihm nach draußen zu folgen und Dawn fügte sich seinem Willen. Er zog sie mit sich in sein Zimmer und schloss die Tür hinter ihnen. Dawn schaute ihn misstrauisch an.
    „ Vielleicht hat Crystal Recht, Dawn. Vielleicht sollten wir besser unsere Sachen packen und umkehren“, meinte er schließlich. Dawn verdrehte genervt die Augen und ließ sich auf Corus’ Bett plumpsen.
    „ Nicht du auch noch… Glaubst du wirklich, dass diese Kreaturen hinter ihr her waren?“ Corus schüttelte bedächtig den Kopf und nahm neben ihr Platz. Wie sie so auf dem Bett saß, die Wangen vor Ärger leicht gerötet, war sie ganz jene Dawn, die er kannte und mochte, doch heute Nachmittag…
    „ Dawn, woher hast du das Schwert?“ Dawn funkelte ihn wütend an.
    „ Was geht dich das an, frag’ ich mich? Vielleicht hat Corin es mir zum Abschied geschenkt?“
    „ Ja, vielleicht. Hat er aber nicht, oder?“ Dawn starrte schweigend vor sich hin. Verdammt, sie konnte ihn nicht belügen.
    „ Ich hab es gefunden. Zufrieden?“
    „ Nein! Ich bin alles andere als zufrieden. Was heißt gefunden, Dawn? Hast du es genauso gefunden wie du Geldbeutel findest?“ Dawn blinzelte.
    „ Du weißt davon?“ Wenigstens besaß sie genügend Anstand, ihn schuldbewusst anzusehen. Corus nickte.
    „ Ich wusste es die ganze Zeit.“
    „ Warum hast du nie irgendwas gesagt?“ Corus zuckte mit den Schultern.
    „ Wir sind Freunde, oder?“
    „ Ich hab nie viel genommen, Corus. Ich schwöre es. Ich… Es tut mir leid.“ Dawn wusste nicht, was sie tun konnte, um es wieder gutzumachen. Seine Augen, die sonst in einem hellen Blau leuchteten, hatten sich verfinstert und Dawn hatte das Gefühl, als hätte sie seine Freundschaft verloren. Sie schluchzte auf. Corus konnte nicht mit ansehen, wie sie sich quälte. Er streckte die Arme aus und zog sie an seine Brust. Sanft streichelte er ihr übers Haar.
    „ Schon gut, Dawn. Ich werde es den Anderen nicht sagen. Ich will doch nur nicht, dass du Schwierigkeiten bekommst, verstehst du? Heute Nachmittag hatte ich kurz den Eindruck, dass nicht du das Schwert führst, sondern dass das Schwert dich führt. Ich weiß das klingt idiotisch, aber Dawn, mir wäre lieber, du würdest es nicht mehr benutzen.“ Dawn versuchte das Entsetzen, das seine Worte in ihr auslöste, zu verbergen, indem sie den Kopf an seinem Hals barg und sich beharrlich weigerte ihn anzusehen. Er hatte es also auch gespürt. Sie atmete seinen vertrauten Geruch ein und versuchte sich zu beruhigen. Doch sie konnte nicht leugnen, dass sie heute das Lied gehört hatte, das das Schwert sang, als sie es geführt hatte; ein Lied, das direkt zu ihrem Herzen zu sprechen schien. Ein Lied. Ein Wort: ‚Blut, Blut, Blut…’, hatte das Schwert gesungen und Dawn hatte mitgesungen.
    „ Ich werde es nicht mehr benutzen“, murmelte sie schließlich leise. Es klang, als müsse sie sich selbst davon überzeugen.
     

    Seit den frühen Morgenstunden hatten sie keine Menschenseele mehr gesehen. Lucthen hatte gewusst, dass die Grenzlande zwischen den Reichen nicht sehr dicht besiedelt waren, doch das hier war Niemandsland. Zum Glück hatten sie vorgesorgt und genügend Proviant und Schlafrollen mitgenommen. Ab jetzt würden sie vermutlich im Freien übernachten müssen. Lucthen wusste nicht, ob sie die Grenze zu Eidos’ Reich schon überschritten hatten; er wusste nicht, wie die Bewohner der Auen reagieren würden, wenn sie die Reisegruppe sahen. Es fiel ihm immer schwerer die eigene Ungeduld zu zügeln. Seit dem Tag, an dem Liisatiina verwundet wurde, hatte er sie nicht mehr gesehen und mit jeder Stunde wurde er unsicherer. Lebte sie überhaupt noch? Und was würde er tun, wenn er sie gefunden hatte? Crystals Verletzung hatte sie zwei Tage

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